NASA-Marsforscherin und Christin
Wenn Jennifer Trosper von ihrem Beruf erzählt, erntet sie meist ungläubiges Staunen. Sie ist Ingenieurin bei der NASA und war an allen fünf erfolgreichen Marsmissionen beteiligt. Doch neben harter Arbeit sei es für ihren Erfolg genauso wichtig gewesen, «sich einen Sinn für Bescheidenheit zu bewahren», erklärte die Ingenieurin der NZZ in einem Interview.
Mars erforscht und Mann gefunden
Seit die Sonde «Mariner 4» vor fast 60 Jahren am Mars vorbeiflog und erste Nahaufnahmen vom Roten Planeten schoss, gab es um die 50 Marsmissionen. Die wichtigsten Erfolge in der Erforschung unseres Nachbarplaneten lieferten dabei die Mars-Rover, ferngesteuerte bzw. autonome Fahrzeuge, die Bodenproben entnehmen, analysieren und in letzter Zeit sogar dafür sammeln, dass sie einmal zur Erde zurückgebracht werden können. Die fünf erfolgreichen US-Fahrzeuge der letzten 30 Jahre stammen dabei zum Grossteil von der Ingenieurin Jennifer Trosper. Im Betrieb kämpfte sie dafür mit Funkstörungen, festgefahrenen Fahrzeugen und einer Vielzahl kleiner und grosser Probleme – am schwierigsten war jedoch der Start des letzten Rovers «Perseverance» unter Corona-Bedingungen.
Trosper hatte Luft- und Raumfahrttechnik studiert und entwickelte bis 1997 den ersten Mars-Rover, der funktionierte. Im Interview mit der NZZ erklärt sie, wieso dies ihr erfolgreichstes Projekt war: «Nachdem die Sonde auf dem Mars gelandet war, gab es einen Zeitungsartikel über mich und meine Arbeit. Er wurde von einer Frau in Texas gelesen, die mich fragte, ob ich ihrem Sohn das Jet Propulsion Laboratory zeigen würde, wo ich arbeitete. Er war Pilot bei der Luftwaffe, und ich sagte Ja. Und dann wurde er schliesslich mein Ehemann. Der Mars-Pathfinder hat mir also meinen Mann gefunden.»
Auszeit als Missionarin
Die meiste Zeit ihres Berufslebens arbeitet Jennifer Trosper in der Marsforschung. Ab und zu engagiert sie sich auch für andere Aufgaben bei der NASA, doch Anfang der 1990er-Jahre nahm sie sich für eine Weile eine komplette Auszeit. Die Christin bemerkte damals, dass sie «anfing, meinen Glauben infrage zu stellen». So begab sie sich in eine Situation, in der sie Gott und die Abhängigkeit von ihm dringend brauchte: Sie ging als Englischlehrerin und Missionarin in die Ukraine. Dort erlebte sie Gott wieder und stellt auch im Interview klar: «Ja, ich bin ein gläubiger Mensch.»
Dass sie als Naturwissenschaftlerin gläubig ist, wird unter anderem in dem Dokumentarfilm «Good Night Oppy» betont, der über den Mars-Rover «Opportunity» berichtet. Nick Olszyk wundert das gar nicht. Der Theologe erklärt dazu im Catholic World Report: «Im Jahr 2005 wurde eine Umfrage zum religiösen Glauben unter einer Vielzahl von Akademikern in der Wissenschaft durchgeführt. Der höchste Anteil an Theisten war unter Astronomen und Kosmologen zu finden, der niedrigste unter Soziologen und Psychologen.»
«Wissenschaft lässt uns Gott verstehen»
Trosper betont, dass ihr Glaube an Gott ihre persönliche Meinung sei «und nicht notwendigerweise die der NASA». Aber sie unterstreicht gleichzeitig, dass man zwar in Anbetracht des riesigen Universums Gott für klein halten könnte, doch «dann geht man an einen Ort auf dem Mars, an dem noch nie jemand gewesen ist. Und dieser kleine Ort ist so einzigartig und so komplex und so interessant und so faszinierend. Das hilft mir, zu verstehen, wie gross Gott ist.» Es ist ihr wichtig, dabei zu unterstreichen, dass wissenschaftliche Einzelerkenntnisse diesen Glauben für sie weder bestätigen noch widerlegen würden. Doch sie hält fest: «Ich denke, die Wissenschaft kann uns helfen, Gott zu verstehen.»
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