Schmutzige Hände, schmutziger Kopf
Jeden Monat wird in einem Livenet-Talk aus dem Gemeindegründungsprojekt Connect in Zollikofen berichtet. Diesmal sprechen Susann und Mathias «Kuno» Kuhn mit Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich.
Erinnerungen an den Abschied in Thun
«Jesus hat uns auf einen Weg genommen», berichtet Susann Kuhn. Sie blickt zurück auf ihren Abschied aus Thun, der sich nicht nur als einfach herausstellte. «Ich habe gemerkt, welch eine stolze Thunerin ich gewesen bin.» Trotzdem hält sie fest: «Jedes Mal, wenn wir in Zollikofen waren, wusste ich: Es ist richtig!» Und sie freut sich, sogar Berge sehen zu können.
«Das Abmelden in Thun hat mit uns viel gemacht», gibt auch Kuno zu. «Die Strecke Thun – Zollikofen sind wir oft gefahren und was uns dabei am meisten gegen den lächerlichen Blues des Selbstmitleids geholfen hat, war, Gott anzubeten.» Kuno erzählt, wie Susann und er auf der Autobahnstrecke Gott anbeteten. «Das hat uns nicht nur immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, sondern auch eine Freude, Gott zu dienen und mit ihm unterwegs zu sein.»
Auf dem Weg, stolze Zollikofer zu werden
«Es ist schön, hier vor Ort zu sein», sagt Susann. Das ständige Hin- und Herfahren sei ermüdend gewesen. «Etwa drei Wochen nach dem Umzug machten wir ein Nachbarschafts-Apéro, wozu wir die Nachbarn rund um uns herum einluden und kennenlernen konnten.»
«Die Zollikofer sind so freundliche Menschen», kommen Kuhns ins Schwärmen. Beide sind begeistert von den offenen Türen, die sie immer wieder antreffen. Es sieht so aus, als würden sie genauso stolze Zollikofer werden, wie sie zuvor stolze Thuner waren. Susann erwähnt unter anderem auch die schönen Spazierwege, die sie bereits entdeckt hat.
Noch einmal die Hände schmutzig machen
Zu günstigen Bedingungen konnte ein Haus gekauft werden. Kuno spricht dabei sogar von einem «Mega-Wunder». Jetzt gilt es, dieses Haus umzubauen. «Ich habe immer gesagt: Ich möchte noch einmal die Hände schmutzig machen, noch einmal neu anfangen, noch einmal in die Gemeindegründung zurückgehen.» Durch den Umbau des Hauses wurden dann nicht nur seine Hände schmutzig, sondern auch sein Kopf. Zur Veranschaulichung wird im Talk ein Bild des «schmutzigen Kuno» eingeblendet.
Ein Lebensweg mit Risiko
Eine Gemeindegründung ist immer eine mit Unsicherheit behaftete Sache. Das Risiko kann auch einmal zusetzen. «Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir in Zollikofen sind», hält Susann an ihrem Weg fest. «Und wenn es nicht so kommt, wie wir es uns vorgestellt haben, hat Jesus doch einen Plan für uns bereit.» Auch Kuno spricht von einem Wechselbad: Einerseits sei da Ungewissheit, welche entmutigen kann, doch gleichzeitig sei schon Frucht zu sehen und das begeistert. «Wenn Menschen sich mit Jesus auf den Weg machen, ist das der Hammer!»
Nach dem Knüpfen von Beziehungen und dem Bilden erster Kleingruppen wurde jetzt ein Alpha-Kurs gestartet. «Gleichzeitig sind wir noch immer dabei, das Team zu formieren.» Die Teambildung bezeichnet Kuno als Herausforderung und ein ständiges Ringen, darin Gottes Willen zu finden. Dazu gehört auch das wöchentliche Frühgebet.
In einer veränderten Welt gemeinsames Fundament haben
«Nachdem wir im letzten Mai die ersten Leute kennengelernt haben, machten wir einen Tag zum Thema 'Was wir glauben'. Vor 25 Jahren wäre dies noch nicht nötig gewesen.» Damit ist das Thema bei den gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre angekommen. Diese wirken sich natürlich auch auf eine Gemeindegründung aus. «An diesem Tag sprachen wir über Kernthemen wie das Erlösungswerk von Jesus, die Autorität von Gottes Wort, aber auch sexualethische Fragen.»
Für Kuno war wichtig, solch elementare Themen ganz am Anfang zu klären und nicht Beziehungen aufzubauen, um dann vier Monate später unüberbrückbar verschiedene Sichtweisen zu bemerken. Susann stimmt zu: «Uns war wichtig, von Anfang an sicher zu stellen, dass wir auf demselben Fundament stehen.» Heute freut sie sich über das Team. Es sei schön zu wissen, dass man am gleichen Strick zieht.
«Klarheit bringt auch Freiheit»
Kuno grenzt sich klar – aber keinesfalls lieblos – von postevangelikaler Theologie ab. Ohne im Talk Zeit mit Kritik an neuen theologischen Gedanken zu verlieren, hält er fest, kein Postevangelikaler zu sein. In welche Schublade man ihn sonst stecken würde, lässt er offen. Wichtige theologische Fragen müssten aber unbedingt geklärt werden. «Ich glaube, dass jede lokale Kirche die Fragen klären muss, was sie glaubt.» Kuno glaubt, dass theologische Diskussionen aktuell in städtischen Regionen heisser geführt werden, dies aber in sehr kurzer Zeit auch in ländlichen Kirchen der Fall sein wird. Es sei gut und wichtig, Klarheit zu schaffen, denn: «Klarheit bringt auch Freiheit.»
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