Selbstreflexion: «Bin ich noch bereit zu dienen?»
Zu Beginn des Livenet-Talks erzählen Joanna und Freimut Haverkamp, wie sie Jesus kennengelernt haben. Joanna hatte die christliche Prägung ihrer Kindheit bewusst abgelegt und sieben Jahre ohne Gott gelebt. Erst als sie schwer krank war und ihr das restliche Leben im Rollstuhl in Aussicht gestellt wurde, wandte sie sich an Gott – und wurde unmittelbar geheilt. Dieses Wunder beschreibt sie heute als skandalöse Gnade.
Das Leben ist eine Baustelle
2022 gaben Haverkamps das Buch «Build» heraus. «Wir wollten unserer Church etwas in die Hand geben, um zu helfen ein Leben aufzubauen, das Gott die Ehre gibt.» sagt Joanna. Das Buch sei nicht zum schnellen durchlesen gedacht. «Es ist etwas, womit man arbeiten soll.» Jedes Kapitel bietet ein Werkzeug und behandelt einen Aspekt des Lebens.
Haverkamps betonen, wie wichtig es ist, sich bewusst zu sein, dass das Leben eine Baustelle ist. und auch zu wissen, in welcher Bauphase man sich gerade befindet. In verschiedenen Lebensphasen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und Begrenzungen. Auf andere eifersüchtig zu sein, hilft da nicht weiter. So müsse sich beim Bauen von Ehe, Familie, Gemeinde usw. immer bewusst gemacht werden, in welcher Phase man sich gerade befindet. «Es gilt zu fragen: Was sind heute meine Aufgaben? So kann man zielstrebig und weise Schritte gehen.»
Leiter müssen Herzen teilen
«Kommunikation ist das A und O», sagt Freimut zum Thema Leiterschaft. Kommunikation beinhalte auch, dem anderen zuzuhören. «Leiten bedeutet, jemanden irgendwo hinzuführen. Ich kann aber niemanden führen, wenn ich nicht weiss, wo sein Herz ist und er nicht weiss, wo mein Herz ist.» Aufgrund unserer verschiedenen Prägungen und Wahrnehmungen werden unsere Worte manchmal nicht so aufgenommen, wie wir sie gemeint haben. In dieser Hinsicht können es Leiter manchmal unmöglich perfekt machen.
«Das wichtigste für uns ist, Gottes Stimme zu hören», bringt Joanna die wichtigste Ebene der Kommunikation zur Sprache. So würde etwas empfangen, das dann weitergegeben werden kann. Freimut stimmt zu und betont, dass auch hier Wachstum möglich ist.
Die Chance, sich selbst zu reflektieren
Hillsong stand in den vergangenen Jahren wegen dem Scheitern von leitenden Pastoren wiederholt in den Schlagzeilen. Wie gehen Joanna und Freimut damit um?
«Da muss man immer wieder zur Basis zurückkommen», sagt Freimut. «Und dies bedeutet: Wir wollen Jesus ähnlicher werden und wir wollen ihm nachfolgen. Jesus selbst sagte, dass er zum Dienen gekommen sei und nicht um bedient zu werden. So sind auch wir berufen, Menschen zu dienen.» So seien die Krisen bei Hillsong für ihn auch eine Chance, sich selbst zu reflektieren und das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen. «Es ist immer leicht, aus Distanz auf andere zu zeigen und zu sagen: Die haben es falsch gemacht!» Eines Tages müssen wir alle vor Gott stehen und uns für das verantworten, was wir getan haben.
Worum geht es wirklich?
Freimut sei nicht berufen, über andere Menschen zu Gericht zu sitzen. Er sieht aber durchaus Dinge, die er in Frage stellt und in seinem Umfeld auch äussert. Im Talk erwähnt er eine Situation, als er zu Leitern gesagt habe, dass es nicht das Ziel eines Pastors sei, herumzureisen und viele Follower zu haben.
«Es ist wichtig, Leiter zu ehren», hält Freimut fest. «Man kann den Bogen aber auch überspannen.» Er habe beobachtet, wie Leiter keine Ehre empfangen hätten und so stark infrage gestellt wurden, bis sie kaum mehr leiten konnten. «Leiter zu ehren heisst aber nicht, gegen Gottes Wille handeln zu müssen oder die eigene Meinung nicht mehr sagen zu dürfen.» Leiter zu ehren bedeute, die Autorität anzuerkennen, die Gott gegeben hat.
Ehre kann gegeben, aber nicht eingefordert werden
«Ehre ist nichts, was man sich nimmt. Ehre ist nur etwas, das ich geben kann.» Freimut betont, dass man nicht erwarten kann, von Menschen geehrt zu werden. «Da muss sich jeder Leiter immer wieder selbst fragen: Bin ich noch bereit zu dienen? Oder erwarte ich auf einmal, selbst bedient und geehrt zu werden?» Andererseits würden in der heutigen Zeit Leiter oft auf ein Podest gestellt, auf dem sie gar nicht sein wollen. «Da müssen wir uns gegenseitig im Mass halten und es hilft, viel darüber zu reden.»
Leiter sollen Menschen dienen und ehren, anstatt etwas von ihnen zu erwarten. Dabei anerkennen wir die Gaben, die Gott ins Gegenüber gelegt hat. Joanna ist begeistert von Gottes Kreativität. Er hat die Menschen unterschiedlich erschaffen und ganz verschiedene Gaben und Eigenschaften in sie hineingelegt.
«Schaut, dass ihr das Herz auf dem richtigen Fleck habt!»
«Wenn wir Kirche bauen, haben wir immer die nächste Generation im Blick.» Im Livenet-Talk kommt die Rede auch auf das 18-jährige Bestehen der Hillsong Church in Konstanz, die Wichtigkeit von Gemeinschaft und das Familienleben. Joanna und Freimut haben drei Töchter. Freimut bezeichnet seine Familie als den wahren Reichtum in seinem Leben. «Schaut, dass ihr das Herz auf dem rechten Fleck habt», ruft er am Ende des Talks auf. «Sucht eure Erfüllung am richtigen Ort und setzt auf den richtigen Reichtum.» Ein Leben zur Ehre Gottes soll immer angestrebt werden.
Sehen Sie sich hier den gesamten Livenet-Talk an:
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Hillsong Germany
Zum Buch:
Build
Zum Thema:
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