In Ägypten brannten Häuser von Christen
In den vergangenen Wochen hat das österreichische Hilfswerk «Christen in Not» (CiN) auf die verstärkten Übergriffe und Entführungen christlicher Mädchen aufmerksam gemacht. Oft geht damit der Versuch einer Zwangsislamisierung einher.
Nun ist in der Nacht auf Mittwoch in Minya offene Gewalt von Muslimen gegen Christen ausgebrochen. Laut einer Mitteilung von CiN wurden Häuser von Kopten in einer konzertierten Aktion von muslimischen Fanatikern angezündet. Die Christen wurden daran gehindert, die Häuser zu verlassen, berichtet der koptische Pfarrer Anba Makarius.
«Wie in Wien»
Laut CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn sind mehrere Menschen ums Leben gekommen, genaue Zahlen sind noch nicht bekannt. Elmar Kuhn in der Pressemitteilung: «Das heutige Pogrom erinnert an die schlimmsten Pogrome gegen Juden in Wien, als 1421 Tausende Juden im Feuer zu Tode kamen. So etwas haben wir in der heutigen Welt nicht mehr für möglich gehalten.»
Kuhn erklärt weiter: «Das zeigt, dass es um die Vernichtung der Christen geht, also dem Zerstören jeder christlichen Präsenz in Ägypten. Wie so oft hat die Polizei erst nach langem Zögern reagiert. Die Feuerwehr kam ebenfalls erst, als das koptische Viertel schon lichterloh brannte und die Schreie der eingeschlossenen Menschen durch die zusammenbrechenden Mauern drangen.»
Islam in die Pflicht zu nehmen
Durch die letztendlich eintreffenden Sicherheitskräfte wurden einige Extremisten verhaftet. Jetzt müsse endlich der offizielle Islam, die Imame und Gelehrten, reagieren, fordert CiN. «Wenn Religionen zum Teil der Lösung werden wollen, dann ist jetzt die Zeit zum Handeln für die Vertreter des Islam in Ägypten und weltweit gekommen. Es geht auch um die Existenz des modernen Ägypten. Ohne Christen, ohne Kopten, die sich als die Nachfahren der alten Ägypter verstehen, kann Ägypten in einer globalisierten Welt nicht existieren.»
Zuletzt weniger Verleumdungen
In Minya führte CiN in den letzten Jahren mehrere interreligiöse Projekte unter Einbeziehung muslimischer Familien durch. Das Werk aus Österreich erkannte hierbei, dass die Verleumdungen gegen Christen durch die Muslimbrüder in Minya nur noch wenig Widerhall fanden.
«Möglicherweise bringen die Muslimbrüder sich so auch wieder in Erinnerung und stemmen sich ihrem Bedeutungsverlust entgegen. Dann wären mehr und intensivere interreligiöse Projekte eine gute Prävention gegen muslimischen Extremismus.»
Minya liegt rund 250 Kilometer südlich von Kairo am Nil. Mehr als 40 Prozent der Einwohner zählen sich zu einer christlichen Konfession.
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