Rap, Graffiti, Streetdance und Glaube

Im HipHop-Gottesdienst geht es um Glauben und HipHop-Kultur
Rappende Jugendliche, eine Tanzgruppe und ein Tonstudio für Aufnahmen. Das und vieles mehr bietet das Berner HipHop-Zentrum. Alles in allem nimmt es viele Brückenfunktionen wahr. So wirkt ein HipHop-Gottesdienst in einer Kirche schon ganz normal.

Ein Zweijähriger macht im Kindertanz-Angebot seine ersten Dance-Moves; dann kommt ein 45-jähriger Rapper vorbei und gibt sein Können zum Besten. Auch das gehört zum Zentrum. Sonst liegt der Altersschwerpunkt bei den Jugendlichen, was deutlich spürbar ist.

Livenet war mit dem dynamischen Betriebsleiter «Gäbu» Gabriel Friderich im Austausch.

Welches Highlight habt Ihr in letzter Zeit erlebt?
Gabriel Friderich:
Wir waren mit einer Gruppe Jugendlicher in Berlin. Durchs Praisecamp entstand eine Connection, und so konnten wir eine Woche lang Diverses produzieren. Mit Tänzerinnen und Tänzern, Produzenten, Rappern und Songwritern haben wir Musik gemacht, getanzt und hatten viel Spass. Und das mitten im Zentrum von Berlin, in der christlichen HipHop-Akademie haben wir die volle Ladung abgekriegt. Im Projekt hatte wir eine gute Gemeinschaft und tolle Gespräche. Ein Teilnehmer meinte sogar: «Es war die schönste Woche meines Lebens!»

Wie sahen eure Veränderungen in den letzten Jahren aus?
Beim «Church 4 The Unchurched» hatten wir noch mehr den Schwerpunkt auf den Geschichten von Leuten, die Gott erlebt haben. Da haben die Jungen viele eindrückliche und berührende Stories mitgekriegt. Dann kam das «Cut 'N Go» in Untermiete: Ein Coiffeur-Geschäft, das sich an Menschen richtet, die ein kleines Budget haben. Zudem absolvierte Mely, die Coiffeuse, eine theologische Ausbildung und will bewusst ein offenes Ohr für seelsorgerliche Gespräche haben. Und einige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wurden gratis bedient.

Aber auch Workshops kann man bei uns besuchen, zum Beispiel, wie man selber Podcasts herstellt. Auch sonst bieten wir diverse Weiterbildungen an, in Sachen Social Media und anderem. Ebenfalls sind wir zum Lehrbetrieb geworden, haben den ersten Lehrling, der gerade seinen Abschluss macht. Es ist ein Privileg, jemanden in der Zeit der Identitätsfindung begleiten zu können.

Wie sieht aktuell das «Stammpublikum» aus?
Der Betrieb ist sehr «lebensabschnitts-bezogen», weil es vor allem Jugendliche sind und die sind mit Umzug, Ausbildungsanfang und anderen Lebensfragen beschäftigt und in Bewegung. Der Durchschnitt liegt schon im Jugendalter. Oder es sind die Leute, die vor 15 Jahren selber von Anfang an dabei waren und jetzt um die 30-jährig sind, mit Familie und eigenen Kids. Und es gibt Geschichten wie die des französischen Tänzers, der aussen «HipHop Center» las und spontan hereinkam. Seit damals wurde er zum festem Lehrer, der auf krass hohem Niveau regelmässig unterrichtet, was auch in der Szene starken Anklang findet.

Und was steht in der Zukunft im HipHop Center an?
Mit der «Alpen-Connection» drehen wir den Spiess um und laden die Berliner HipHop Akademie in die Berge von Gstaad ein. Wir werden dort das vergangene Projekt im ähnlichen Stil weiterziehen und mit Schweizer Flow prägen. Wir wollen auch die Label-Funktion weiter entwickeln und haben gerade das Tonstudio ausgebaut, das rege genutzt wird. Im «Beatcamp» sind über 100 Lieder entstanden. Das ist ein Weekend, an dem Songs geschrieben werden zu Themen wie «Glaube», «Klima» und vielem mehr.

Wir wollen auch weiterhin viel Vernetzung leben, so wie beispielsweis mit dem Dienst von Rahab, der im Bereich Prostitution tätig ist. Das entstand durch den Coiffeur-Salon. Auch werden wir zwischen Jugendkultur und Kirchenkultur pendeln, eine Tanzschule sein, die weit darüber hinausgeht und ein Tonstudio, wo noch ein Coiffeur ist. Wir sind froh, in der dynamischen Jugendkultur auch zeitnah reagieren zu können auf persönliche sowie gesellschaftliche Herausforderungen. Wir bleiben Brückenbauer!

Schliessen wir mit zwei eindrücklichen Statements von Besucherinnen:

«Für mich ist das HipHop Center ein Ort, wo ich Dinge erleben darf mit Menschen, die ich mag. Im HipHop Center ist ein 'Miteinander', man darf sich einbringen und mithelfen. Gerade auch wenn es einem nicht so gut geht, oder wenn man seine Freude teilen möchte, ist es der Ort, wo ich hingehe. Es ist wie eine grosse Familie, wo man coole Sachen erleben kann.» (Anina Hugli, 17)

«Das HipHop Center bedeutet für mich vieles. Es bedeutet Zusammenhalt, neue Dinge zu erlernen  aber auch ein Ort zum Sein. Es ist ein «Save Place» für mich. Ob Dance-Class oder Fellaz Party, die Gemeinschaft spielt immer eine grosse Rolle. Ich besuche das Center regelmässig, ich kenne viele Menschen und es ist immer etwas los. Der christliche Glaube wird für mich durch die Leute, die das Center prägen, sichtbar. Wenn ich Gebet brauche, weiss ich, dass ich auf jemanden vom Team zugehen kann  das macht mich glücklich. Ich kann an einem Ort meine Leidenschaft fürs Tanzen ausleben und für mich beten lassen, das HipHop Center ist der perfekte Ort für mich.» (Lily Scherz, 16)

Zur Website:
Hiphopcenter.ch

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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