«Mich interessiert, wie Menschen mit Leid umgehen»
«Der rote Faden auf meinem Berufsweg ist wohl, dass schon immer daran interessiert war, wie das menschliche Herz mit dem Leiden im Leben umgeht», bilanziert Amanda Held Opelt.
Die Autorin, Songwriterin und Rednerin arbeitete lange Zeit hauptsächlich im humanitären Sektor. «Mich interessiert, wie Menschen mit Verlust und Not umgehen –und wie es sie zu dem macht, was sie sind und wie es sich auf ihre Beziehung zu Gott und zu anderen auswirkt sowie sie nach der Trauer oder einer Katastrophe aufstehen und weitermachen.»
Direkt nach dem College begann sie, gemeinnützige Arbeit zu leisten. «In dieser Rolle lernte ich viel darüber, welchen Einfluss rassistische und wirtschaftliche Ungerechtigkeit auf die Gesellschaft haben kann.»
Die Liebe überlebt
Ihre Arbeit führte sie in mehrere Krisenherde in verschiedenen Erdteilen. «Das Böse, das Menschen anderen Menschen antaten, schockierte mich.» Gleichzeitig war sie überrascht, dass die Liebe vor Ort überlebt.
In Liedern und Texten begann Amanda Held Opelt, das Gesehene zu verarbeiten, «um diese Geschichten von Schmerz und Verlust aber auch von Hoffnung und Widerstandsfähigkeit weiterzuerzählen».
Dann erlebte sie plötzlich selbst schwierige Dinge: «Mitte 30 hatte ich drei herzzerreissende Fehlgeburten. Und ich verlor meine ältere Schwester – ich hatte keine weiteren Geschwister – durch eine plötzliche Krankheit.»
Durch ihre Arbeit war ihr klar, dass sie diese Ereignisse nicht einfach würde hinter sich lassen können. «Ich wusste, dass diese Verluste in meine Geschichte eingewoben sein würden und sich meine Zukunft dadurch grundlegend verändert.»
Klagepsalmen
Amanda Held Opelt verweist auf die Klagepsalmen, in denen David verzweifelt zu Gott schreit. «Wir denken, dass diese Psalmen nicht so wirklich in unser tägliches Leben oder in unsere Gottesdienste gehören. Wir singen lieber Lieder von Siegen. Aber uns wurden diese heiligen Klagelieder als eine Form der Anbetung gegeben. Gott selbst ist ein hochemotionaler Gott.» Ein Gott, der neben Freude auch Trauer zum Ausdruck bringt.
«Ich denke gerne und viel über Jesus im Garten Gethsemane nach. Er fürchtete sich vor dem, was kam. Es waren schwierige Emotionen und ich glaube, dass sie in unser Leben und unsere Gottesdienste gehören, sie haben einen Platz im christlichen Leben», beobachtet Amanda Held Opelt. «Wenn wir diese Emotionen verbergen, unterdrücken oder betäuben, werden sie nicht zum Vorschein kommen – und nicht die nötige Heilung erfahren. Die Klage ist manchmal der einzige Weg zu wirklicher Heilung.»
Von Kultur statt Bibel beeinflusst
Die Vorstellung, was ein «gutes Leben» ist, werde mehr von der modernen, wohlhabenden, westlichen Kultur beeinflusst als von der Heiligen Schrift und der Lehre Jesu. Segen werde an Errungenschaften, Anhäufung von Dingen oder dem Lob anderer Menschen gemessen. «Es geht weniger um Gott als vielmehr um uns.»
Amanda Held Opelt bilanziert: «Wir müssen uns ansehen, was Jesus als gesegnetes Leben in der Bergpredigt bezeichnet: ,Ihr seid gesegnet, wenn ihr arm seid, wenn ihr verfolgt werdet, wenn ihr hungert und dürstet nach Gerechtigkeit.’ Jesus spricht nicht über Errungenschaften oder Auszeichnungen. Er spricht über Dinge wie Sanftmut, Barmherzigkeit, Frieden stiften und Reinheit.»
Keine Fassade des Glücks
Die Welt wolle keine «Fassade des Glücks», sondern Echtheit. «Ich denke, die Welt will Authentizität in unserer Freude … und in unserer Trauer. Damit können wir zeigen, wie Gott uns in diesen beiden Erfahrungen begegnet.»
Gott nimmt uns nicht immer die schwere Last ab, die wir tragen. «Aber ich glaube, dass er uns die Kraft gibt, die wir brauchen, um sie zu tragen. Hoffnung ist für mich stabiler als Glück. Hoffnung ist der Glaube an die Zukunft, an die kommende Erlösung. Die Hoffnung ändert sich nicht aufgrund unserer Umstände. Und so ist mein Gebet, dass ich als Christin nicht jemand bin, der ‘nur’ von seinem Glück geprägt ist, sondern dass ich ein Mensch bin, der von Hoffnung geprägt ist. Und dass wir als Christen nicht nur Menschen des Glücks, sondern Menschen der Hoffnung sind.»
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