Eritrea: Neue Verhaftungswelle gegen Christen
Nach Informationen der britischen Hilfsorganisation Release International wurden 44 Christen – 39 Frauen und fünf Männer – festgenommen, als sie sich in ihren Häusern versammelten. Die Gruppe sitzt heute im Mai-Serwa-Gefängnis am Rande der Hauptstadt Asmara fest.
Riesiges Gefängnis
«Eritrea ist wie ein riesiges Gefängnis», sagt Dr. Berhane Asmelash, Partner von Release International. Das Land sei voll von Gefängnissen. Er schätzt, dass derzeit 415 Christen wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen. Viele Christen würden ohne Anklage festgehalten und auf unbestimmte Zeit festgehalten. Viele seien seit mehr als zehn Jahren im Gefängnis, nur weil sie sich in ihren Häusern zum Gebet versammelt hätten. Folter und Brutalität seien an der Tagesordnung. Einige Christen werden in Schiffscontainern in der Wüste festgehalten, wo sie tagsüber gegrillt werden und nachts frieren.
Zum Beispiel Twen
Eine von denen, die wegen ihres Glaubens inhaftiert und gefoltert wurden, ist Twen Theodros, die vor kurzem freigelassen wurde.
Twen war erst 21 Jahre alt und erst seit zwei Jahren Christin, als sie zum ersten Mal verhaftet wurde. Die Polizei hatte sie verhaftet, nachdem sie sie im Februar 2004 beim Verlassen eines christlichen Treffens gesehen hatte. Sie wurde einen Monat lang eingesperrt – eine deutliche Warnung. Rückblickend sagt sie: «War ich bereit, meine Familie, meine Ausbildung, meinen Job, all die Dinge, die ich am meisten liebe, aufzugeben? Und mein Leben? Ich erinnerte mich an den Bibelvers, in dem es heisst, dass man für Christus alles aufgeben soll, und traf auf der Stelle meine Entscheidung.»
Später im Jahr wurde Twen während einer Gebetswache in der Silvesternacht erneut verhaftet. In den folgenden 16 Jahren blieb sie in Haft und wurde teilweise massiv gefoltert. Fast drei Jahre lang war sie in einem Schiffscontainer im Mai-Serwa-Gefängnis in der Nähe von Asmara eingesperrt. Twen erinnert sich: «Viele Gläubige, vor allem Teenager, gingen im Gefängnis ein und aus und sagten sich von ihrem Glauben los, um freigelassen zu werden. Unter ihnen waren auch Pastoren. Die Gefängniswärter setzten mich unter Druck und sagten: 'Wir werden dich mit Gewalt dazu bringen, deinem Glauben abzuschwören. Wenn du dich nicht fügst, wirst du sterben.'»
«In Folter geübt»
Sie wurde in ein anderes Gefängnis an der Küste des Roten Meeres gebracht, einem der heissesten Orte in Eritrea. Trotz der sengenden Hitze bekamen Twen und die anderen Gefangenen nur eine Tasse Wasser am Tag. Eines Nachts wurden sie an einen Ort gebracht, in dem der Boden mit Dornen bedeckt war, und gezwungen, barfuss darüber zu laufen. Dann schlugen die Wärter systematisch auf jede der Frauen ein. «Sie waren im Foltern sehr geübt», sagt Twen. «Sie schlugen immer wieder auf eine Stelle unseres Körpers, damit wir nicht ohnmächtig wurden und Erleichterung fanden. Sie wollten den maximalen Schmerz.»
Von Jesus gehalten
Heute sagt sie: «Ich erhielt die Gnade, die Schmerzen zu ertragen, und als ich die Leute ansah, die mich schlugen, wurde mir klar, dass ich zwar jetzt leide, aber dass mich das zur Herrlichkeit führen wird. Meine Peiniger lachten, als ich ihnen das sagte, aber ich wusste, dass sie am Ende die Verlierer sein würden, und so begann ich, sie zu lieben. In diesem Moment kam mir ein Vers aus der Heiligen Schrift in den Sinn und ich betete: 'Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun'. Ich beendete diese Nacht als Sieger!»
Sie gibt zu, dass es Momente gab, in denen sie von Angst überwältigt wurde, aber dann gab Gott ihr eine Vision. Ein Mann, der wie Jesus aussah, hielt ein Mädchen in seinen Armen. Das Mädchen war glücklich, aber der Mann litt, weil er sie vor den Schlägen schützte. «Die Stöcke fielen nicht auf mich, sondern auf Jesus, deshalb konnte ich die Schläge ertragen. Er war immer bei mir im Leiden, darum hat es mich nicht zerbrochen.»
Twen musste nicht nur ihre eigenen körperlichen Schmerzen ertragen, sondern auch mit ansehen, wie andere brutal behandelt wurden. Die Wärter schlugen Zwillingsschwestern zusammen, damit sie sich gegenseitig schreien hörten. Nach zwei Stunden verloren beide das Bewusstsein. Twen hielt eine dieser Schwestern in ihren Armen, als sie starb. Im Gefängnis freundete Twen sich auch mit der Gospelsängerin Helen Berhane an, die später fliehen konnte und Asyl in Europa erhielt.
«Eure Gebete haben mich gerettet»
Twen wurde schliesslich im Rahmen einer begrenzten Amnestie für 200 Glaubensgefangene freigelassen. Ihre Botschaft für die Christen in der freien Welt: «Eure Gebete haben mich gerettet. Die Gnade Gottes hat diesen Sieg möglich gemacht. Ich fühle mich so gesegnet, dass ich an dem Leiden Christi teilhaben durfte. Selbst jetzt hege ich keinen Hass gegen die, die mich ins Gefängnis gebracht und mir das Leben schwer gemacht haben. Ich liebe sie.»
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