Kirchen: Aber wozu eigentlich?
Bei angenehmem Sommerwetter in ein Gotteshaus aus Stein sitzen? Die warme Jahreszeit lässt jeweils unübliche Gottesdienstformen entstehen. Frei rausgepickt, beispielsweise: Am 20.August wird ein Taufgottesdienst der Reformierten Kirche Meyriez / Merlach am Murtensee durchgeführt.
Zukunftsgedanken kreisen um Umnutzungen der Kirchen (Kulturzentren, Begegnungsorte etc.), und natürlich, wie die Gemeinden wieder vermehrt (Neu-)Mitglieder ansprechen können.
Grosse Kirche, kleine Besucher-Schar
Gerade bei den Landeskirchen drücken zunehmend die Finanzen auf die Gemeinden, der Unterhalt der alten und meist grossräumigen Kirchen ist sehr kostspielig. Es braucht neue Möglichkeiten der Nutzung; denn oft sind es nur noch wenige, welche die Gotteshäuser besuchen.
Aber es könnten bestenfalls neue Horizonte öffnen. Sogar eine lebendige Brückenfunktion, die das Kirchliche und Weltliche zusammenführt, wäre denkbar. Es könnte dazu führen, dass nicht nur die Kirche im Dorf ist, sondern Diakonie und der lebendige Glaube bei der Bevölkerung gefördert wird.
Hindernis Heimatschutz
Eine wesentliche Rolle spielen die Finanzen. Ein praktisches Beispiel zeigt sich in Wollishofen, Zürich: Eine Nutzung der kalten Kirche, die geheizt werden muss, kostet CHF 800.– und dies multipliziert sich zwangsläufig. Die Talkgäste aus der Reformierten Landeskirche Zürich erwähnen gegenüber «regioTVplus» zudem, dass allgemein vor allem der Heimatschutz einer Umnutzung der Kirchen im Wege steht. Die Gemeinden seien eher bestrebt, Leben in die Kirche zu bringen. Aber die Hürden sind hoch.
5 Mal neue Nutzung
Im unten verlinkten Video sind fünf Beispiele aus Deutschland zu sehen, die Kirchen und Kapellen vor dem Abriss retteten. «Profanierung» nennt sich hier die Umnutzung der Kirchen für andere Funktionen als die herkömmlichen.
- Das eine Beispiel zeigt, wie die Kirche eine städtische Kita (Kindertagesstätte) integrierte. Durch diese Bereicherung, erhält nun die Kirche finanzielle Beteiligungen der Stadt; und es wird so finanziell auch tragbar.
- Eine Kapelle wurde in ein Architekturbüro umgebaut, was eine klare Entfremdung ist. Der Inhaber macht sich Gedanken und ergänzt dennoch, dass Kirchen spezielle Gebäude seien und eine Ortschaft aufwerteten.
- Wiederum betreibt eine Gemeinde selber eine Kita und hat so den Räumen mehr Leben eingehaucht. Sie feiern auch Kindergottesdienste, der sakrale Raum blieb also erhalten.
- Von Tanzabend und Tischtennis-Turnier zur Töpferwerkstatt (siehe Fotos). Der Besitzer findet aber, dass gesamthaft die ursprüngliche Gebäude-Aura erhalten geblieben ist.
- Kulturzentrum und Begegnungsstätte wird weiterhin von der Maltesergemeinde geführt (katholischer Hilfsdienst). Mit dem Leitsatz des Malteserordens «Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen» wird in den Umbau investiert: Kinderangebote, Mentoring-Hilfe oder Hospizdienst. Die Plaza dient als Begegnungsort für Kulturelles, aber auch Gottesdienste.
Kirche und Glaube näher am Volk
Wo Geistliches weiterlebt, und nicht ganz verschwindet, entsteht eine Bereicherung und ein Näherrücken von Kirche und Welt. Die Kirche wird wieder relevant. Es kann dazu führen, dass wieder vermehrt Mitglieder das Kirchenangebot nutzen.
Aber die kritische Frage bleibt, was die Kirche anbietet und ob sie damit am Puls, an einem Bedürfnis der Bevölkerung ist? Oder liegt es nur an der Verpackung, wie Spiritualität aufgegriffen wird?
Da wären wir auch bei den Freikirchen, die ihre Gottesdienste in Kinos oder einem Restaurant feiern. Eine Aussage aus den Videos passt wie das Amen in der Kirche: «Bis jetzt diente die Kirche dem Herkömmlichen, aber jetzt ist Zeit für die Zukunft.»
Sehen Sie sich das oben erwähnte Video an:
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