Türkei wandelt Kirche in Moschee um
Die Umwandlung reiht sich ein in die Umwidmung anderer Bauten, darunter die der ikonischen Hagia Sophia am 24. Juli 2020. Die nun betroffene Chora-Kirche blickt auf eine reichhaltige, christliche Tradition zurück. Sie liegt im Istanbuler Stadtteil Fatih nahe der alten Stadtmauer und ist für ihre kunstvollen Mosaiken und Fresken aus dem 11. und 12. Jahrhundert bekannt.
Griechenland übt nun heftige Kritik, zumal die Kirche am Tag nach dem griechisch-orthodoxen Osterfest als Moschee eröffnet wurde – das griechische Aussenministerium verurteilte den Schritt in einer Erklärung: «Die Entscheidung der türkischen Behörden, das Chora-Kloster als muslimische Moschee in Betrieb zu nehmen, stellt eine Provokation für die internationale Gemeinschaft dar, da sie seinen Charakter als UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit verzerrt und beeinträchtigt.»
Bewegte Geschichte
«Die Erhaltung des universellen Charakters von Denkmälern und die Einhaltung internationaler Standards zum Schutz des religiösen und kulturellen Erbes ist eine klare internationale Verpflichtung, die für alle Staaten bindend ist», so die griechische Behörde weiter.
Die ursprünglich von Konstantin dem Grossen im frühen vierten Jahrhundert erbaute Kirche wurde etwa 50 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels durch die osmanischen Türken im Jahr 1453 in die Kariye-Moschee umgewandelt.
Die türkische Regierung erklärte das Gebäude 1945 zum Museum. Das Museum wurde 1958 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nachdem US-amerikanische Kunsthistoriker bei der Restaurierung der ursprünglichen Mosaiken der Kirche geholfen hatten.
Religiöse Basis festigen
Die Einweihung in dieser Woche durch Erdogan, der aus Ankara zugeschaltet war, fiel mit der Einweihung mehrerer anderer kürzlich restaurierter Gebäude zusammen.
Die Umwidmung der Kirche war für 2020 angekündigt worden. Solche Nutzungsänderungen gelten als strategischer Schritt, um die konservativ-religiöse Basis von Erdogans Regierungspartei in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs zu stärken.
Vielfältige Geschichte respektieren
Auch das US-Aussenministerium äusserte sich besorgt und forderte die Türkei auf, die «vielfältige Geschichte» solcher Kulturerbestätten zu respektieren.
Das griechische Aussenministerium betonte: «Wir ermutigen die türkische Regierung, den Zugang zu Stätten und Gebäuden, die verschiedenen Religionsgemeinschaften gedient haben, zu erhalten und sicherzustellen, dass ihre unterschiedliche Geschichte respektiert wird.»
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