Der Pokal und der Bibelspruch
Die EM ist Geschichte. Es wurde gezittert, gekämpft, gejubelt und geweint. Ganz am Schluss geschah es dann: Während nach dem Endspiel die Spieler mit den Fans feierten, wurde im Hintergrund schnell der Pokal graviert, den Kapitän Álvaro Morata kurze Zeit später in die Höhe heben durfte. Während der Graveur also zum vierten Mal «Spanien» in den Pokal schrieb, sah das Fernseh-Publikum im Hintergrund einen Bibelvers.
An der Wand der Kapelle, in der auch vor einem DFB-Pokalfinale regelmässig eine Andacht stattfindet, steht nämlich der Spruch aus Matthäus, Kapitel 16, Vers 26. Dort heisst es: «Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?» Ob nun Absicht oder unfreiwillige Ironie – «So ein Spruch in der Stunde des vielleicht grössten Triumphs eines Sportlers ist bemerkenswert», kommentiert Johannes Blöcher-Weil im Medienmagazin PRO.
Die gute andere Perspektive
Und tatsächlich: Es ist gut, immer wieder die Perspektive zu öffnen – nicht nur beim Fussball, sondern auch in all den grossen und kleinen Triumphen unseres eigenen Lebens. Wir sind auf Gewinn getrimmt, ob es nun Geld, Anerkennung oder die «Likes» sind, nach denen wir in den sozialen Medien lechzen. Wer nicht gewinnt, muss es beim nächsten Mal noch härter probieren – oder er ist ein «Loser».
Aber es gibt noch eine ganz andere Dimension. Was bringts, wenn du alles gewinnst und deine Seele verlierst? Die Seele, das ist die wahre Existenz unseres Lebens, das, was dich wirklich ausmacht – und die ist dazu da, sich bei Gott zu verankern. Bleibend, über den Tod hinaus. Denn irgendwann ist auch dein «Gewinn» wieder vorbei. Ruhm und Geld können schon hier im Leben schnell verflossen sein. Und spätestens eine Sekunde nach dem Sterben zählt definitiv etwas anderes.
Gewinnen ist nicht schlecht in sich. Aber die Seele darf nicht dabei draufgehen. Du bist mehr als dein Bankkonto oder deine Erfolge. Lass dich versöhnen mit Gott.
Für die «Loser» unter uns: Kehren wir den Vers doch mal um. «Selbst wenn du nicht gewonnen hast – ist nicht so wichtig. Schau, dass deine Seele bei Gott daheim ist; dann hast du schlussendlich definitiv mehr als all die Bejubelten und die Gewinner dieser Welt.»
Der Bibelvers steht sicher nicht zufällig an der Wand der Fussball-Kapelle. Er hilft, beim ewigen «Rennen um den Pokal» eine gesunde Perspektive zu behalten und nach dem zu streben, was echt zählt.
Zum Thema:
Fussball und Glaube
Florian Wüthrich: «Ich lerne vieles über mich selbst»
Fussball-EM 2024: EKD-Sportbeauftragter: «Kirche kann von Fan-Clubs lernen»
Spaniens Trainer Luis de la Fuente: «Ich bin nicht abergläubisch – ich bete jeden Tag»