Ein Mann – ein Auftrag
Klaus Dewalds Frau Claudia arbeitet 1990 als Rezeptionistin bei Campus für Christus. Dabei erfährt sie, dass eine Gruppe Studierender Hilfsgüter sammeln will, um sie mit VW-Bussen nach Russland zu fahren. Die Sowjetunion ist am Zusammenbrechen, die dortige Bevölkerung leidet Mangel, Gorbatschow bittet die Welt um Hilfe.
So wird die «Aktion Hungerwinter» gestartet. Als Dewald hört, wie die Studenten sich die Aktion vorstellen, stehen ihm die Haare zu Berge. Als Lastwagenfahrer und -mechaniker weiss er, wie schwierig es ist, Güter hinter den Eisernen Vorhang zu bringen. Ein Student des Leitungskreises findet deshalb: «Wenn du weisst, wie es geht, dann hilf uns doch!»
Zwei Vierzigtönner
Gesagt – getan. Dewalds Motivation ist Abenteuerlust. «Ich war 25 und bekam so die Chance, einmal in den geschlossenen Ostblock zu fahren», erklärt er. Allerdings denkt er gleich grösser als die angehenden Akademiker. VW-Busse – nein danke. Sein Chef und ein weiterer Unternehmer stellen je einen 40-Tönner zur Verfügung. Die gesammelten Hilfsgüter füllen den letzten Winkel, Dewald sitzt am Steuer des einen, als sie am 25. Dezember 1990 losfahren.
In Polen werden sie von einem Offizier ausser Dienst mit Rotkreuztafeln ausgestattet, die sie als Hilfstransport kennzeichnen. Beim ersten Grenzübergang in der Nacht werden die Fahrer jedoch von dunklen Gestalten gestoppt, aus dem Fahrzeug gezerrt und einzeln auf Russisch verhört. Auch die Fahrzeuge werden gecheckt. Die Teilnehmenden des Transports verbringen eine unruhige Nacht. Dann können sie ohne weiteren Kommentar weiterfahren. Abenteuer pur…
Feindesland
Mehr und mehr erkennt Klaus Dewald, dass Gott hinter der ganzen Aktion steht und ihn herausfordert. Ältere Russinnen erzählen, dass ihre Kinder während des zweiten Weltkriegs verhungert sind. «Dein Grossvater kam als Feind mit der Waffe in der Hand. Aber du kommst als Freund und Bruder in Liebe und bringst uns Hilfe. Wir vergeben dir und deinem Volk die Schuld.»
Klaus ist perplex. An sowas hatte er nie gedacht. «Damals begann etwas Neues in mir zu wachsen», zieht er Bilanz. Wieder zurück in Deutschland erfährt er, dass weitere Hilfsgüter gesammelt worden waren. «Was sollen wir damit tun?», fragt der studentische Leiter. «Nochmals fahren», antwortet Dewald. «Und ich bin dabei.»
Gottvertrauen
Klaus Dewald hat während der Hilfstransporte Wunder erlebt. Als die Studenten die Aktion beenden, setzt er alles auf eine Karte, kündigt seine Stelle und macht sich selbständig. Er will mit eigenen Lastwagen professionell Waren liefern und die Leerfahrten für Hilfsgütertransporte nutzen. Er startet in Deutschland, 2002 gründet er GAiN Lettland. Von dort aus ist es einfacher, den Ostblock zu beliefern. Doch hier herrschen mafiöse Zustände. Er sucht einen der Bosse auf und erfährt, dass der schon lange weiss, was er macht. «Du hilfst unseren Kindern – mach weiter. Es wird dir nichts geschehen», stellt der Boss klar.
Einladung nach Nordkorea
Dewald und sein Team werden weltweit um Hilfe gebeten, sogar nach Nordkorea eingeladen. «Bevor ich das erste Mal hinreiste, war das Land für mich ungefähr so sichtbar und bekannt wie die Rückseite des Mondes.» Und dass GAiN einen Lehrgang für Grafikdesign anbieten sollte, passte überhaupt nicht in sein Konzept. «Doch genau so wurde es möglich, Kreativität und eigenes Denken zu fördern und zu fordern in einem Land, in dem alles vorgegeben war», berichtet der flexible Unternehmer im Auftrag Gottes staunend.
Der Auftrag bleibt
Seit über 30 Jahren sorgen Klaus Dewald und seine Mitarbeitenden dafür, dass schnell und professionell Waren dorthin geliefert werden, wo Menschen in Not sind. Von Afghanistan, Armenien, über Griechenland, Nigeria bis in die Ukraine kümmern sich Jesus-Nachfolger damit um ihre Mitmenschen. Dewalds Netzwerk wird immer grösser, seine Erlebnisse sind durchzogen von Erfolgen und Krisen, berührenden Begegnungen und unerklärlichen Ereignissen. In allem erlebt er jedoch Gottes Führung und Bewahrung.
Nun hat Hauke Burgarth den unermüdlichen Macher in einem Buch vorstellt, das man kaum aus der Hand legen kann, wenn man mal angefangen hat zu lesen: «Ein Mann – ein Leben – ein Auftrag».
Zum Buch:
Ein Mann – ein Leben – ein Auftrag
Zum Thema:
GAiN Switzerland: Für Regen gebetet – Quelle gefunden
GAiN in Griechenland: Flüchtlingen mit Würde und Menschlichkeit begegnen
Gemeinschaft der Versöhnung: Einsatz für Holocaustüberlebende und muslimische Migranten