Ukraine: «Gott war weder schockiert noch überfordert»
«Keiner von uns hat an den Krieg geglaubt – bis die Raketen plötzlich über unsere Köpfe flogen», berichtet Eva Samoylenko. «Alle waren schockiert und überfordert – bis auf Gott.» Der Beweis: «Gott hat Monate, zum Teil Jahre vorher schon die richtigen Weichen gestellt. Wir hatten alles Knowhow und alle Leute am richtigen Ort zum Helfen.»
Wenn sich alle Prioritäten ändern
Am 24. Februar 2022 erwachte Eva vom Knall der ersten russischen Raketenangriffe. Das veränderte ihr Leben radikal. «Vorher fiel es mir eher schwer, über meinen Glauben zu reden. Aber sobald Raketen über dein Haus fliegen, ändern sich die Prioritäten. Es klärt sich, was wichtig ist. Friede, Stabilität, Finanzen, Daheim – alles kann kaputt gehen. Das Einzige, das sich nicht verändert, ist Gott.» Darum: «Ich kann heute nicht erzählen, was der Krieg für mich bedeutet, ohne über Gott zu reden. Was die Leute von mir denken, ist mir nicht mehr so wichtig, und plötzlich kann ich Tausenden von Menschen von Jesus erzählen.» So wurde ihr persönliches Glaubenszeugnis im Juni 2022 in vielen Schweizer Zeitungen der TA-Media-Gruppe abgedruckt (Livenet berichtete).
Biblischer Realismus vs. Politiker-Floskeln
Das realistische Welt- und Menschenbild der Bibel wurde ihr zum festen Boden unter den Füssen: «Alle Träume und Versprechen sind damals in sich zusammengefallen. Wir erlebten über Nacht eine völlig neue Realität, aber jedes Wort in der Bibel war und ist immer noch korrekt.» Und sie bekennt: «Die harten, aber ehrlichen Worte der Bibel über das Böse haben mir mehr geholfen als viele Floskeln der Politiker. Es war allen klar, dass es keinen Krieg geben würde – never again. Aber plötzlich kräht der Hahn. Die Bibel redet sehr realistisch davon, wozu der Mensch fähig ist.»
Das Ganze war ein «Mega-Test» für ihren Glauben: «Aber Gottes Zusagen `Ich bin bei dir, ich gebe dir Kraft` haben gehalten. Wenn du runterfliegst, zeigt sich, ob dein Sicherheitsnetz hält.»
Wunder und unerwartete Folgen
Mitten im Krieg haben Eva und ihre Freunde massive Wunder erlebt: «Einen Freund konnten wir evakuieren, einen Tag später wurde sein Haus zerbombt. Ein anderer Freund kam unter Beschuss, und eine Patrone ist in seiner Schuhsohle steckengeblieben. Eine Freundin hielt ihre Bibel vor der Brust, und ein Granatsplitter blieb darin stecken...»
Die Familie mussten fliehen, sie musste ihren Mann zurücklassen und wusste nicht, ob sie ihn je wiedersieht. Heute ist sie wieder mit ihm zusammen. In allem haben sie erlebt: «Hunderte von Menschen haben durch die Verluste zu Gott gefunden. Wir konnten Hunderte von Taufen durchführen und eine ganze Reihe neue Gemeinden gründen.»
Plötzlich selbst Flüchtling
Statt in die Schweiz zurückzukehren, entschied sich Eva Samoylenko, in der Ukraine zu bleiben. «Wenn man immer auf Gott ausgerichtet ist, fragt man dauernd: Was ist jetzt dran? Die Antwort von heute kann schon morgen wieder anders klingen.»
Seit Kriegsanfang hat sie an fünf verschiedenen Orten gelebt. «Klar, ich vermisse die Stabilität, aber ich spüre, dass Gott führt. Mit ihm bist du nicht komplett heimatlos.» Aber es sei ein Lernprozess: «Wenn man nicht selbst flüchtet, kann man das nicht nachvollziehen. Sich immer rechtfertigen müssen, ist nicht einfach.» Trotzdem empfiehlt sie (nicht nur für Flüchtende): «Schaue nicht auf das, was du verloren hast, sondern auf das, was Gott dir trotzdem geschenkt hat. Es kommt sehr drauf an, worauf du dich ausrichtest.»
Beten für die Ukraine – mehr als körperlicher Schutz
Eva beschäftigt sich – im Gegensatz zu ihrem Mann – wenig mit internationalen Perspektiven zum Ukraine-Krieg: «Ich lese z.T. extra nichts, um mich zu schützen. Klar, wir sind kein perfektes Land, es gibt Korruption – aber der Krieg ist ungerecht. Die Welt müsste klar aufstehen – eine grössenwahnsinnige Person macht internationales Mobbing.» Politische Lösungen? «Für viele Ukrainer wäre es denkbar, bestimmte Regionen abzugeben. Aber wenn ich selbst unter russische Herrschaft käme, könnte ich nicht bleiben. Wir wären auf der schwarzen Liste.»
Auf die Frage, wofür Schweizer bezüglich der Ukraine beten sollten, antwortet sie: «Betet um Frieden. Nach 850 Tagen Krieg werden wir müde – stützt uns die Arme. Aber für Frieden braucht es ein Wunder. Einfache Lösungen gibt es nicht. Dann betet für die Soldaten und den seelischen Schutz – auch für Frauen mit Traumata. Betet nicht nur um körperliche Sicherheit, sondern auch um Bewahrung vor Hass.» Auch Christen könnten dem Hass verfallen. «Viele Männer kommen in Hass und Wut, statt auch die Trauer zuzulassen.» Und sie bekennt: «Ich bete sogar heute für Russland, das Gott die ganze Propaganda-Finsternis dort durchbricht.»
Sehen Sie sich den Talk mit Eva Samoylenko an:
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