Warum kam Jesus so zur Welt?
Die vielen Kerzen, Lichter, Feste, Geschenke, Köstlichkeiten, wie sie heute zur Advents- und Weihnachtszeit gehören – all das lässt einen vergessen, dass die Geburt von Jesus ziemlich gewöhnlich war, ja geradezu stink-normal. Jesus lag, gerade geboren, in einem Futtertrog, weil seine Eltern auf Reisen waren und keine andere Unterkunft gefunden hatten.
Jesus erfüllte nicht die Erwartungen
Viele Juden warteten zur Zeit von Jesus auf einen Erlöser, den sie Messias nannten. Sie glaubten, dass er das Volk Israel in die Freiheit und zu neuer Grösse führen würde. Jesus aber entsprach nicht diesen Erwartungen. Er war kein Mann aus der politischen oder religiösen Führungsschicht, sondern Sohn eines einfachen Zimmermanns.
Erst kurz vor seinem Tod, bei einem Verhör der Römer, sprach Jesus über seinen Auftrag als «König der Juden». Er sagte, dass man sich sein Reich nicht wie die von Menschen geschaffenen Reiche vorstellen darf, sondern dass es nach anderen Regeln funktioniert.
Hirten erfahren es zuerst
Die Geburt von Jesus wurde zuerst Menschen angekündigt, die nicht zu den Wichtigen im Land gehörten: einer Gruppe von Hirten. Mitten bei ihrer Arbeit, bei der Nachtwache für ihr Vieh, erzählt ihnen ein Engel von der Geburt von Jesus.
Dieser Engel beschreibt die Umstände, unter denen Jesus zur Welt kommen würde so: «Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe.» (Die Bibel, Lukas-Evangelium, Kapitel 2, Vers 12)
Aber was bringen diese Hinweise? Welches Baby bitteschön hat keine Windeln an? Ok, das mit dem Futtertrog, das fiel schon etwas aus dem Rahmen. Ansonsten hätten die Hirten vielleicht systematisch nur vornehmere Häuser in Bethlehem abgesucht und hätten kaum in einem Stall nach Jesus geschaut.
Kein gelungener Event
Warum wurde die Geburt des Sohnes Gottes auf diese Weise durch den Engel bekannt gemacht? Auch abgesehen von Kameras, Pressearbeit oder einem Live-Event im Internet heute, hätte es auch damals wirklich passendere Kanäle und bessere Multiplikatoren gegeben.
Zum Beispiel hätte der Engel die Geburt von Jesus auf dem Tempelhof in Jerusalem verkünden können, am besten während eines grossen Festes vor Tausenden von Menschen. Oder während einer Versammlung der Hohenpriester, also der religiösen Führer, die dafür von Berufs wegen zuständig waren. Oder warum nicht den römischen Besatzern, den eigentlichen Inhabern der Macht?
Nein, stattdessen erfahren Hirten zuerst von der Geburt; Menschen, die einem Beruf nachgingen, der damals nicht sehr angesehen war. Das wäre etwa so, als wenn heute ein Bautrupp beim Strassenbau, Leute von der Müllabfuhr oder dem Bauhof oder eine Putzkolonne während dem Schrubben einem Engel begegnet.
Jesus wurde ein ganz normaler Mensch
Der erste christliche Lehrer Paulus schrieb über Jesus: «Obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, Gott gleich zu sein … Er nahm menschliche Gestalt an und wurde wie jeder andere Mensch geboren.» (Die Bibel, Philipperbrief, Kapitel 2, Verse 6-7)
Jesus machte mit seinem Leben, von der Geburt bis zu seinem Tod, etwas deutlich: Das Höchste und Mächtigste ist die Liebe. Und: Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil und die effektvolle Inszenierung. Liebe verzichtet für den anderen auf alles: im äussersten Fall, so wie bei Jesus, auf alles, was sein Auftreten auf den ersten Blick als «göttlich» erscheinen liesse.
Jesus als Freund
Glauben Sie niemandem, auch keinem Christen, dass Sie etwas Besonderes sein oder tun müssen, um Jesus zum Freund zu haben. Sein Leben zeigt, dass er sich zu den einfachen und wenig geachteten Leuten hielt. Mit ihnen verbrachte er die meiste Zeit. Das ist eine zentrale Botschaft von Weihnachten.
Sind auch Sie an einer Freundschaft mit Jesus interessiert? Hier können Sie mehr über ihn erfahren.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien bereits am 10.12.2011 bei Livenet.
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