Wieder zwei Jugendliche hinter Gittern

Zwei Jugendliche aus Pakistan
Am 19. Mai schickte ein Richter in Lahore zwei christliche Jugendliche, Simon Nadeem (12) und Adil Baber (18), in Untersuchungshaft, nachdem sie wegen Blasphemie angeklagt worden waren.

Die beiden Jungen wurden am 18. Mai von der Polizei angeklagt und verhaftet, nachdem der Polizeibeamte Zahid Sohail Anzeige gegen sie erstattet hatte. Der Ordnungshüter sagte, er sei zum Gebet in die Moschee gegangen, als er den beiden Jungen Simon Nadeem (12) und Adil Baber (18) begegnete.

Er behauptete, die beiden hätten einen Welpen Muhammad Ali genannt. Zwei Augenzeugen würden den Vorfall bestätigen können. Die Familien von Simon und Adil sagen, dass sie keine Hundewelpen haben.

Falsche Anklage

Simons Mutter Samina Nadeem sagt: «Mein Sohn Simon und sein Freund Adil Baber spielten vor unserem Haus. Simon machte sich über Adil wegen seiner Naswar-Sucht (Anm. d. Red.: ein Kautabak) lustig. 'Muhammad Ali' ist der Markenname des Naswars, das er nimmt. Während die beiden Jungen über die Marke sprachen, lief der Polizist Zahid Sohail vorbei und hörte sie. Ohne den Sachverhalt zu kennen, begann er die Kinder zu schlagen und behauptete, sie würden Blasphemie begehen.»

Sohail habe zu schreien begonnen, so dass sich innerhalb weniger Minuten mehrere Leute versammelten und Sohail allen erzählte, dass diese Jungen Blasphemie begangen hätten. Ein typisches Vorgehen in dem Land.

Leben gerettet

Samina Nadeem erinnert sich weiter: «Einige von ihnen wurden wütend und wollten die beiden Jungen schlagen, doch sie konnten entkommen.» Der in Rage geratene Mob war nicht bereit, zuzuhören.

Die Familie erinnerte sich an vergangene Vorfälle anderen gegenüber, darunter Lynchmorde, Plünderungen und Brandschatzungen. Eine beachtliche Anzahl Polizisten zog auf und versicherte der Menge, dass eine Person im Falle von Blasphemie verhaftet und nach dem Gesetz bestraft würde. Die Menge beruhigte sich und forderte die Verhaftung der beiden Jungen.

«Es war beängstigend, als ich im Polizeiwagen sass», sagt Adils Vater, der seinen Sohn begleitete. «Mehrere Leute rannten auf den Wagen zu, um mich und meinen Sohn zu entführen und zu töten, aber die Polizei hat uns das Leben gerettet.» Freilich wären sie ohne die Anklage durch den Polizisten Zahid Sohail gar nicht erst in Gefahr geraten.

In Sicherheit gebracht

Danach nahm er seine Familie und schloss das Haus ab, um Zuflucht bei Bekannten zu suchen. Es gab Gerüchte, dass nach dem Freitagsgebet ein Mob die Häuser der Christen angreifen könnte, deshalb hatten mehrere Familien ihre Häuser verlassen und sich an unbekannte Orte begeben, um ihr Leben zu retten.

Adils Vater fügte hinzu: «Ich hoffe, dass die Polizei ihre Ermittlungen unparteiisch durchführt und das Gericht ihnen Gerechtigkeit widerfahren lässt.»

Immer wieder ereignen sich in Pakistan Blasphemie-Fälle. Nicht selten sind diese völlig aus der Luft gegriffen, um der christlichen Minderheit zu schaden. Dabei kann es manchmal auch um Landstreitigkeiten gehen. Selbst ein Freispruch vor Gericht kann die Lebensgrundlage zerstören, denn islamistische Mobs anerkennen die Freisprüche nicht. Betroffene sind deshalb oft gezwungen, wegzuziehen und an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Das wohl prominenteste Beispiel ist Asia Bibi.

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Autor: Sohail Yousaf / Daniel Gerber
Quelle: Pak Christian News / gekürzte und ergänzte Übersetzung: Livenet

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