Indien: Christen protestieren gegen Äusserungen

Die indische Flagge
Im indischen Bundesstaat Chhattisgarh bildeten Christen eine 130 Kilometer lange Menschenkette. Sie protestierten gegen christenfeindliche Äusserungen des BJP-Abgeordneten Raymuni Bhagat.

Im indischen 25-Millionen-Einwohner-Staat Chhattisgarh haben Christen auf abfällige Äusserungen des Abgeordneten Raymuni Bhagat über Jesus und christliche Bekehrungen reagiert. Der Politiker der radikalen Hindu-Partei BJP habe sich in einer Rede abfällig über Jesus und Bekehrungen zum Christentum geäussert, wie die Organisation «International Christian Concern» berichtet.

Viele Christen haben bei verschiedenen Polizeistationen Anzeige erstattet und fordern Massnahmen gegen Bhagat. Die Rede ziele darauf ab, «die Gemüter aufzuheizen und Unruhen zwischen Hindus und Christen zu provozieren».

130 Kilometer lange Menschenkette

Die Menschenkette in Jashpur, Chhattishgarh

Eine weitere Reaktion auf diese Äusserungen war eine fast 130 Kilometer lange Menschenkette, die von Christen im Distrikt Jashpur gebildet wurde. Sie forderten die Festnahme von Raimunia Bhagat. Die Demonstranten reichten sich friedlich die Hände entlang der Katni-Gumla-Autobahn von Pathalgaon nach Lodum, um gegen die Äusserungen zu protestieren.

«Die Äusserungen von Raimunia Bhagat haben in der christlichen Gemeinschaft grossen Unmut hervorgerufen», sagte Anil Kumar Kispotta, Vorsitzender der «Christian Adivasi Mahasabha» und Organisator der Protestaktion. Er warnte, dass weitere Proteste mit Strassenblockaden folgen würden, wenn die Polizei nicht eingreife. Diese zeigte sich bisher nicht gewillt, die Agitatoren der BJP in die Schranken zu weisen.

Angriffe von Hindu-Mobs

Auch Arun Pannalal, Präsident des «Chhattisgarh Christian Forum» aus Chhattisgarh, forderte den Ausschluss Bhagats aus der gesetzgebenden Versammlung, da seine Äusserungen gegen seinen öffentlichen Eid, die indische Verfassung zu schützen, verstiessen.

Im Bundesstaat Chhattisgarh gibt es zahlreiche Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften. In der als «Amazonien Indiens» bekannten Region, die zu 40 Prozent von Wald bedeckt ist, kam es bereits im Januar 2023 zu Angriffen hinduistischer Mobs auf Tausende von Christen.

Tausende Christen vertrieben

Tausende Christen wurden aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben und mussten in überdachte Stadien und andere Notunterkünfte fliehen – gerade auch deshalb sind die jüngsten Aufwiegelungen von Raimunia Bhagat wenig hilfreich. Laut dem Weltverfolgungsindex von «Open Doors» liegt Indien auf Platz 11 der Länder, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden.

Im Gespräch mit der indischen Nachrichtenagentur PTI schlägt Raimunia Bhagat wenig versöhnliche Töne an. Er fordert, dass diejenigen, die an der Menschenkette teilgenommen haben, «gültige Zertifikate» vorweisen müssen, um zu beweisen, dass sie Christen sind (ein blanker Hohn, wenn man an die Anti-Konvertierungs-Gesetze Indiens denkt, die im Übrigen auch in «seinem» Bundesstaat gelten).

Und weiter: «Vor 1905 gab es in Jashpur keine einzige christliche Familie. Später wurden viele Familien durch Betrug zum Christentum bekehrt. Es gibt ein gesetzliches Verfahren für die Konversion, das einen Antrag bei den Behörden erfordert. Diejenigen, die am Donnerstag protestiert haben, sollten zuerst ihre gültigen Zertifikate vorlegen, die ihre Bekehrung zum Christentum bestätigen», erdreistet sich Bhagat und er nannte die Menschenkette eine «Flop Show». Solche Verleumdungen von hochrangigen Politikern zeigen, wie schwierig der Stand der christlichen Minderheit in Indien ist.

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / infochretienne / Telegraph India

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