Reggae-Übervater Bob Marley wurde Christ

Bob Marley
Der Reggae-Superstar und Promoter der Rastafari-Bewegung wurde scheinbar kurz vor seinem Tod Christ. Bob Marley fand demnach durch seine christliche Schwester in einem Krankenhaus zum Glauben.

Auch vier Jahrzehnte nach seinem Tod wird der Bob Marley von Millionen Menschen verehrt und in Erinnerung behalten. Im Buch «Bob Marley: The Untold Story» schrieb Autor Chris Selewicz bereits vor längerem: «Bob Marley verkörpert weiterhin Jamaika und die Seele dessen, was die Welt als die seltsame, scheinbar paradoxe Religion der Rastafari kennt, der einzige Glaube, der weltweit kritiklos als integraler Bestandteil der populären Musik akzeptiert wird.»

Eine Geschichte, die in Selewicz' Buch leider nicht erzählt wird, ist Marleys späte Ablehnung des Rastafari und seine Bekehrung zum Christentum, bedauert Tony Cummings von «Premier Christianity». 

Selektive Bibel-Auslegung

Die Rastafari-Religion entstand in der armen und unterdrückten afro-jamaikanischen Gemeinschaft im Jamaika der 1930er Jahre. Ihre afrozentrische Ideologie war weitgehend eine Reaktion auf die damals von den Briten dominierte Kolonialkultur. 

Der Rasta-Glaube basiert auf einer selektiven Auslegung der Bibel, die einen einzigen Gott, Jah genannt, vorsieht, von dem angenommen wird, dass er in jedem Menschen wohnt.

Ab 1930 begannen jamaikanische Prediger, die Krönung von König Haile Selassie von Äthiopien als Erfüllung biblischer Prophezeiungen zu deuten (Offenbarung 5, Verse 2-5 und 19, Vers 16 sowie Daniel 7, Vers 3 und Psalm 68, Vers 31). 1935 veröffentlichte der jamaikanische Prediger Leonard Howell das Traktat «The Promised Key». Darin erklärte er, dass Kaiser Haile Selassie der Messias sei, dass die Schwarzen das auserwählte Volk seien und dass sie bald nach Äthiopien repatriiert und dort politischen und wirtschaftlichen Wohlstand erleben würden.

Der Junge vom Land

Bald glaubten immer mehr Menschen, dass Selassie tatsächlich der fleischgewordene Jah sei, dass man ihn mit dem «Sakrament» Marihuana verehren könne und dass das Tragen von Dreadlocks - eine Anlehnung an eine Bibelstelle (4. Mose 6, Vers 5 ), die sich auf das Haareschneiden bezieht - ein Zeichen der Trennung von «Babylon» sei.

Bob Marley wuchs in ärmlichen Verhältnissen, aber in den schönsten Gegenden Jamaikas auf. Als Bob 10 Jahre alt war, starb sein Vater. Daraufhin zog er ins Slumviertel Trenchtown der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. Als Teenager 

gründete Bob das Trio «The Wailers», das im Laufe der Zeit monumentale Albumverkäufe und Tourneeerfolge verbuchte.

Längere Zeit war Marley ein entschiedener Rastafari-Verfechter.

Innere Wende beginnt

Bobs Überzeugung von der Wahrheit der Rastafari-Lehre erhielt jedoch 1976 einen schweren Schlag, als Kaiser Selassie starb. Von diesem Zeitpunkt an veränderten sich auf seine Texte. So sprach er nun nicht mehr vorwiegend das schwarze Bewusstsein an, sondern auch das der Notwendigkeit einer universellen Liebe, um Gewalt und Hass zu überwinden.

Im September 1980, während einer Europa-Tour, erhielt Marley eine niederschmetternde Nachricht. Drei Jahre zuvor war bei ihm ein bösartiger Hautkrebs an seinem Zeh diagnostiziert worden. Die Ärzte hatten vorgeschlagen, den Zeh zu amputieren, was der Sänger jedoch ablehnte. Nun erfuhr er, dass der Krebs auf sein Gehirn übergegriffen hatte. 

«Jesus, nimm mich»

Judy Mowatt, Mitglied des Frauentrios «I-Three», arbeitete längere Zeit eng mit Bob Marley zusammen. Sie erzählte dem Journalisten und Rundfunksprecher Mike Rimmer von «Cross Rhythms»: «Als Bob auf dem Sterbebett lag, rief mich seine Frau Rita an und erzählte mir, dass Bob so grosse Schmerzen hatte, dass er seine Hand ausstreckte und bat: ‘Jesus, nimm mich.’»

Judy Mowatt fragte sich, warum Bob «Jesus» und nicht «Selassie» gesagt hat. Dann erfuhr sie, dass Bobs Schwester, die Christin und Krankenschwester ist, im Krankenhaus war, bevor Bob starb. Judy Mowatt: «Sie führte ihn zu Jesus Christus.»

Mitglied der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche

Sein innerer Wandel hatte bereits Ende 1979 begonnen. Damals beantragte Marley die Mitgliedschaft in der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche, der Staatskirche von Äthiopien. Erzbischof Abuna Yesehaq war von Marleys Bekehrung überzeugt und taufte ihn am 4. November 1980. Sechs Monate später, am 11. Mai 1981, starb der Reggae-Superstar und erhielt ein äthiopisch-orthodoxes Begräbnis.

Judy Mowatt erzählte Rimmer weiter, dass Marleys Konvertierung zum Christentum etwas war, das die Plattenfirmen und jene, die am Mythos Marley als leidenschaftlicher Rastafari-Sprecher festhalten, geheim halten wollten.

Weiter erläuterte Mowatt: «Niemand will, dass die Wahrheit über Bobs Bekehrung verbreitet wird. In Jamaika habe ich das in einer populären Fernsehsendung gesagt, und ein Rasta-Mann fragte mich, warum ich das sagen müsse. Ich sagte: ‘Weil es die Wahrheit ist!’ Aber dieser Mann wollte nicht, dass ich das sage, und ich glaube, dass niemand will, dass es bekannt wird.»

Autor: Tony Cummings / Daniel Gerber
Quelle: Premier Christianity / gekürzte Übersetzung: Livenet

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