Gedenkfeier für einen Vater der Nation(en)
«Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen!» Mit diesen Worten aus Offenbarung, Kapitel 22 eröffnete Andreas Keller, der Sohn von Geri Keller und heutiger Leiter der Stiftung Schleife, die Gedenkfeier in der Winterthurer Reithalle. Dieses Leben im Schauen auf das Lamm (auch in Offenbarung, Kapitel 14) stand für Geri Keller stets im Zentrum.
Aus der Freude am Lamm sei für ihn auch die Freude am Hirtensein gekommen, betonte Thomas Bänziger vom Schleife-Leitungsteam in seiner Kurzpredigt. Gerade der Zustand der Pfarrerschaft im Land und des ganzen Leibs Christi habe Geri stets interessiert. Dies schlug sich logischerweise in der Vision der Stiftung Schleife nieder, in der es darum geht, Christen aller Konfessionen durch verschiedene Seminare, Konferenzen, Seelsorge und Beratung im Glauben zu ermutigen.
«Vater, du bisch so schön!»
Bis zu seinem Tod am 23. April 2023 war Geri Keller trotz körperlichen Leiden dankbar für sein Leben und die enge Verbundenheit mit dem Vater im Himmel. «Vater, du bist so schön», habe er in seinen letzten Tagen und Wochen oft gesagt, berichtete Lilo Keller, die Frau, die knapp 55 Jahre an seiner Seite war. Er habe in der Erweckung gelebt, beschrieb Lilo die Intimität, die Geri mit Jesus hatte. «Manchmal sagte er während dem Essen plötzlich 'komm, Heiliger Geist!' oder 'Jesus, Jesus, es ist Zeit.'» Für ihn war klar, dass sich nochmals ein Strom der Herrlichkeit Gottes in Bewegung setzen und ganze Nationen erfassen wird, bezeugte Lilo Keller an der Trauerfeier.
Die Gedenkfeier war – wie es zum Leben des Verstorbenen passt - geprägt von Freude und Lobpreis für Gott. Auf leidenschaftliche Worship-Momente folgten Proklamationen von Gottes Herrlichkeit und natürlich immer wieder Erlebnisse mit diesem stämmigen Mann, der seine Mitmenschen gerne mit einem liebevollen Stoss in die Brust in nächste Abenteuer mit Gott schickte.
Versöhner und Ermutiger
Die Gedenkfeier in der Winterthurer Reithalle, also an dem Ort, wo Keller viele kraftvolle Reithallen-Gottesdienste durchführte, war auch ein Verbeugen unzähliger Menschen, die durch ihn mit einem neuen Blick auf das Herz Gottes beschenkt wurden. Einige von ihnen kamen an der Gedenkfeier direkt auf der Bühne oder per Videobotschaft zu Wort. So sagte etwa Marcel Rebiai von der Gemeinschaft der Versöhnung, wie er immer über seine tiefe Liebe und Leidenschaft für das jüdische Volk und Israel gestaunt habe. Dabei habe Geri keinerlei Berührungsängste gehabt und habe das Angesicht Christi in allen Menschen gesucht.
Auch Ben Girod von der Amischen Gemeinschaft im Westen der USA, zollte Geri Tribut für seine grossen Verdienste bei der Versöhnung der Täufer mit der Evangelisch-reformierten Kirche. «Geri stand in den Riss für uns Täufer», sagte der Bischof der Amischen Gemeinschaft im Westen der USA, der für den Gedenkgottesdienst aus nach Winterthur angereist war. Die deutsche Autorin Kerstin Hack stellte Geris Gabe, auch kleine Glaubensschritte gross zu machen, in den Vordergrund. Er habe auch da, als sie zaghaft mit einem Hausboot-Projekt gestartet habe, gerne anerkennend den Spruch «Isch doch gwaltig!» zum Besten gegeben. Vineyard-Gründer Martin Bühlmann hob Kellers klare Linie beim Umgang mit anderen Christen hervor: «Geri, du hast nie schlecht über andere gedacht und gesprochen!» Mehrere Sprecher betonten, wie sie in diesem Mann Gottes einen geistlichen Vater hatten. «Dieser Mann hat an mich geglaubt», sagte zum Beispiel der deutsche Evangelist Walter Heidenreich per Videobotschaft. Dadurch habe er eine Sicherheit bekommen, um im Dienst mutige Schritte zu wagen.
ICF-Gründer Leo Bigger erfuhr ebenfalls viel Ermutigung durch Pfarrer Geri Keller: «Ich bin ja einer, der durch seinen Stil und seine Person gerne mal aneckt. Aber Geri stärkte mich immer wieder, indem er zum Beispiel sagte 'Leo, der Vater hat dich gern!'.» Er sei für ihn ein Vorbild wegen seiner gewaltigen Freude an Gott, aber auch, weil er innerlich so aufgeräumt war und den Lauf mit Würde beendet hat. Einen wegweisenden Moment, den er in der Aufbauphase von ICF mit Geri erlebt hatte, teilte der Pastor von ICF Zürich ebenfalls mit der Festgemeinde: «Als er bei uns an einem Anlass auftrat, waren wir gerade mit der Namensänderung beschäftigt. Wir wollten ICF in City Church umbenennen. Doch da stand Geri bei uns auf der Bühne, schloss seine Augen und rief plötzlich aus 'ihr dürft den Namen nicht ändern!'. So kam es, dass wir beim bisherigen Namen ICF blieben. Es muss prophetisch gewesen sein, da dieses 'I' für International (Christian Fellowship, Anm. d. Red.) heute doch eine gewisse Rolle spielt.»
Ein bodenständiger Mystiker
«Geri war ein Mystiker», erzählte Lilo Keller über ihren Liebhaber. Er habe es geliebt, weg zu sein – im Wald, in der Ranft oder irgendwo in den Bergen. Aber er war auch nah bei den Menschen, unabhängig von ihrem Ansehen. Mit seiner kindlichen Freude am Herrn, seinem Mitgefühl, seinem Humor und seiner geistlichen Klarheit prägte er unzählige Menschen. Seinen Lebensabend verbrachte er im Kreis seiner Liebsten. «Er liebte es, mit den Enkeln Streiche zu spielen», so Lilo.
Es ist erstaunlich, welch grosse Spuren das Leben dieses Mannes hinterlassen hat. Nun sei er in der «Wolke der Zeugen» (Hebräer, Kapitel 12) und könne sehen, worauf er immer hingelebt habe, sagten mehrere Weggefährten voller Dankbarkeit. Das ganze Video von der dreieinhalbstündigen Gedenkfeier ist auf dem YouTube-Kanal der Stiftung Schleife weiterhin abrufbar. An dieser Stelle sei auch auf den Livenet-Talk vom 27. April 2023 mit dem langjährigen Freund Werner Tanner über das Vermächtnis von Geri Keller verwiesen sowie auf den News-Artikel zu diesem besonderen Talk, der wenige Tage nach Geri Kellers Tod aufgezeichnet wurde.
Sehen Sie sich die Gedenkfeier zum Leben und Wirken von Geri Keller an:
Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Werner Tanner an:
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