«Ich bin zu ‘hässlich’ und zu ‘fett’ für die Musikindustrie»
«Die Leute sagen mir, dass ich wirklich gut singe», sagt Rebecca «Becky» Thomas. Doch beim Vorsprechen erlebte sie oft verletzende Zurückweisung. «Ich habe alles gehört: ‘Du bist nicht hübsch genug’, ‘Du bist nicht schlank genug’, ‘Du bist zu nett’, ‘Du bist zu dunkel’ oder ‘Du passt nicht in die Gesamt-Ästhetik’.»
Oft würden sich die Feedbacks so zusammenfassen lassen: «Du bist gut, dein Gesang ist gut, … bla, bla, bla, bla… aber du siehst einfach nicht gut genug aus.»
«Echt jetzt?»
Becky Thomas reflektiert: «Echt jetzt? Ich werde abgelehnt, weil ich ‘zu nett’ bin? Ich habe gehört, dass die Leute von ‘toxischer Positivität’ sprechen. Aber die Wahrheit ist, dass es mehr Energie kostet, unglücklich zu sein. Also entscheide ich mich, genau dies nicht zu sein. Anscheinend finden das manche Leute komisch.»
Sie habe aufgehört zu zählen, wie oft das Vorsingen mit den Worten endete, dass sie gut singt, aber nicht gut genug aussieht. «Wird da eine gute Sängerin gesucht oder ein Model?»
Becky Thomas erinnert sich: «Als ich aufwuchs, kämpfte ich mit meinem Selbstwertgefühl und meinem Körperbild. Im Gesang habe ich etwas gefunden, worin ich gut war, von dem ich wusste, dass ich damit Erfolg haben könnte... um dann zu hören: ‘Aber du bist zu dick oder du bist hässlich.’ Es fühlte sich unglaublich grausam an.»
Tage tiefer Depressionen
Becky Thomas litt unter tiefen Depressionen. «Ich weinte mich nachts in den Schlaf und blieb ganze Tage mit dem Kopf unter der Decke im Bett.» Doch sie wollte nicht aufgeben. «Ich glaubte an mein gottgegebenes Talent und wollte nicht 60 oder 70 Jahre alt werden und meine Ziele nicht erreicht haben.»
Sie erinnert sich: «Ich weiss, es klingt klischeehaft, aber ich musste zu Gott beten und ihn bitten, mir meine Unsicherheiten zu nehmen.»
Eines Tages wurde ihr dann die Rolle als Leiterin des «London Community Gospel Choir» (LCGC) angeboten.
«Bodyshaming muss aufhören»
Inzwischen leitet sie den Chor seit acht Jahren. Dieser tritt teilweise mit Giganten aus der Musikszene auf. «Mit der Einstellung der Musikindustrie gegenüber Frauen bin ich nach wie vor nicht einverstanden. Das Bodyshaming muss sofort aufhören. Junge Mädchen sollen ausschliesslich nach ihren Talenten beurteilt werden. Und meine Botschaft an sie ist, ausschliesslich sich selbst zu sein und an den Träumen festzuhalten.»
Nur weil eine Person «Nein» sagt, heisst das nicht, dass sie für alle in der Branche spricht, erklärt Becky Thomas. «Jemand anderes wird deinen Funken sehen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das selbst glauben konnte. Es ist an der Zeit, dass wir Stellung beziehen.»
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