Von der Aussenseiterin zur Quotenqueen

Uschi Glas feiert ihren 80. Geburtstag.
Mit «Zur Sache, Schätzchen» begann ihre Karriere, die bis jetzt anhält. Uschi Glas spielte in zahlreichen erfolgreichen Filmen mit. Dabei machte die Schauspielerin nie einen Hehl aus ihrem Glauben. Am 2. März wird sie 80.

Pünktlich zu ihrem 80. Geburtstag erschien die Autobiografie von Uschi Glas: «Ein Schätzchen war ich nie». Wie viele Schauspielerinnen und Schauspieler, die gern auf eine Rolle festgelegt werden, verfolgt sie die der Barbara aus «Zur Sache, Schätzchen» von 1968, mit der sie ihren filmischen Durchbruch hatte, bis heute. Ob der Buchtitel daran etwas ändern wird, darf bezweifelt werden. Wer ist die Schauspielerin, die bereits seit über 55 Jahren für zahllose Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera steht?

Gross geworden als «Ketzerin»

Sie kam als Helga Ursula Glas 1944 in Landau an der Isar zur Welt und wuchs auch dort auf. Dabei war ihre Kindheit alles andere als einfach. Der Augsburger Allgemeinen erzählte sie: «Mein Vater war im erzkonservativen katholischen Niederbayern sozialdemokratischer Protestant aus Franken. Mehr Aussenseiter geht kaum.» Die Mutter war extra zum evangelischen Glauben konvertiert, um ihn heiraten zu können, was in dieser Region die absolute Ausnahme war. So waren sie als Familie bald die «Ketzer», Uschi Glas selbst wurde «Negerlein» tituliert, weil sie eine etwas dunklere Hautfarbe hatte, und einige munkelten, dass ihr Vater auch ein US-Soldat sein könnte. «All die Ausgrenzungen und Anfeindungen haben mich nicht gebrochen, sondern meinen Widerspruchsgeist erst so richtig geweckt.» 

An eine Schauspielkarriere dachte sie nicht, sie wollte Architektin werden. Nach ihrer Mittleren Reife arbeitete sie zunächst in München als Sekretärin, dort bekam sie 1965 eine Nebenrolle in der Edgar-Wallace-Verfilmung «Der unheimliche Mönch». Horst Wendlandt entdeckte sie, ermöglichte ihr die Schauspielschule und engagierte sie 1966 für eine «Winnetou»-Verfilmung.

Hübsch, aber mit Prinzipien

Mit «Zur Sache, Schätzchen» wurde Uschi Glas dann einem Millionenpublikum bekannt. Eine der Kernszenen des Films ist ein Striptease, mit dem sie einen Polizisten ablenken sollte. Sie spielte die Szene, doch sie zog sich nicht aus, stattdessen liess sie sich auf eigene Kosten eine Korsage anfertigen. Hier und auch später hiess es oft: «Stellen Sie sich doch nicht so an. So wie Sie aussehen, können sich das doch leisten. Alle machen das!» Uschi Glas jedoch nicht! Sie erklärte: «Als Schauspielerin musst du immer deine Seele nach aussen kehren, du musst die Gefühle der Rollen nicht nur spielen, sondern sie auch leben. Deshalb habe ich nie eingesehen, mich quasi doppelt nackt zu machen.» Ausserdem fand sie, dass Nacktszenen «den Film meistens nicht besser» machten – also liess sie es. Ihrer Beliebtheit tat das keinen Abbruch: Von ihrem Berufsstart bis zu den jüngsten Erfolgen mit den drei Teilen von «Fack ju Göhte» spielte sie in 10 der 100 erfolgreichsten deutschen Kinofilme mit.

Engagiert und gläubig

Bereits seit Jahren engagiert sich Uschi Glas mit dem Verein brotZeit e.V. dafür, dass Schulkinder ein Frühstück erhalten, die es sich nicht leisten könnten. Wikipedia beschreibt, dass sie «primär mit individuellen, philanthropisch-empathischen, keiner Partei zuzuordnenden Ansichten in Erscheinung» trete. Dazu passt auch, dass sie mit ihrem Mann bei den Demonstrationen für Demokratie und Menschenrechte in München dabei war.

Auf ihren Glauben angesprochen, bejahte sie: «Ja. Ich glaube jedoch nicht daran, dass es einen evangelischen, katholischen, muslimischen oder jüdischen Gott gibt. Aber ich glaube zu 100 Prozent an die Existenz eines höheren Wesens. Ich bete jeden Abend und lasse den Tag so Revue passieren. Da mögen Leute drüber lachen, aber das ist mein Zwiegespräch, meine Tagesbilanz.» Laut Domradio spricht sie mit ihrem Mann, der bereits lebensgefährliche Situationen überstanden hat, nicht über den Tod. «Dass wir eines Tages sterben müssen, wissen wir. Wann, entscheidet der liebe Gott.» Bis dahin jedoch will sich die Schauspielerin weiter für Benachteiligte oder auch ihre jüdischen Freunde einsetzen und betont in ihrem Buch und im Gespräch: «Wir alle müssen Haltung zeigen.»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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