Feiern – ein starkes Bekenntnis

Feste gehörten in der Bibel zur Kultur.
Dürfen wir Feste feiern – mitten in einer Zeit voller Schreckensnachrichten? Es ist verblüffend, wie wichtig das Feiern in der Bibel ist. Dabei geht es natürlich nicht ums Besaufen als Wirklichkeitsverweigerung. Es steckt mehr dahinter.

Man kann den christlichen Glauben unter verschiedenen «Ur-Bildern» sehen: Man kann ihn als Kampf verstehen, als Auftrag, in dem wir Mitarbeiter sind, oder als Wanderung eines Volkes zur zukünftigen Heimat. All diese Bilder haben ihre Berechtigung und beleuchten einen Aspekt des Glaubens und der Kirche. Was den meisten Menschen weniger in den Sinn kommen würde, ist das Feiern und das Fest.

In der Bibel wird gefeiert

«Feiern» spielt im Alten und im Neuen Testament eine solch grosse Rolle, dass das kein Zufall sein kann. Schon im Alten Testament hat Gott angeordnet, dass sein Volk mehrere grosse Feste im Jahr feiern soll – ausgelassen und fröhlich. Im Neuen Testament setzt Jesus das fort, sein erstes Wunder war ein «Luxus-Wunder»: Für eine grosse Hochzeitsgesellschaft, an der er mit seinen Jüngern teilnahm, machte er aus Wasser ein paar hundert Liter besten Wein (Johannes-Evangelium, Kapitel 2 Vers 1-12). Jesus war auf Mission, die Welt zu retten – offenbar hatte er aber für das Hochzeitsfest Zeit, und es war ihm wichtig, dass die Leute zu trinken hatten.

Später machte sein neugewonnener Jünger Matthäus (auch genannt Levi) eine grosse Party für seine Freunde, um ihnen Jesus vorzustellen (Lukas-Evangelium, Kapitel 5, ab Vers 27). Alle Kollegen waren dabei, darunter auch halbseidene und fragwürdige Charaktere. Jesus war mittendrin zu finden, was die streng religiösen «Pharisäer» zu abwertenden Kommentaren veranlasste. Jesus war kein schwarzgekleideter Fanatiker, sondern ein lebensfroher Mann, der offenbar gern feierte und mit Menschen zusammensass.

Gott lädt uns zum Fest ein

Eine der eindrücklichsten Geschichten, mit denen Jesus das Wesen des Evangeliums beschreibt, ist die vom König, der ein Fest macht: «Ein Mann bereitete ein grosses Festessen vor, zu dem er viele Gäste einlud. Als alles fertig war, schickte er seinen Boten zu den Eingeladenen: 'Alles ist vorbereitet, kommt!' Aber niemand kam. Jeder hatte auf einmal Ausreden.» (Lukas-Evangelium, Kapitel 14 Vers 15-18) Abgesehen davon, dass die geladenen Gäste nicht kommen wollten – Gott lädt zu einem Fest! Dem König der Welt macht es Spass, seine Menschen zum Feiern einzuladen. Daran, dass viele Gottesdienste von heute eher Begräbnissen gleichen, ist sicher nicht Gott schuld.

Christen sollten die besten Parties machen

Christen stellt man sich gern als streng und ernst vor – oder dann hoch aktiv, dauernd unterwegs, die Welt zu retten. Aber eigentlich sollten Christen die besten Parties machen und Feste feiern – nicht, weil sie nichts Besseres zu tun haben, sondern um ganz bewusst diese Einladung Gottes zu einem Fest zu leben und den Sieg über das Böse und die kommende neue Welt auszudrücken.

Damit geht es natürlich nicht um wahnsinniges Partymachen ohne Ende, nicht Besaufen und Bekiffen als Wirklichkeitsverweigerung. Das sind schlechte Kopien eines guten Originals!

Gott lädt uns zu einem Fest ein, weil seine neue Welt schon angefangen hat. Freude ist nicht Randverzierung, sondern Mitte der Guten Botschaft Gottes. Darum muss Feiern einen bewussten Platz unter Christen haben. Hier sind wir im Zentrum des Evangeliums. Wir drücken damit auch aus: «Das Entscheidende ist nicht unser Tun und unsere ständige Aktivität, sondern das, was Gott bereits getan hat.» Wir feiern, weil Gott die Welt erlöst hat.

Feiern als christliche Trotzhandlung

Sicher: Wir sind noch auf dem Schlachtfeld. Die neue Welt ist noch nicht da, und im Moment machen uns furchtbare Nachrichten zu schaffen. Feiern wird auf diesem dunklen Hintergrund zu einer subversiven christlichen Handlung, die ausdrückt: «Das Schlimme wird NICHT das letzte Wort haben. Die Mächte sind schon besiegt, und die Tage des Bösen sind gezählt.» «Freude ist das ernste Geschäft des Himmels», hat C.S. Lewis gesagt, und Feiern ist Ausdruck dieser Freude – mit möglichst vielen Leuten. Die Geschichte vom König endet so: «'Geh auf die Landstrassen', befahl der Herr, 'und wer auch immer dir über den Weg läuft, den bring her! Alle sind eingeladen. Mein Haus soll voll werden'» (Die Bibel, Lukas-Evangelium Kapitel 14 Vers 23).

Wann bereitest du das nächste Fest vor? Und wen lädst du dazu ein?

Dieser Artikel erschien bereits am 21.10.2014 bei Jesus.ch.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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