Was «The Chosen» mit einer Gemeinde macht

«The Chosen»-Experience im Gate44 in Böckten
Auf Ostern hin führte die Kirche «Gate44» in Böckten mehrere Filmabende durch. Regelmässig schaute man gemeinsam eine Folge der Serie «The Chosen». Die beiden Pastoren ziehen mit Flo Wüthrich Bilanz, ob sich der Aufwand für die Gemeinde gelohnt hat.

Zwischen Januar und Ostern liess sich die Kirche, die zur Viva Kirche Schweiz gehört, auf insgesamt acht Folgen der Serie «The Chosen» ein. Man schaute gemeinsam jeweils eine Episode; anschliessend wurde in Kleingruppen darüber ausgetauscht. Dazu gab es ein Rahmenprogramm passend zur aktuellen Folge.

Was hat die Pastoren Beni Sutter und Daniel Gloor bewogen, ein solches Medien-Experiment zu wagen? «Die Viva Kirche Schweiz hat für die nächsten Jahre das grosse Thema 'Nachfolge und Jüngerschaft' über ihre Arbeit gestellt», erklärt Beni Sutter. ««Im Film sieht man, wie Jesus eine Bewegung um sich sammelt, wie Menschen anfangen, ihm nachzufolgen. So haben wir uns für das 21. Jahrhundert überlegt: Wie können wir wieder so eine lebendige Gruppe von Nachfolgern Jesu werden? Er hat ja damals die Leute ungeheuer beeindruckt und inspiriert. Wie kann das heute wieder möglich werden?»

«Mega cool» für alle Altersgruppen

Es war ein Ereignis für die ganze Gemeinde, wie die Pastoren erfreut feststellen: «Wir hatten ein ganz breites Publikum, vom Teenager bis zum Senior. Viele finden einen neuen Zugang zu Jesus, werden berührt, das ist mega cool.»  Entscheidend waren diesmal nicht theologische Inhalte, sondern die Frage «Was macht das mit mir persönlich?». Gloor: «Wenn man so eine Episode gemeinsam anschaut und dann in Kleingruppen bespricht, lernt man darüber reden, was es mit mir gemacht hat. Wir hoffen, dass das unsere Leute verändert.» Und Sutter ergänzt: «The Chosen ist ja auch nur ein Tool, wie eine Predigt oder ein Musical. Wir erleben hier hautnah die Faszination an Jesus. Wenn du Jesus von Nazareth begegnest, lässt er dich nicht kalt. Und wir hoffen, dass die Menschen um uns herum das merken.»

Zum Gelingen der Aktion trug sicher auch bei, dass das Ganze in einem angenehmen Rahmen stattfand: «Wir waren etwa 80 Leute, es gab ein Apero und Begegnungen; dann der Film und die Verarbeitung in der kleinen Gruppe.» Man bemühte sich auch um Veranschaulichung des Gesehenen: Zum Beispiel wurde in den Gruppen einmal der Sabbat gefeiert, es gab Wein vom Golan oder Fischhäppchen, wenn es um den Fischfang ging – «So ein ganzheitliches Erlebnis kann man eben nur in einem grösseren Rahmen bieten», so Gloor.

Mit der Inkarnation ernst gemacht

Die Filmserie stellt bekanntlich den Akzent aufs Leben, Reden und Handeln des Mannes aus Nazareth in den Mittelpunkt. Damit folgt er einem theologischen Megatrend: Während Jahrhunderte lang das Christsein wesentlich aus den Briefen des Neuen Testaments definiert wurde («Jesus wurde geboren, um zu sterben»), ist in den letzten Jahrzehnten das irdische Wirken Jesu ins Zentrum des Interesses getreten. Gloor bekennt: «Es ist eine Erweiterung des Blicks auf Jesus – wenn Jesus schmunzelt, merke ich plötzlich: Er hat sicher selbst Freude gehabt, wenn da plötzlich ein Netz voller Fische zappelt.» Auch der Fokus auf all den Menschen, die ihm nachgefolgt sind, hilft zur Identifikation: «In vielen Charakteren kann mich wiederfinden.»

«Brilliantes Storytelling» nennt es Moderator Florian Wüthrich. «Klar, es ist nur ein Bild von Jesus, von Menschen verfilmt und sicher auch fehlerhaft – aber es hilft, die zentrale Person unseres Glaubens besser zu verstehen.» Damit geschehe auch ein Stück «Prävention, sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren, sondern sich auf das Wesentliche zu fokussieren: auf den, der unsere Mitte ist.»

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Daniel Gloor und Beni Sutter an:
 

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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