Myanmar: Systematische Zerstörung religiöser Gebäude

Diese Baptistengemeinde in Ramthlo im Bundesstaat Chin wurde im August 2023 zerstört.
In der vergangenen Woche wurde eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass die Militärregierung von Myanmar systematisch Kirchen und andere religiöse Gebäude in dem christlich geprägten Bundesstaat des buddhistisch dominierten Landes zerstört.

Der am Dienstag veröffentlichte Bericht des Projekts «Myanmar Witness» des in Grossbritannien ansässigen Centre for Information Resilience konnte nach eingehender Untersuchung Berichte über Luftangriffe verifizieren, die im Jahr 2023 über mehrere Monate hinweg schwere Sachschäden an Kirchen im Bundesstaat Chin verursacht haben. Religiöse Gebäude geniessen nach internationalem Recht einen besonderen Schutzstatus.

Mindestens 107 religiöse Gebäude – darunter 67 Kirchen und fünf buddhistische Klöster – wurden nach Angaben der Chin Human Rights Organization seit der Machtübernahme 2021 allein im Bundesstaat Chin vom Militär zerstört. Ein Bericht der Internationalen Juristenkommission aus dem Jahr 2023 zählte landesweit 94 buddhistische und 87 christliche religiöse Stätten, die zerstört oder beschädigt wurden.

Gezielte Strategie

Myanmar versank im Bürgerkrieg, nachdem das Militär im Februar 2021 die Macht von der gewählten Regierung unter Aung San Suu Kyi übernommen hatte. Viele Menschenrechtler glauben, dass das Militär es auf religiöse Gebäude abgesehen hat. «Die Bombardierung von Kirchen ist weit mehr als nur ein Kollateralschaden», schrieb Benedict Rogers, ehemaliger Leiter des Ostasien-Teams der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide in einem E-Mail-Interview. «Sie ins Visier zu nehmen, ist Teil einer gezielten Strategie.» Der Grund: «Das Militärregime ist intolerant gegenüber nicht-burmesischen ethnischen und nicht-buddhistischen religiösen Minderheiten. Indem es Kirchen und andere Gotteshäuser ins Visier nimmt, greift es direkt die Identität dieser Gemeinschaften an.»

Bestätigung durch unterschiedliche Quellen

Laut Salai Mang Hre Lian von der Chin Human Rights Organization haben auch frühere Regierungen religiöse Minderheiten diskriminiert, aber «die Angriffe und direkten Verletzungen und Diskriminierungen gegen christliche Minderheiten sind bedeutender und nehmen zu», seit die Armee 2021 die Macht übernommen hat.

«Nicht nur Christen, sondern alle religiösen Minderheiten werden verfolgt», erklärte Ngun Thawng Lian, ein bekannter christlicher Pastor, der jetzt in Australien lebt. Seine Heimatstadt Thantlang wurde im September 2021 während der heftigsten Kämpfe zu Beginn des Krieges praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Zusammen mit vier burmesischen Staatsangehörigen hat er auf den Philippinen Strafanzeige gegen die Generäle der Junta erstattet.

Weitere Berichte über Angriffe auf Kirchen stammen von der christlichen humanitären Hilfsorganisation Free Burma Rangers, die an verschiedenen Orten im Osten Myanmars medizinische Hilfe und evangelistische Aktivitäten für die Dorfbevölkerung durchführt. «Seit dem Staatsstreich sind viele Kirchen im Chin-Staat bombardiert und zerstört worden – nicht nur in Chin selbst, sondern auch in Karen und Karenni», sagte Dave Eubank, ein ehemaliges Mitglied der US-Spezialeinheiten und Gründer und Leiter der Gruppe. In der Umgebung von Demoso, einer Gemeinde mit 80`000 Einwohnern in Karenni, seien die meisten Kirchen bombardiert und völlig zerstört oder beschädigt wurden. «Ich kann mich an zehn Kirchen erinnern, die ich in Trümmern oder mit grossen Löchern durch direkte Luftangriffe gesehen habe», sagte Eubank. «Eine der grössten Kirchen in Demoso wurde 2022 von Hubschraubern getroffen, die mit Raketen und schweren Maschinengewehren direkt in den Kirchturm feuerten.»

Das Militär war für eine unmittelbare Stellungnahme zu den Berichten nicht zu erreichen, hat aber in der Vergangenheit wiederholt erklärt, dass es nur «legitime Kriegsziele» angreife; Widerstandskämpfer wurden als Terroristen bezeichnet.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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