Leuchtende Kinderaugen als unbezahlbarer Lohn
In der Ukraine finden Kinder eine Ablenkung vom aufwühlenden Alltag. In mittlerweile rund 30 Ländern präsent, werden in Kasachstan und Tadschikistan erste Trainerkurse durchgeführt. Und in diesem Sommer fanden erstmals Floorball4all-Ausbildungen in Burundi und Tansania statt – das Interesse, das aus verschiedenen Ländern signalisiert wird, ist ungebrochen.
Simon Kurt von Floorball4all gibt im Interview einen Einblick in die wachsende Arbeit.
Simon Kurt, ihr engagiert euch gegenwärtig in der Ukraine – wie sieht euer Einsatz vor Ort aus?
Simon Kurt: Unser Landeskoordinator Vova Vitruk plant und organisiert zusammen mit weiteren ukrainischen Floorball4all-Trainern Nothilfe für die Leute vor Ort. Zu Beginn haben sie Menschen geholfen, gefährliche Gebiete zu verlassen oder aus dem Land auszureisen. Danach stand die Deckung ihres Grundbedarfs im Vordergrund: Nahrung, Kleidung, Wohnraum und im Winter Lampen, Kerzen, Generatoren und andere Hilfsgüter. Gegenwärtig helfen sie den Leuten beim Wiederaufbau von Wohnraum. Floorball4all koordiniert Spendensammlungen für die Ukraine und leitet die finanziellen Mittel gezielt weiter. Mittlerweile haben sich einige der Projekte wieder etwas erholt und dort, wo es die Situation zulässt, finden auch wieder regelmässige Trainings sowie Kinderlager statt
Was bewirkt euer Einsatz in der Ukraine, welchen Unterschied könnt ihr machen?
Das Unihockeytraining hilft den Kindern, sich von einem psychologischen Trauma zu erholen. Viele Kinder leiden darunter, da sie zum Teil auch Angehörige verloren haben. Für die Kinder selbst ist es eine Gelegenheit, in eine andere Atmosphäre einzutauchen. Die Floorball4all-Trainer sind momentan mehr als nur Unihockeytrainer. Es gibt jetzt eine viel engere Verbindung zu den Familien der Kinder. Dadurch ist es möglich, nicht nur den physischen Bereich des Lebens zu beeinflussen. Die Eltern, die derzeit in der Armee sind, sind den Trainern, die ihre Kinder anleiten und betreuen, sehr dankbar.
Über welche Aufbrüche – ausserhalb der Arbeit in der Ukraine – konntet ihr euch zuletzt freuen?
In diesem Sommer konnten Projekte in ganz neuen Ländern gestartet werden. So wurden unter anderem im eurasischen Raum in Kasachstan und Tadschikistan erste Trainerkurse durchgeführt. Ebenfalls in diesem Sommer fanden erstmals Floorball4all-Ausbildungen in Burundi und Tansania statt. In diesen beiden Regionen verzeichnen wir momentan das grösste Wachstum. Nebst all unseren Einsätzen konnten wir dieses Jahr so viel Material in unsere Projektländer liefern lassen wie noch nie. Dies ist mit ziemlichen Kosten verbunden, hilft aber bei der Entwicklung der Projekte und des Unihockeys in den entsprechenden Länden extrem.
Welche neuen Projekte stehen bei euch gegenwärtig an? Ihr seid offiziell in 27 Ländern tätig – welches sind die Länder 28 und 29 … und wann ist die 30 erreicht?
Es sieht Stand heute sehr danach aus, dass wir auch im kommenden Jahr neue Projektstandorte verzeichnen dürfen. So könnten etwa in Sizilien, Armenien oder Kolumbien erste Trainerkurse stattfinden. Zudem laufen gerade auch die Vorbereitungen für unser alljährliches Unihockey-Benefizturnier mit anschliessendem Dinner in Thun im Dezember auf Hochtouren.
Welchen Unterschied macht der christliche Glaube bei eurer Arbeit?
Im Mitarbeiterteam bildet der Glaube an Jesus Christus eine gemeinsame Basis, die verbindet, Sicherheit und Zuversicht und eine motivierende Perspektive gibt. In den Unihockeyprojekten selbst ist der Glaube ebenfalls oft ein Bestandteil, da die Ausbildner in den Einsätzen oftmals selbst auch Christen sind und wir häufig auch mit christlichen Organisationen vor Ort zusammenarbeiten, die ihre Arbeit auf das Evangelium gründen. Wir wünschen uns, dass die Unihockeytrainings für die Kinder in einer Atmosphäre der Annahme und Nächstenliebe stattfinden können. So sollen die Kinder zur Ruhe kommen, sich positiv entwickeln können und eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft erhalten.
Was bewegt euch persönlich bei eurer Arbeit besonders?
Es ist immer wieder äusserst inspirierend, motivierend und schön zu sehen, wie anhaltend die Nachfrage aus den verschiedenen Projektländern ist, mit der Arbeit von Floorball4all weitere Schritte zu machen. Vielerorts entstehen aber auch ohne unser Dazutun neue Trainingsstandorte in anderen Quartieren oder Regionen, mit welchen wieder andere Kinder erreicht und unterstützt werden können. Aber nicht nur die Kinder und Jugendlichen werden positiv geprägt, sondern auch die Coaches selbst, die aufgrund ihrer Aufgabe und Verantwortung als Leader wachsen.
In den Einsätzen selbst ist die Freude und der Enthusiasmus der Kursteilnehmer sowie das Leuchten der Kinderaugen beim Abschlussturnier ein unbezahlbar schöner Lohn für unsere Arbeit. Ebenso staunen wir auch immer wieder, wie plötzlich Leute aus der ganzen Welt auf uns zu kommen, die das Instrument Unihockey in ihren Jugend- und Strassenarbeiten, zum Beispiel im Kongo, nutzen möchten.
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