Ein Leuchtturm in Leidenszeiten

Der Gospelchor Wittenbach beim Festival
Wenn ein Festival-Publikum zusammen «Heal The World» oder ein LaLaLa singt, das fröhliche Stimmung verbreitet, lässt das tatsächlich für einen Moment die Schwere des Alltags vergessen. Nicht zuletzt wies das Konzert auf den Leuchtturm des Lebens hin.

Denn das Lied «My Lighthouse» (mein Leuchtturm) von Rend Collective zeigt mit der Zeile «Du bist mein Friede im aufgewühlten Meer» (deutsche Übersetzung), dass bei Jesus Orientierung und ewiger Friede zu finden sind.

Dies fügte sich perfekt in den Gospelkontext ein, in dem es ja sowieso um Gott geht – ein Gott, der die Menschen sucht, und Menschen, die Gott gefunden haben.

Pionierprojekt gut verankert

Was als Pionierprojekt startete, hat sich als feste Grösse in der Festival-Landschaft verankert. Ziel war es von Beginn weg, Gospelmusik mit seinem ganzen Flair auch im Sommer zu haben und möglichst Open Air zu fördern plus die Stadt beim Beleben des Stadtzentrums zu unterstützen. Ziel erreicht, zur Nachahmung empfohlen.

Hitze, Hoffnung und heilende Stimmen

Oft entstanden die originalen Gospelsongs in schwierigen Zeiten, beispielsweise durch Sklaven, die Unterdrückung und härtestes Leben nur mit Gott an ihrer Seite überstehen konnten.

In diesem Sinne wurde der musikalische Abend eingeführt. Nämlich, dass in den aktuellen Zeiten, in denen globale Krisen die Welt schütteln, aber auch persönliche Schicksale den Einzelnen erschüttern, ein Abend der Hoffnung gefeiert werden soll.

Die Vorband «Keep Close» holte das Publikum ab und stimmte auf den gospeligen Schwerpunkt mit dem 25 köpfigen «Gospelchor Wittenbach» ein. Die Stimmung war nicht nur beschwingt, berührend und herzerwärmend – nein, der Schöpfergott meinte es auch mit dem Wetter gut und schenkte eine überschwängliche Wärme für die rund 280 Besucher.

Heilige Hymnen und spezielle Sparte

Was früher noch klar mit den klassischen Gospelliedern bestritten wurde, wird heute öfters mit Worship-Songs oder bekannten Hits aus der Musikwelt ergänzt. Da erschallten am Samstag Lieder wie «Ancient Of Days» gleichwohl wie ein «Heal The World» von Michael Jackson.

Ein spezielles Genre sind afrikanische Lieder, die noch mehr in die traditionellen Wurzeln gehen. Beim «Baba Yetu», also Vater unser, sowie einem weiteren Lied hörte man die Trommeln pulsieren.

Grenchen bringt jeweils eine gute Mischung aus altbekannten Spirituals, wie diesmal das «Amen», ebenso wie ein aktuelles «Mighty To Save» oder ein «Shackles».

«Lighthouse» in Lebenskrisen

Der Chor übersetzte die englischen Lieder, die auf eine grosse Leinwand projiziert wurden. Zusätzlich gab eine Sängerin Gedanken zum Leuchtturm-Song weiter, die auch mit ihrem persönlichen Leben zu tun hatten. Eine berührende, gelungene Verknüpfung.

Bewegte Farbtupfer wurden mehrmals durch Choreographien zu einzelnen Liedern gesetzt. So tauchten plötzlich in den Chormitgliedern Schilder mit «Yes» auf oder wurde das Publikum mit passenden Moves zum Thema «Zugfahrt» erheitert.

Das Open Air mit Kollekten-Eintritt zeigte, dass jeder Mensch und Hund, wie auch die Marktplatz-Katz willkommen sind. Sie ist ein vierbeiniges Original, das zum Stadtbild gehört. Während des Konzerts tanzten Kinder herum, und immer wieder hielten spontan Passanten mit Rad oder zu Fuss und gönnten sich ein, zwei Ohr voll Abend-Musik. Könnte die herkömmliche Sonntags-Kirche etwas davon lernen?

Leuchtturm-Event scheint weiter

Bereits die zwölfte Ausgabe von «Sommer-Gospel Grenchen» ging wortwörtlich über die Bühne und begeisterte einmal mehr ein Publikum mit vielen Stammgästen. Von Beginn weg beglückte eine stabile Besuchermenge den Event. Das OK selber ist in einer Umbruchphase, wo Mitglieder wechseln und der Hauptleiter und Initiator mehrere Aufgaben abgibt. Jedoch sieht die Zukunft vielversprechend aus.

Das bewährte Konzept bringt eine kleinere Formation oder ein Duo und anschliessend den Hauptact mit Gospel, was von einer Solosängerin bis hin zum 40-köpfigen Chor reicht; praktisch immer mit Liveband begleitet. Dazu gehört die vorbildliche Vernetzung mit Kirchen vor Ort, wie auch mit der Stadt (durch drei Institutionen), die den Event grosszügig und dankbar unterstützt, und mit vielen Sponsoren von Stiftungen bis hin zu Geschäften und dem Kulturamt des Kantons.

Auch deshalb kann das OK beim Kollekten-Prinzip bleiben und macht es ganz gezielt jedem Besucher erschwinglich. Und so können auch in Zukunft Spontane einfach so in die beschwingte Gospelfeier reintanzen!

Live-Impressionen vom Gospelchor Wittenbach in der Vergangenheit:

 

Zum Thema:
Schweden – Land der Chöre: Wie Gospel eine Gesellschaft bewegt
Open Air-Jubiläum in Grenchen: Gospel und Hoffnung hinter Gittern
Soulikone Mavis Staples: Gospellady und Fast-Ehefrau von Bob Dylan

Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung