Magie – die alte, grosse Versuchung

Es ist ein schmaler Grat zur Magie in der heutigen Gesellschaft.
Wäre es nicht toll, wenn wir die Kraft hätten, unsere Wünsche und Ziele durchzusetzen? Zauber-haft. Der Wunsch, die eigenen Kräfte im Universum durchzusetzen, ist uralt.

«Wenn ich mir nur ewas genügend stark und intensiv vorstelle, wird es geschehen!» Das Internet wimmelt von Angeboten, allein mit der Kraft der Gedanken, des Willens, der Wiederholung und vielleicht von «magischen Zahlen» das zu erreichen, was ich mir wünsche.

Auch auf dem christlichen Markt. Das Wohlstands-Evangelium verspricht, dass du reich wirst, wenn du bestimmte Dinge tust. Du musst es dir nur vorstellen. «Wenn du um ein Velo betest, dann musst du Gott ganz genau sagen, was für eins du willst. Dann bekommst du es», sagte sinngemäss schon vor Jahrzehnten ein bekannter Megachurch-Pastor aus Korea. Sagt nicht Jesus auch «Wenn ihr um etwas bittet, glaubt nur, dass ihr es bereits empfangen habt» (Markus 11.24)? Gibt es nicht viele Bibelstellen, die scheinbar versprechen, dass man «es» bekommt, wenn man nur genug glaubt? Ist das nicht so etwas wie «Manifestieren», halt auf fromm?

Die alte Versuchung

Es ist wahr: Das menschliche Denken hat Kraft. Und im Universum gehen mehr Dinge ab und sind mehr Kräfte zugange als der Rationalist das weiss. Als Menschen damals in Babel einen Turm bauen wollten, der bis zum Himmel reicht (d.h. der in die Werkstatt Gottes reinfunken konnte), musste Gott die Sprachen der Menschen verwirren, denn er wusste «sonst werden sie alles erreichen, was sie sich vornehmen» (1. Mose Kapitel 11, Vers 7). Aber seitdem haben Menschen immer wieder versucht, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und sich die Kräfte des Universums dafür zunutze zu machen – letztlich um zu «sein wie Gott». Das, was die alte Schlange ihnen im Paradies versprochen hatte. 

Das nennt man Magie. Es geht im engeren Sinn dabei um die «Kunst, sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen». Im weiteren Sinne steht der Wille des Menschen dahinter, sich das Universum untertan zu machen und mit seiner Kraft seinen Willen unbedingt durchzusetzen. Damit steht Magie im scharfen Gegensatz zum Glauben: Glaube ist nicht «Durchsetzung meines Willens», sondern praktizierte Abhängigkeit und Liebe zu Gott.

Als Jesus (dem ja z.B. der Sturm gehorchte) vor der Entscheidung stand, ob er sterben sollte, schwitzte er Blut und hätte fast gesagt «Das will ich nicht». Aber er war im Gespräch mit seinem Vater, darum sagte er «Nicht wie ich will, sondern wie du willst». An diesem Punkt entscheidet sich, ob ich magisch handeln will oder ob ich glaube: «Dein Wille soll geschehen». Glaube setzt meinen Willen und meine Pläne nicht absolut, sondern macht sich vom Willen des Vaters im Himmel abhängig. Das Anerkennen der letzten Instanz bewahrt mich vor der Versuchung der Magie.

Der Weg ist ähnlich, die Grundhaltung anders

Wenn ich Gott als Vater kenne (wozu Jesus einlädt), dann kann ich ihm vertrauensvoll die letzte Entscheidung überlassen. Und dann sehen viele Glaubensübungen ähnlich aus wie die «Kopien», die uns das magische Denken anbietet, aber sie sind an Gott und Jesus festgebunden.

Zum Beispiel findet man im Internet Anleitungen zum «Manifestieren» anhand von zehn Regeln, von denen alle mit einem Bezug zu Gott tiefen Sinn machen und die eigentlich aus dem Glauben «entlehnt» sind. Machen Sie selbst die Übung und setzen Sie je eine biblische Realität hinter jedem Punkt ein. Da heisst es etwa «Verbinde dich mit deiner Macht», «besänftige deinen inneren Kritiker» (Stichwort Rechtfertigung, z.B. Römer Kapitel 5, Vers 1), «Lass los», «Übe dich in Dankbarkeit» (Epheser Kapitel 5, Vers 20), «Habe Vertrauen» (Sprüche Kapitel 3, Vers 5), «Wage dich aus deiner Komfortzone» (sei mutig und habe keine Angst) «Finde Ruhe» und schliesslich «Suche deinen Sinn» (womit gemeint ist, anderen Menschen zu helfen und nicht nur für sich selbst zu leben).

«Magic»

Wow. Geistliche Prinzipien, aber von Gott losgelöst. Bis zu einem gewissen Grade funktionieren sie, weil sie richtig sind. C.S. Lewis, der in «Narnia» immer wieder mit dem Wort «magic» spielt, weiss aus seinem Studium der Mythologien um die tiefe Welt magischer Vorstellungen. Aslan sagt einmal sinngemäss: «Die Gesetze, die Gott in die Schöpfung gegeben hat, funktionieren selbst losgelöst von ihm.» Er warnt aber davor, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und die Magie unabhängig von Aslan zu brauchen, wie es etwa der Zwerg Nikabrik versucht.

Die Bibel hat gute Gründe, warum sie magisches Handeln streng verbietet (z.B.  5. Mose Kapitel 18, Vers 10f.). Die Kräfte sind da. Aber wir dürfen nicht auf eigene Verantwortung die unsichtbare Welt betreten und darin rumfuhrwerken. Gott hat vor das Paradies einen Engel mit flammendem Schwert gestellt. Magisches Handeln kann bis zu einem gewissen Grad «funktionieren» – egal, mit welchem Wort und Modebegriff man es versieht, ob altmodische Magie oder modernes und pseudowissenschaftlich begründetes «Manifestieren». Denn wir stellen uns damit auf die falsche Seite – die Seite dessen, der uns von Gott trennen will. Und wenn es mal nicht klappt, sind wir arm dran; denn dann sind wir selbst für unser Schicksal verantwortlich. Wehe uns. 

Es kommt also alles darauf an, wo ich mein Ego positioniere: unter Gott oder in Selbständigkeit. Unser zeitliches und ewiges Schicksal entscheidet sich daran, ob wir mit Gott versöhnt sind, ihn lieben und uns ihm unterordnen: «Ich bin der Herr, dein Gott». Daran unterscheiden sich Magie und Glaube grundlegend.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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