Finnland: Das glücklichste Land der Welt?

Die Stadt Porvoo in Finnland
Finnland wurde von den Vereinten Nationen fünf Jahre in Folge als das glücklichste Land der Welt bezeichnet. Aber es gibt auch andere Rekorde im Land, die dazu nicht so recht passen wollen.

Einer dieser Bereiche ist der Drogenkonsum der unter 25-Jährigen. Nach Angaben der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) ist Finnland das europäische Land mit der höchsten Zahl von Drogentoten unter Jugendlichen. Die Daten für 2020 zeigen, dass 29 Prozent der Todesfälle bei den unter 25-Jährigen auf Drogenmissbrauch zurückzuführen sind. Es folgen Ungarn (25 Prozent) und Österreich (24 Prozent).

Fälle wie der von Niko, eines 25-Jährigen, über den Euronews berichtet, verdeutlichen die parallele Realität des «glücklichsten Landes der Welt». «Als ich 16 war, habe ich Opiumtee aufgebrüht und angefangen, Ecstasy und Amphetamine zu nehmen, und dann kam die ganze Palette der Drogen. Ich habe viele Freunde verloren [...] Als ich 20 war, fielen sie wie Äpfel von den Bäumen», erinnert er sich.

Bei den drogenbedingten Todesfällen insgesamt steht Finnland an dritter Stelle in Europa, hinter Schweden (das auf der Liste der glücklichsten Länder der Welt ebenfalls ganz oben steht) und Irland.

Im Jahr 2022 berichtete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass 84 von 1'000 Finnen täglich Antidepressiva einnehmen.

«Glück ist ein Mythos»

Der finnische Arzt, Schriftsteller und christdemokratische Politiker Pekka Reinikainen erklärte im Gespräch mit der spanischen Agentur Protestante Digital: «Glück ein Mythos. Finnische Menschen sind melancholisch». Er zeigt einen der Gründe für den verbreiteten Drogenkonsum auf: «Das hat vor allem mit der guten sozialen Absicherung zu tun. Das Ergebnis sind etwa 130'000 junge Menschen, die sich mehr oder weniger aus der aktiven Gesellschaft zurückgezogen haben und nichts tun, was der Gesellschaft helfen würde.»

Im Hintergrund stehe ausserdem eine zu tiefe Geburtenrate: «Die Dinge stehen wirklich schlecht, weil uns eine Million Menschen unter 50 Jahren fehlen; das ist das Ergebnis der Abtreibung, die 1970 legalisiert wurde. Heute haben wir Abtreibung auf Verlangen. Die Geburtenrate war im Jahr 2022 so niedrig wie nie zuvor.»

Wie den Drogenkonsum behandeln?

In Finnland werden nur 20 Prozent der Drogenabhängigen behandelt, während es im benachbarten Schweden 70 Prozent sind. Deshalb fordert zum Beispiel die Blue Ribbon Foundation, die mit Drogenabhängigen arbeitet, die Schaffung von Räumen, in denen man «sicher» konsumieren kann. «Die Menschen konsumieren Drogen in öffentlichen Toiletten, die für ihre Gesundheit sehr gefährlich sind», heisst es dort.

Reinikainen ist gegen solche «Narco-Räume», denn «das würde nur dazu führen, dass der Drogenkonsum zunimmt, weil es jungen Menschen die Botschaft vermittelt, dass Cannabis sicher ist, da die Gesellschaft seinen Konsum akzeptiert. Dies würde nur die Profite der grossen Drogenhändler steigern, die ausserhalb unserer Grenzen operieren.» Reinikainen: «Als Mediziner weiss ich sehr gut, was Drogenabhängigkeit bedeutet und was eine Cannabis-Psychose ist. Wir müssen die Lügen über die Sicherheit von milden Drogen entlarven, von denen die Drogenlobby spricht. Ich kenne keinen einzigen Heroinkonsumenten, der nicht mit Cannabis angefangen hat.»

Rehabilitationszentren in Kirchen

Für Reinikainen ist der Drogenkonsum unter jungen Menschen eine Herausforderung für die Kirche in Finnland. «Wir müssen barmherzig mit denjenigen sein, die wieder zu den Drogen zurückkehren und es erneut versuchen.» Aber für ihn ist klar: «Eine Therapie muss unbedingt drogenfrei sein. Wir sollten Zentren für Drogenabhängige einrichten, in denen ehemalige Abhängige arbeiten können.»

«Das Wichtigste ist natürlich, dem Drogenkonsum vorzubeugen, indem wir den Kindern und jungen Menschen von Jesus erzählen, was in Finnland völlig in Vergessenheit geraten ist», sagt er mit Blick auf die tieferen Wurzeln der Sucht.

Heidnisches Land

Reinikainen: «Finnland ist heute ein heidnisches Land. Kinder und Jugendliche wissen nicht, wer Jesus ist. Als Nation haben wir tiefe Wurzeln im Schamanismus, wie unser altes Buch Kalevala zeigt.» Seine Analyse: «Das Christentum gibt es nur an der Oberfläche. Nicht mehr als 5 Prozent der jungen Menschen glauben, dass die Bibel wahr ist. Infolgedessen haben die jungen Menschen die Hoffnung und den Sinn des Lebens verloren und nehmen Drogen», fügt er hinzu. «Man muss den jungen Menschen wieder Hoffnung geben, einen Grund zum Leben.»

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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