Die Frage, die alles veränderte

Die Szene im Film «Son of God» zeigt Petrus beim Fischen
Er kam mit schlechtem Gewissen, denn er hatte seinen Freund verletzt. Aber wie jetzt mit dieser Schuld umgegangen wurde, öffnete völlig neue Perspektiven.

Das Frühstück am See an diesem kühlen Morgen war für mindestens einen Mann in der Runde der Wendepunkt in seinem Leben. Nach dem leckeren gebratenen Fisch und genug Brot ergab sich das Gespräch, das Petrus am meisten gefürchtet – und das er doch herbeigesehnt hatte. Die Sache musste geklärt werden.

Was war geschehen?

Ganz einfach: Petrus hatte den Mund sehr voll genommen. Als es vor ein paar Tagen heiss wurde um Jesus und seine Anhänger in Scharen flohen, hatte er versprochen: «Wenn dich auch alle verleugnen werden – mir wird das nie passieren!» Und ein paar Stunden später hatte er dreimal geleugnet, diesen Jesus zu kennen. So einfach war es, zu versagen! So wenig waren seine guten Absichten wert! Petrus war erschüttert und weinte. Schuld und Scham überwältigten ihn.

Die Tage danach waren eine emotionale Berg- und Talbahn, ein Wechselbad der Gefühle. Jesus wurde getötet, zwei Tage später war sein Grab leer. Einmal erschien Jesus, dann war er wieder weg. Und die ganze Zeit nagte an Petrus dieses Gefühl: Was wird er wohl sagen?

Die unerwartete Frage

Jetzt, nach dem Frühstück am See, sprach Jesus ihn endlich an. Aber statt ihn an sein Versagen zu erinnern, stellte er ihm dreimal die unerwartete Frage: «Petrus, hast du mich lieb?» Einfach so. Dreimal nacheinander. Als wenn Jesus einen Nagel ganz tief einschlagen wollte.

«Hast du mich lieb?» – Petrus war verunsichert, wurde sogar etwas unwillig. Aber tief innen spürte er: «Jesus fragt nicht nach meinem Versagen, sondern nach meinen Motiven. Es war ja aus Liebe, dass ich unter allen Umständen zu ihm halten wollte. Gut, da waren auch andere Motive, und ich bin ein Mensch voller Fehler und Angst. Aber eigentlich hat er recht: Ich liebe ihn!» (nachzulesen in der Bibel, Johannes-Evangelium, Kapitel 21, Verse 15-24)

Was motiviert mich?

Wenn wir uns Gott gegenüber sehen, beschäftigen uns in der Regel unsere Fehler. Das ist normal. Und wir verbringen viel Zeit und Energie, Fehler und Versagen möglichst zu vermeiden. Das kann in eine ungesunde Dauerbeschäftigung mit moralischen Fragen ausarten.

Mit der Frage «Hast du mich lieb?» geht Jesus einen anderen Weg. Er fragt nicht nach Perfektion, sondern nach Motivation. Was treibt mich an? Das ist ihm offenbar zentral wichtig. Damit werden unsere Fehler und Sünden nicht unwichtig; aber Gott vergibt sie, redet oft gar nicht mehr davon. Wichtig ist ihm unser Herz. Die ganze Bibel ist eigentlich ein Ruf Gottes: «Ihr Menschen, gebt mir euer Herz.» Damit setzt Gott den innersten Lebenskern frei. Dafür sind wir geschaffen. Die Liebesbeziehung soll wiederhergestellt werden.

Liebe – und dann tu, was du willst

Das Zentrum, die Achse unseres Lebens, soll die Liebe zu Gott sein. Das ist das wichtigste Gebot (Markus-Evangelium, Kapitel 12, Vers 30). Augustin (354-430) prägte den gewagten Satz «Liebe – und was du dann willst, das tue.» Das ist sicher kein Freibrief, zeigt aber auf: Die Liebe zu Gott ist die innerste Mitte, die zum Leben und Handeln motiviert. Liebe ist stärker als «Ich-darf-bloss-keinen-Fehler-machen». Wichtiger als blosse Fehlervermeidung ist Leidenschaft.

Jesus wusste: Ich brauche keine Moral-Apostel, sondern Menschen, deren Herz und deren Leidenschaft mir gehört. Mit solchen kann ich mein Reich bauen. Jesus hatte mit Petrus einiges vor. «Liebst du mich? – Dann lauf nicht mehr weg, sondern hüte meine Schafe», sagte er ihm dreimal. Das sass. Diese Sätze veränderten Petrus. Er wurde zu einem Ermutiger für die junge Kirche, bis er in Rom als Märtyrer starb – für den, den er liebte.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien bereits am 25.07.2018 bei Livenet.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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