«In der Krise laufe ich zu Höchstform auf»
Hope Schaffhausen: Matthias Bänziger, umschreiben Sie uns Ihre Tätigkeit als Leiter der KFO?
Matthias Bänziger: Als Leiter KFO bin ich bei Katastrophen und Notlagen für den Schutz der Bevölkerung und das Funktionieren der Lebensgrundlagen zuständig. Mit unserer strukturierten Arbeitsweise unter-stützen und entlasten wir die anderen Ämter und Organisationen.
Die Welt wird nicht besser – und die Arbeit wohl nicht so schnell ausgehen...
Ganz klar, in den letzten Jahren haben die Einsätze zugenommen. 2015/16 hielt uns die Europäische Flüchtlingskrise auf Trab, 2018 erlebten wir eine enorme Trockenheit, es folgten zwei Jahre Coronakrise – und nun die kriegsgebeutelten, oft traumatisierten ukrainischen Mütter und Kinder. Auch hier gilt es, Ordnung und Struktur sowie zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen.
Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?
Mir ist es wichtig, etwas zum Wohl unserer Gesellschaft beizutragen. Dabei schätze ich es sehr, in direktem Kontakt mit ganz verschiedenen Organisationen und der Bevölkerung zu stehen. In einem Betrieb, dem es nur darum geht, Geld zu verdienen, könnte ich nicht arbeiten. Das würde mich nicht erfüllen. Ich bringe gerne Ordnung ins Chaos. Das ist meine Berufung.
Unter Druck funktionieren zu müssen, das ist meine Leidenschaft. In der Krise laufe ich zu Höchstform auf. Wenn etwas läuft, gebe ich es auch gerne wieder ab.
Unsere Energieversorgung wird immer stärker zum Thema. Sind wir für einen Blackout gerüstet?
Das ist nichts Neues, der Ukraine-Krieg heizt das Thema jetzt zusätzlich an. Im Rahmen der nationalen Sicherheitsverbundsübung 2014 beschäftigten wir uns intensiv mit diesem Szenario. Seither wurde viel getan, so haben wir bspw. in jeder Gemeinde Notfalltreffpunkte eingerichtet und verschiedene kritische Infrastrukturen mit Notstromaggregaten nachgerüstet. Eine allfällige Kontingentierung des Stroms würde interkantonal geregelt.
Apropos Energie: Was treibt Sie an im Leben?
Meine positive Einstellung dem Leben gegenüber. Ich bin gern in Bewegung und immer in Aktion, zugegeben, auch ein bisschen rastlos. Meine energiegeladene und disziplinierte Art kann sehr anstrengend sein – auch für meine Frau. Sie kommt aus der Romandie, wo man alles etwas ruhiger nimmt. Als Präsident des Elternforums der Schule Kirchacker in Neuhausen unterstütze ich Initiativen wie die Pausenmilch, Grill-plausche, Elternsport oder Veloflicktage. Generell scheue ich keine Verantwortung und engagiere mich auch gerne in der Kirche.
Wie haben Sie zum christlichen Glauben gefunden?
Er wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Eltern lebten ihren Glauben sehr prak-tisch, einfach und bodenständig. Sie haben immer für alles gebetet, ob Ferienziele oder Autokauf. Das hat mir gezeigt, dass für Gott alles wichtig und nichts zu unbedeutend ist. In einem CEVI-Lager habe ich mich später für eine persönliche Beziehung mit Jesus entschieden. Der Glaube gehört zu mir, ich spreche offen darüber.
Welche Rolle spielt Ihr Glaube im Alltag?
Er ist das Fundament, das nicht bröckelt, das trägt und sich bewährt hat. Ich weiss jemanden an meiner Seite, der grösser ist als alles andere. Gott kann eingreifen. Auch in Krisenzeiten kann ich darauf zählen, kann beten. Dabei versuche ich stets, mein Bestes zu geben und rechne zugleich mit Gottes Eingreifen.
Was bedeutet Ihnen Hoffnung?
Wenn ich die Hoffnung in Jesus nicht hätte, wüsste ich nicht, wie ich leben sollte. Er schenkt mir Lebensfreude, ich habe allen Grund dankbar zu sein. Und: Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich weiss, dass das Leben weitergehen wird. Wir skizzieren auch unseren Kindern einen Himmel, der Freude und Neugierde bei ihnen weckt.
Haben Sie noch Hoffnung für diese Welt?
Absolut und unbedingt! Schlussendlich wird es gut herauskommen. Wenn ich sehe, wie im Frühling die Natur wieder erwacht und das Leben zurückkehrt... Über all die Jahrtausende und Jahrhunderte hinweg konnten sich die Menschen immer wieder aufraffen.
Diese positive Sichtweise teilen nicht alle Leute...
Viele haben das Gefühl, es wird schlimmer und herausfordernder. Aber vieles in der Welt wird auch immer besser. Wir in der Schweiz haben ein sehr hohes Niveau und leben in einer unglaublich gnadenvollen Zeit. Seit den 50er-Jahren ging es aufwärts. Keine Generation wie die unsere hatte so viele Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen.
Sie sprechen in der Vergangenheit...
Das ist der Punkt. Wohlstand führt zu Egoismus und Individualismus. Die Erschütterungen tragen zu einer gewissen Normalisierung bei. Ich hoffe, dass die Coronakrise und der Ukraine-Krieg dazu führen, dass wir dem Miteinander wieder mehr Wert schenken, dass die Nächstenliebe wieder mehr Raum gewinnt und Egoismus und Individualismus schwinden.
Wie setzen Sie dies persönlich um?
Indem ich mein Leben mit anderen Menschen teile, sie in meine Erfahrungen und Erlebnisse miteinbeziehe. Meine Frau hat ein Näh- und Mal-Atelier. Wir möchten darin auch ein Café integrieren. Es soll ein öffentlicher Ort werden, wo sich Menschen begegnen und wohlfühlen können.
Zur Person
Wo finden Sie Erholung und Ausgleich?
Ein Tag in den Bergen ist für mich wie eine Woche Ferien. Dort tanke ich viel Energie, geniesse die Ruhe und die Schönheit der Natur. Ich könnte stundenlang in den Bergen rennen – und dies immer bis ans Limit, ich liebe und suche körperlich anstrengende Erlebnisse.
Haben Sie einen Lieblingsort in Ihrer Region?
Mein Lieblingsort ist unser zu Hause. Ansonsten gehe ich gerne entlang dem Rhein und in den Wäldern joggen.
Meine Lieblingsmusik:
Ich höre viel Musik von Elevation, Bethel, Hillsong, meiner Kirche ICF oder von Künstler wie Phil Wickham.
Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
Schwierige Frage... Ich bin oft am Handy und benutze eine Vielzahl an Apps. Besonders toll finde ich die Swisstopo App.