Schweizer ermöglichen Flüge in Südsudan-Flüchtlingskrise
Der Krieg im Sudan weitet sich aus und treibt die leidgeprüfte Bevölkerung in die Flucht. «Es sind bereits mehr als 130'000 Menschen in den Südsudan geflohen. 90 Prozent von ihnen sind Rückkehrer», bilanziert der Schweizer Benjamin Klassen. Er leitet vor Ort das Südsudan-Programm der Organisation MAF (Mission Aviation Fellowship) und lebt in der Hauptstadt Juba.
Bereits vor dem Krieg im Nachbarland waren zwei Drittel der Menschen im Südsudan auf externe Hilfe angewiesen. «Es herrschte bereits eine Notsituation, die sich jetzt noch verschlimmert. Die wirtschaftlichen Folgen des Konflikts verheissen nichts Gutes.»
Landweg teils unmöglich
Renk ist der nördlichste und abgelegenste Ort, an dem sich Vertriebene einfinden. An der Grenze werden sie vom UNHCR und IOM (Internationale Organisation für Migration) registriert. Ein Teil wird von Renk aus auf dem Nil weitergeführt. Die schwierigen Strassenverhältnisse in der Regenzeit und das Fehlen schiffbarer Flusssysteme machen die Versorgung von Renk auf dem Landweg schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
Die Strecke vom dünn besiedelten Gebiet in die Hauptstadt Juba entspricht – Luftlinie – ungefähr der Strecke von Bern nach Barcelona. Dementsprechend ist der Lufttransport die zuverlässigste Methode, um den dringenden humanitären Bedarf zu decken. Bei den Flügen in den Norden bringt MAF Ärzte und Nothelfer, medizinische Materialien, Nahrungsmittel sowie weitere Hilfsgüter nach Renk. Und die Rückflüge in den entladenen Maschinen dienen der Überführung verletzter Menschen.
«Leider kommen die verschiedenen Organisationen mit dem Transfer nicht schnell genug voran und die Situation in den Transit-Zentren verschlechtert sich täglich», beobachtet Benjamin Klassen. «Wir als MAF haben eine begrenzte Kapazität mit unseren vergleichsweise kleinen Cessna Caravan.» Daher konzentriert sich MAF auf Verwundete. Unter ihnen war beispielsweise eine Frau, die in der sudanesischen Hauptstadt Khartum angeschossen worden war und die – nach schweren Strapazen im Südsudan angekommen – dringend von Renk nach Juba gebracht werden musste.
«Es sah aus wie in Afghanistan»
Bis Ende Mai arbeitete David Graf vor Ort als MAF-Pilot (seine Geschichte wurde kürzlich in «SRF bi de Lüt – Heimweh» dokumentiert). Er erinnert sich an die Szenerie: «Um eine humanitäre Katastrophe im Norden zu verhindern, waren wir bereits früh im Einsatz. Tausende Flüchtlinge standen damals in der Nähe der Landebahn. Alle wollten irgendwo einen Platz erhalten, um in den Süden zu gelangen. Die Bilder erinnerten an jene in Kabul, als die Taliban die afghanische Hauptstadt überrannten, wenn auch wesentlich geordneter.»
Unterdessen ist die Lage etwas übersichtlicher. Die Situation am Flugplatz ist gut unter Kontrolle, die verschiedenen Organisationen versuchen nur Personen zum Flugplatz zu bringen, wenn ein Flug kurz bevorsteht.
Benjamin Klassen: «Alle Organisationen inklusive den UN-Organisationen und weitere Hilfswerke, haben Probleme, die nötige Finanzierung von verschiedenen Geldgebern zu erhalten.»
MAF baut Luftbrücke
Die Regierung des Südsudans hat bekannt gegeben, dass die Grenzen für alle Menschen offen sind, die vor dem Konflikt fliehen, ob mit oder ohne Reisedokumente; auch wenn es an allem mangelt.
Vaughan Woodward, MAF-Direktor für «Globale Katastrophenhilfe», spricht von einer Luftbrücke für Hilfspersonal und Hilfsgüter, um den humanitären Bedarf der Vertriebenen zu decken. «Das MAF-Programm im Südsudan unterstützt NGOs im Land hervorragend, um auf die Anhäufung von Flüchtlingen im Norden zu reagieren. Der Südsudan steht vor einer langsam einsetzenden Katastrophe, da die Situation im Sudan immer mehr Menschen zur Flucht zwingt. Durch unsere Katastrophenhilfe können mehr Ressourcen und Personal bereitgestellt werden, um den Bedarf vor Ort zu decken und um Hilfsgüter ein- und die Schwächsten auszufliegen.»
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