Die vernachlässigtste Krise der Welt

Menschen leiden in Burkina Faso
Die Gewalt in Burkina Faso ist derzeit die vernachlässigtste Krise der Welt. Laut der jährlichen Liste des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) über vernachlässigte Vertreibungskrisen ist einer von vier Einwohnern des Landes auf Hilfe angewiesen.

«Die Liste hat das Ziel, auf die Notlage von Menschen aufmerksam zu machen, deren Leiden selten internationale Schlagzeilen macht, die wenig oder keine Hilfe erhalten und die nie im Zentrum der Aufmerksamkeit internationaler diplomatischer Bemühungen stehen», heisst es in dem Bericht.

Seit 2015 haben militante Angriffe durch Islamisten mit Verbindungen zu Al-Qaida und ISIS in Burkina Faso zugenommen. Die Gewalt im westafrikanischen Binnenland ist damit Teil der breiteren Strategie des Dschihadismus, der bisher 2,3 Millionen Menschen in der westafrikanischen Sahelzone vertrieben hat.  

Bis heute ist es Burkina Faso nicht gelungen, die Ausbreitung der Gewalt einzudämmen, und es kämpft immer noch mit einem der blutigsten dschihadistischen Aufstände in der Sahelzone. Die Gewalt und die Unruhen haben die schlimmste humanitäre Krise in der Geschichte von Burkina Faso ausgelöst. Über 14'000 Menschen sind bisher ums Leben gekommen, die Hälfte seit Januar 2022. Zwei Millionen Menschen wurden intern vertrieben. 6'200 Schulen wurden geschlossen, und 3,3 Millionen Menschen werden in diesem Sommer hungern.

An zweiter Stelle der Liste der von der Weltöffentlichkeit «vernachlässigten Länder» steht die Demokratische Republik Kongo, gefolgt von Kolumbien, Sudan, Venezuela, Burundi, Mali, Kamerun, El Salvador und Äthiopien.

Der Bericht berücksichtigt zu gleichen Teilen die drei Kriterien «Mangel an internationalem politischem Willen», «Mangel an Medieninteresse» und «Mangel an internationaler Hilfe».

Ukraine zeigt: Es geht auch anders

«Dass viele Länder humanitär vernachlässigt werden, ist kein Zufall», analysiert das NRC. «Die starke Reaktion auf das Leid und den Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass Vernachlässigung tatsächlich eine Wahl ist. Wo der Wille vorhanden ist, kann politisches Handeln wirksam und schnell sein, können umfangreiche Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden und kann die Medienberichterstattung umfassend sein.»

«Für jeden Dollar, der pro Bedürftigen in der Ukraine gespendet wurde, wurden nur 25 Cent pro Bedürftigen in den zehn vernachlässigtsten Krisen der Welt gegeben. Flüchtende aus der Ukraine wurden mit offenen Grenzen und starker Solidarität der Öffentlichkeit empfangen. Das sollten wir für alle Krisen anstreben», so der Bericht weiter.

«Es sind die Schwächsten, die von Konflikten und Vertreibung betroffen sind. Auf der ganzen Welt ertragen Millionen von Vertriebenen aussergewöhnliche Not, werden übersehen und beiseite geschoben. Vernachlässigung ist eine Entscheidung. Ein kleines bisschen politischer Wille würde schon viel bringen.»

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / International Christian Concern

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