Der Vespa fahrende Biker-Pfarrer

Graham Jenke auf seinem Bike
Als Graham Jenke seine Arbeit aufnimmt, ermutigt ihn sein Mentor, nicht den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Er solle unter die Leute gehen. Das löste einiges aus und führte dazu, dass der Pastor Ehrenmitglied im lokalen Redback Motorcycle Club wurde.

Graham Jenke setzt in die Tat um, was ihm aufgetragen wurde: Er fährt an einem sonnigen Samstagnachmittag zu einem Drink in einem örtlichen Pub. Das Sedan Hotel liegt an der Ecke einer grossen Kreuzung gegenüber der lutherischen Kirche. Er parkt seine rote Vespa draussen und geht hinein. Drinnen hält gerade der der Redback Motorcycle Club mit zwei Dutzend Motorradfahrern das monatliche Treffen ab. «Ich lernte ein paar von ihnen kennen», erklärt Graham Jenke, wie er dem australischen Online-Portal «Eternity» berichtet. Als sie ihn fragen, was er mache, erzählt er ihnen von seiner Arbeit als evangelischer Pfarrer, der Gemeindemitglieder besucht, um sie zu unterstützen.

Spitzname «Schneller, Pastor»

Der Club veranstaltet jährlich eine Rally in Charlton, zu der die Leute von weit herkommen. Neben dem Rennen hören sie verschiedene Rockbands und teilen ihre Leidenschaft für Motorräder. Als das nächste Mal ein solches Treffen stattfand, wird der Pfarrer eingeladen. Das bringt ihn aber in leichte Schwierigkeiten: «Man kann eine rote Vespa nicht neben Harley Davidsons parken», wird ihm erklärt. «Innerhalb von zehn Minuten sind sie weg und parken woanders.» Trotzdem bringt ihm seine Vespa an diesem Tag eine kleine Trophäe ein: Das träge Gefährt bringt ihm den Spitznamen «Schneller, Pastor», als er 15 Minuten zu spät zu jedem Fahrziel kommt. 

Biker besuchen Kirche

Bei der Rallye sagen die Biker zu Graham Jenke, dass sie seine Kirche und ihre Arbeit gerne finanziell unterstützen würden. Der Pastor lädt sie zum Gottesdienst am nächsten Morgen an. Dort werde er sie nach vorne einladen. Am nächsten Morgen kommen zehn von ihnen in den Gottesdienst. Jenke bittet sie nach vorne und sie überreichen ihre Spende von 1000 Dollar. Ein älteres Gemeindemitglied ist so dankbar, dass er aufsteht und auf sie zugeht, um ihnen die Hand zu geben. Als Pastor Jenke ihnen eine von ihm vorbereitete Dankesurkunde überreicht, ziehen sie ihrerseits ein Redback-Motorradclub-T-Shirt hervor und ernennen ihn zum Ehrenmitglied ihres Clubs. So fängt alles an.

Der Biker-Seelsorger

Bei einem anderen Treffen sprechen zwei Biker Jenke an und bitten ihn, einen Gottesdienst zur Erneuerung ihres Ehegelübdes zu halten. Gesagt, getan, und nach dem Eheversprechen predigt der Pastor das Evangelium vor 150 Bikern aus verschiedenen Motorradgruppen. Als nächstes bittet ihn eine Familie, ihr Kind zu taufen. Danach hilft er den Eltern, ihr Kind christlich zu erziehen.

Als sich das herumspricht, bitten immer mehr Biker den Pastor, bei Taufen, Hochzeiten, Gelübde-Erneuerungen und vor allem Beerdigungen dabei zu sein und ihnen einen Sinn zu geben. Da macht Graham Jenke die Erfahrung: «Es spielt keine Rolle, was die Person ist. Wenn jemand ein Familienmitglied, einen Freund, einen Arbeitskollegen oder wen auch immer verliert, will er Hoffnung inmitten des Todes.» Viele Biker haben ihn nach dem Leben nach dem Tod gefragt, was ihm die einmalige Gelegenheit gibt, ihnen zu sagen: «Jesus hat sein eigenes Leben für uns gegeben, damit uns vergeben wird und wir gerettet werden können. Jeder, der im Glauben an den Herrn Jesus stirbt, ist gerettet.»

Glauben im Herzen wecken

Nachdem Pastor Jenke akzeptiert wurde, schütteten die Biker bei ihm ihre Probleme aus, und er kann ihnen dabei helfen. Als Jenke der Gruppe beitrat, hatten die beiden Christen in der Gruppe «ihren Glauben unter den Scheffel gestellt – sie liessen ihr Licht nicht scheinen». Mit der Zeit hat er beobachtet, wie sie ihren Glauben offener zum Ausdruck bringen.

Lohnt sich der Aufwand? «Wer weiss, was da alles vor sich geht? Bevor ich zu ihnen gehe, bete ich immer, dass der Heilige Geist meine Worte benutzen würde, um den Glauben in ihren Herzen zu wecken und zu nähren. Und ich würde sagen, dass das bei einigen von ihnen definitiv geschehen ist.» Jenke betont, dass dies nicht die Geschichte eines treuen Pastors ist, sondern die eines treuen Gottes.

Dieser Artikel erschien zu erst bei Dienstagsmail

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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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