«Gott sagt nicht, warum, aber er zeigt, dass er da ist»
417 Tage lebte die kleine Shelyn Chuas, die von ihrer Familie liebevoll Nini genannt wird, im Krankenhaus. Sie kam nach nur 25 Wochen und drei Tagen Schwangerschaft auf die Welt – mit einem Gewicht von genau 750g. Die Ärzte gaben der kleinen Chinesin nur eine 50-prozentige Überlebenschance. Es bestand die Gefahr von Hirnblutungen – doch es passierte nicht. Die Steroide, die ihre unterentwickelten Lungen stärken sollten, konnten auch die Entwicklung des Gehirns stören – doch sie erlitt keine Nebenwirkungen.
Sie hing an Schläuchen, musste vieles über sich ergehen lassen, nach einem halben Jahr bekam sie eine Lungenentzündung… Doch «sie ist eine richtige Kämpferin», berichtet ihre Mutter Astral Lim. Und Vater Veroy fügt hinzu: «Nini war schon immer ein Wunderkind. Jedes Mal, wenn der Arzt sagte, dass etwas vermutlich nicht passieren würde, zeigte Gott, dass es durchaus möglich war!»
Schwieriger Alltag
Nach fast 14 Monaten Krankenhausaufenthalt wurde die Kleine entlassen – doch auch zu Hause gab es viele Herausforderungen für Veroy und Astral sowie ihre ältere Tochter Scarlet, die mittlerweile vier Jahre alt ist. Bis heute, zehn Monate nach der Entlassung, kann Nini nicht alleine atmen. Sie ist auf ein Atemgerät angewiesen, ein Schlauch führt durch ihre Luftröhre. Und die ganze Familie muss ständig wachsam sein, Tag und Nacht, falls der Schlauch verrutscht oder sie Atemprobleme bekommt.
Jede Woche muss der Luftröhrenschlauch ausgewechselt werden, ein Prozess, den beide Eltern gemeinsam durchführen müssen. «Nini ist dabei sehr kooperativ», berichtet Astral. «Sie liegt ganz still, was den Prozess erleichtert. Es benötigt sehr viel Zusammenarbeit zwischen mir, Veroy und Nini. Wenn Veroy und ich nicht gut aufeinander zu sprechen sind, können wir das nicht machen…»
Chinesisches Lobpreislied als Schlaflied
Der Grund, weshalb die gerade mal zweijährige Nini so still liegt, ist ein christliches Lied, ein chinesisches Lobpreislied. «Ich machte einen schwierigen Moment im Krankenhaus durch», erinnert sich die 42-jährige Astral. «Ich war so traurig über Ninis Situation und hatte Spotify offen – plötzlich begann das Lied. Ich weiss überhaupt nicht, wie oder warum. Normalerweise hören wir nur englische Lobpreislieder. Dies war ein chinesisches Lied.» Im Text geht es um den innigen Wunsch, in Gottes Gegenwart zu sein und ihn für immer zu lieben – die Worte trösteten Astral so sehr, dass sie das Lied Nini vorspielte. Bald schon bemerkte sie, dass es das Kleinkind ruhig machte. «Es ist Ninis Nachtlied geworden», schreibt der 37-jährige Veroy in einem Instagram-Post. «Es beruhigt sie und lässt sie einschlafen. Und wenn wir es ihr vorsingen, vor allem abends, wenn alles ruhig ist, spüren wir, dass Gott bei uns ist.»
Trotz allem wächst ihr Glaube
Auch alltägliche Dinge sind extrem schwierig, etwa das Baden oder auch das Essen, wovor Nini zu Beginn richtige Angst hatte. Mittlerweile akzeptiert sie püriertes Essen. Beide Eltern sind aufgrund der 24-Stunden-Pflege neben ihrem eigenen Immobilien-Unternehmen völlig ausgelaugt. Pflege sei etwas, das sehr einsam mache, geben die beiden im Interview mit dem Internetportal «Salt&Light» zu. Nur selten machen sie etwas für sich allein. «Man kann leicht die eigene Identität verlieren, wenn man sich um Kinder kümmert. Die Leute fragen immer nach ihr und nie danach, wie es mir geht.» Auch für die ältere Tochter Scarlet ist es nicht einfach.
Und dennoch fühlen sie, dass ihr Glaube heute stärker ist als je zuvor. Astral berichtet: «Meine Beziehung zu Gott ist heute viel inniger. Ich bin nie zur Bibelschule gegangen, als rede ich mit Gott wie ein Kind mit ihrem Vater. Ich nenne ihn 'Papi' und spreche mit ihm über alles, auch die kleinen Dinge.» Diese Beziehung hält auch Zweifel aus. «Ich habe ihn gefragt: 'Wenn du mich wirklich liebst, warum muss ich das dann durchmachen? Warum unsere Tochter?' Er sagt mir nicht, warum, aber er zeigt mir, dass er immer da ist.»
«Nicht perfekt, aber hart am Kämpfen»
Zudem haben die Eltern Angst, ihre Tochter verlieren zu können. Aber auch diese Angst legen sie immer wieder in Gottes Hände. «Eines Tages habe ich einfach zugelassen, dass Gott die Situation übernimmt. Ich weiss, dass wenn sie nicht mehr bei uns sein soll, dann ist das gut so, weil sie bei Gott sein wird. Diese Gewissheit hat mir dabei geholfen, loszulassen und Gott alles zu übergeben. Das hat mir sehr geholfen – es hat uns sehr geholfen!»
Ähnlich sieht es Veroy, der früher vollzeitig eine Gemeinde leitete: «Am Anfang war diese Angst jeden Tag da. Aber wenn du jetzt zurückblickst auf die vielen Tage, die vergangen sind, siehst du, dass Gott treu war. Und so kann ich trotz der Angst vertrauen. Nach über 400 Tagen im Krankenhaus und fast einem Jahr mit Nini zu Hause sind wir an dem Punkt unseres Glaubens angelangt, an dem wir ihm vollkommen vertrauen. Nini ist wie unser Glaube – nicht perfekt, aber hart am Kämpfen.» Und eins hat Nini ihnen allemal gezeigt: dass bei Gott nichts unmöglich ist.
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