Was glaubt eigentlich Elon Musk?
Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, hat sich einmal als «kultureller Christ» bezeichnet. Der Begriff bezieht sich in der Regel auf Personen, die sich durch ihre Erziehung, ihren gesellschaftlichen Einfluss oder ihr kulturelles Erbe an christlichen Traditionen, Werten oder ethischen Grundsätzen orientieren, nicht aber einen persönlichen Glauben pflegen. Solche Menschen feiern vielleicht Weihnachten, bewundern christliche Moralvorstellungen oder bringen sogar Respekt für Jesus zum Ausdruck, aber sie bekennen sich nicht unbedingt zu den geistlichen oder theologischen Grundlagen des Christentums. Am Beispiel von Richard Dawkins, der für sich den gleichen Ausdruck brauchte, sieht man, dass es sogar Atheisten sein können.
Elon Musk ist in Südafrika aufgewachsen – einer Nation, die von christlichen Traditionen geprägt ist. Über sein religiöses Erbe sagte er: «Ich bin als Anglikaner aufgewachsen und getauft worden.» Er habe eine anglikanische Sonntagsschule und eine jüdische Vorschule besucht: «An einem Tag sang ich also Hava Nagila, am nächsten Tag Jesus. Als Kind singt man, glaube ich, einfach mit.» Als Junge habe er eine existenzielle Krise gehabt und sich gefragt, was der Sinn des Lebens sei. Da habe er einige religiöse Bücher gelesen, auch die Bibel.
Warum nicht?
In einem Interview aus dem Jahr 2021 mit «The Babylon Bee», einer christlichen Satireseite, wurde Musk am Ende scherzhaft gefragt, ob er «Jesus annehmen würde, wenn ihm die Rettung angeboten würde». Er antwortete: «Wenn Jesus Menschen rettet, werde ich mich ihm nicht in den Weg stellen. Wenn es stimmt, würde ich auch gerettet sein wollen, warum nicht?» Weiter sagte er: «Ich stimme mit den Prinzipien überein, die Jesus vertrat. In den Lehren Jesu steckt eine grosse Weisheit, und ich stimme mit diesen Lehren überein.»
Er hob Werte wie «die andere Wange hinhalten» und «Vergebung» als besonders bedeutsam hervor – das sei viel besser als «Auge um Auge, Zahn um Zahn». Musk wollte sich jedoch nicht persönlich oder spirituell zum Christentum bekennen. Stattdessen beschrieb er sich selbst als jemanden, der diese Lehren schätzt und gleichzeitig eine weitgehend säkulare Einstellung hat. Allerdings habe er für das Gelingen seiner SpaceX-Raketenstarts gebetet, wie er einmal bekannte (Jesus.ch berichtete).
Ein zahnloses Christentum?
Ein Beitrag auf Musks Social-Media-Plattform X (früher Twitter) erregte Aufmerksamkeit: «Das Christentum ist zahnlos geworden. Wenn es nicht mehr Mut gibt, für das einzutreten, was fair und richtig ist, wird das Christentum untergehen.» Musk ist also der Überzeugung, dass Zivilcourage für Christen unerlässlich ist, um in der westlichen Welt relevant zu bleiben.
Sein Bekenntnis zu konservativen christlichen Werten passt zu seiner allgemeinen politischen Einstellung, die sich häufig für traditionelle Ethik, persönliche Verantwortung und Skepsis gegenüber progressiven Ideologien einsetzt. Seine Rhetorik deckt sich mit der von Politikern und Verantwortungsträgern, die die Rolle des Glaubens bei der Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Zusammenhalts betonen.
«Nur ein weiterer ethischer Rahmen»
Die Verbindung zwischen Musks politischem Engagement und zumindest positiven Bemerkungen über das Christentum wirft Fragen auf. Wenn seine Achtung vor den Lehren von Jesus echt ist, kann man nur hoffen, dass er danach handelt. Andererseits birgt das kulturelle Christentum die Gefahr, das Wesen des Evangeliums zu verwässern. «Das Christentum ist nicht nur ein ethisches System oder eine Moralphilosophie; es ist ein Glaube, der im Leben, im Tod und in der Auferstehung Jesu Christi wurzelt. Das Evangelium ruft zur persönlichen Umkehr und zur Versöhnung mit Gott durch die Gnade auf, nicht einfach zur Übernahme moralischer Grundsätze», erklärt der britische christliche Publizist und Pfarrer Duncan Williams. «Wenn prominente Persönlichkeiten wie Musk Jesus in erster Linie als Morallehrer beschreiben, besteht die Gefahr, dass sich das Missverständnis verfestigt, das Christentum sei nur ein weiterer ethischer Rahmen und nicht eine transformative Beziehung zu Gott.»
Einen Schritt weiter gehen
Bekanntlich lehnte Jesus es selbst ab, auf einen moralischen Ratgeber reduziert zu werden, indem er erklärte: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ausser durch mich.» Diese Einladung zum Glauben ist von zentraler Bedeutung, um den Menschen zu helfen, über die kulturelle Zugehörigkeit hinaus zu echter Veränderung zu gelangen. Bewunderung und Betonung von christlichen Werten mag ein Modetrend unter gesellschaftlichen Influencern sein und kann sicher die Tür für einen tieferen Dialog über den Glauben öffnen. Aber, wie Duncan Williams erklärt: «Letztlich ist es nicht die kulturelle Zugehörigkeit oder die ethische Bewunderung, sondern eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus, die die Erfüllung bietet, nach der sich jede menschliche Seele sehnt. Die Herausforderung für Christen besteht darin, Menschen wie Musk dort zu treffen, wo sie sind, und sie einzuladen, den Glauben als etwas Tieferes zu erfahren – eine Begegnung mit Gott, die das Leben verändert.»
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