Mehr Angriffe auf religiöse Gebäude im Sudan
«Obwohl der Sudan nur ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, stellt er zehn Prozent aller Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen», betonte die in New York ansässige Organisation in ihrem Bericht über humanitäre Notlagen 2023.
Seit April 2023 liefern sich die reguläre Armee unter General Abdel Fattah al-Burhan und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) unter seinem ehemaligen Verbündeten und Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Konflikt. Dieser Krieg forderte bereits zehntausende Menschenleben und zwang zwölf Millionen Sudanesen zur Flucht oder ins Exil.
Massive Hungersnot
Neun Millionen Binnenflüchtlinge halten sich vor allem in Gebieten auf, deren Infrastruktur zerstört wurde. Dort sind sie einer massiven Hungersnot ausgesetzt. Landesweit leiden nach Angaben der Vereinten Nationen fast 26 Millionen Menschen – etwa die Hälfte der Bevölkerung – an akutem Hunger.
Die Vereinten Nationen haben den Sudan als Schauplatz der schlimmsten humanitären Krise der jüngeren Geschichte bezeichnet. Der IRC-Bericht stuft den Sudan zum zweiten Mal in Folge als das Land mit der schwersten humanitären Notlage weltweit ein.
Insgesamt sind 30,4 Millionen Menschen im Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen – eine Rekordzahl, die den Sudan laut der Hilfsorganisation zum Schauplatz der «schlimmsten humanitären Krise seit Beginn der Aufzeichnungen» macht.
Kein Ende in Sicht
Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. In den letzten Wochen haben beide Konfliktparteien ihre Angriffe auf Wohngebiete weiter intensiviert. Das IRC warnte vor einem «vollständigen Zusammenbruch der humanitären Hilfe», da die Krise weiter eskaliere und beide Konfliktparteien den Zugang zu Hilfslieferungen zunehmend einschränkten.
Laut IRC sind weltweit rund 305 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, 82 Prozent davon in Konfliktgebieten wie den Palästinensischen Gebieten, Myanmar, Syrien, Südsudan und Libanon. «Die Welt steht in Flammen», kommentierte David Miliband, Direktor des IRC, den Bericht. Die Welt sei in zwei Lager gespalten: «Diejenigen, die in Staaten geboren wurden, die von Konflikten gezeichnet sind, und diejenigen, die das Glück haben, in stabilen Staaten zu leben.»
Mehr Angriffe auf Gotteshäuser im Sudan
Im ganzen Land kommt es weiterhin zu gewalttätigen Angriffen auf Zivilisten und Gotteshäuser. Am 4. Dezember wurden mindestens sieben Menschen bei einem Luftangriff der sudanesischen Streitkräfte (SAF) auf die Sheikh Elsidiq Moschee in Shambat, nördlich von Khartum, nach dem Freitagsgebet getötet. Viele weitere sollen bei dem Angriff schwer verletzt worden sein.
Dieser jüngste Luftangriff ist Teil eines alarmierenden Musters von Angriffen auf religiöse Stätten im Sudan. Im November 2023 bombardierte die SAF die grösste Kirche in Omdurman, während die RSF wiederholt gezielt Kirchen angriff.
«Zivilisten absichtlich ins Visier genommen»
Am 20. Oktober 2024 warf die SAF nach dem Abendgebet Fassbomben auf die Sheikh El Jeili Moschee in Wad Madani im Bundesstaat Gezira. Mindestens 15 Menschen wurden getötet und mehr als 30 verletzt.
Mervyn Thomas, Gründungspräsident der Organisation «Christian Solidarity Worldwide» (CSW), verurteilte die Angriffe und betonte die systematische Gewalt gegen Zivilisten: «Diese jüngsten Angriffe von SAF und RSF zeigen, wie beide Kräfte weiterhin gezielt und systematisch Zivilisten ins Visier nehmen.»
Mervyn Thomas fügte hinzu: «Angriffe auf Gotteshäuser, in denen Zivilisten Zuflucht suchen, sind schwere Verletzungen des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte. Sie müssen von internationalen Gremien, einschliesslich der UN-Untersuchungsmission für den Sudan, umfassend dokumentiert werden.»
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