Wenn die Predigt zur Unterhaltung wird
«Plexiglas, Barhocker — warum? Weil die Menschen als Konsumenten behandelt werden müssen», bedauert Alistair Begg, Seniorpastor der «Parkside Church» in Cleveland auf der «Sing! Conference in Nashville». Der Verzicht auf die Kanzel zugunsten einer konsumfreundlichen Atmosphäre sei nicht nur eine gestalterische Entscheidung, sondern Ausdruck eines tiefer liegenden Problems: der schwindenden Rolle der Bibel im Gemeindeleben.
«Anstatt mit Ehrfurcht vor Gottes Wort in den Gottesdienst zu gehen, kommen heute viele mit einem Kaffee in der Hand und erwarten Unterhaltung», warnte er. «Inspirierende Reden ersetzen die Verkündigung der Heiligen Schrift.»
Begegnung mit Gott erleben
Für Begg spiegelt sich diese Entwicklung auch in der Art der Predigten wider. Expositorische Predigten, die den biblischen Text erschliessen, würden immer häufiger durch «therapeutische» und inspirierende Reden ersetzt. Dies fördere eine biblische Unkenntnis, die Begg als eine der grössten Gefahren für das Glaubensleben sieht: «Man kann nicht ohne die Bibel durchs Leben gehen, sie ist nicht einfach ein Talisman, sondern die tägliche Quelle unseres Wissens und unserer Begegnung mit Gott.»
Er rief dazu auf, zu einem ernsthaften Umgang mit der Bibel zurückzukehren, bei dem das Wort Gottes im Mittelpunkt steht und die Verkündigung nicht nur der Unterhaltung oder Beruhigung der Zuhörer dient. «Es geht nicht darum, ein paar Anweisungen für den Alltag mit nach Hause zu nehmen. Es geht darum, dass wir durch die Schrift eine göttliche Begegnung erfahren», betonte der schottische Pastor.
Lobpreis als Ausdruck geistlichen Lebens
Alistair Begg wies auch auf die Schwierigkeiten vieler Gemeinden hin, ihre Mitglieder zum gemeinsamen Singen zu motivieren. Der moderne Lobpreis zeichne sich oft durch ein übertriebenes Bemühen aus, «die Gemeinde in Stimmung zu bringen», indem Lieder immer wieder wiederholt würden, um eine emotionale Reaktion zu erzwingen. Dies sei aber nur ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem: «Die geistliche Leere in den Gemeinden.»
Mit Blick auf den Reformator Martin Luther betonte Begg, dass nur der Heilige Geist den Menschen die Heilige Schrift wirklich verständlich machen könne. Auch wenn man die Bibel zitieren oder auswendig lernen könne, sei eine wirkliche Erkenntnis nur durch das Wirken des Geistes möglich. «Ohne den Geist Gottes bleibt unser Lobpreis leer und leblos», fügte er hinzu.
«Jesus ist der wahre Leiter des Lobpreises»
Am Ende seiner Ansprache erinnerte Begg daran, dass der wahre Leiter eines christlichen Gottesdienstes nicht der Pastor oder der Lobpreisleiter sei, sondern Christus selbst. «Jesus ist der Leiter des Lobpreises», sagte er unter Berufung auf den Hebräerbrief. «Er macht den Lobpreis möglich und führt uns in den Lobpreis.»
Sein Fazit: «Opfert die Verkündigung der Schrift nicht der Euphorie des Worships.» Die Schrift müsse im Mittelpunkt stehen, nicht persönliche Bedürfnisse oder das Unterhaltungsbedürfnis der Gemeinde.
Die Bedeutung von Liedern im Glaubensleben
Die «Sing! Conference», auf der Begg sprach, wird jährlich von den christlichen Musikern Keith und Kristyn Getty (deren Lied «In Christ alone» zur Hymne geworden ist) organisiert und hat zum Ziel, das theologische Verständnis in der Anbetung zu vertiefen.
Keith Getty sagte in einem Interview: «Wir leben in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen, und die kommenden Generationen werden sich diesen Herausforderungen stellen müssen.»
Begg und Getty stimmten darin überein, dass die Zukunft des Christentums eine Rückbesinnung auf die Autorität der Bibel und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Glaubens erfordere. In einer Welt, die zunehmend von kulturellen und sozialen Umbrüchen geprägt sei, dürften Christen nicht davor zurückschrecken, ihre Überzeugungen klar und mutig zu vertreten.
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