Wie aus Strassenkindern Unternehmer werden

Kinder aus Myanmar in Betreuung der Stiftung beim Spielen
Die Stiftung Hirten-Kinder engagiert sich in Südostasien, um benachteiligten Kindern in Vietnam, Laos, Thailand und Myanmar durch Bildung und Betreuung zu helfen. Im Interview mit Livenet gibt Stiftungs-Präsident Jürgen Pumplün einen Einblick.

Jürgen Pumplün, wo genau arbeitet die Stiftung Hirten-Kinder und was sind ihre Hauptaktivitäten?
Jürgen Pumplün:
In Südostasien, Vietnam, Laos, Thailand und Myanmar. In Myanmar bieten wir in Zusammenarbeit mit dem «Swiss Laos Hospital Project» eine Ausbildung in Neonatologie an. In Thailand kümmern wir uns gemeinsam mit Baan Nok Kamin (BNK, «Haus des heimatlosen Vogels») um Strassenjungen und ausgebeutete Mädchen und betreuen in Zusammenarbeit mit «Green Cross» (Schweiz) behinderte Kinder.

Die Organisation entstand aus einem Vermächtnis – heute ist die Stiftung in fünf Ländern tätig: Wie sieht die Geschichte aus?
Wir haben viele Jahre in Asien gearbeitet. Die Einsicht in die grosse Armut einerseits und unsere Privilegiertheit andererseits führte zur Gründung der Stiftung und zu bisher 25 Jahren Tätigkeit. Hauptmotivation dafür ist die Dankbarkeit für ein behütetes Leben durch Höhen und Tiefen.

Die Stiftung Hirten-Kinder arbeitet in Ländern, die nicht christlich geprägt sind. Für viele ist der christliche Glaube möglicherweise neu. Welche Aufbrüche erlebt ihr in eurer Arbeit?
Unsere Arbeit ist geprägt vom Glauben im Sinne der Nächstenliebe. Es ist eine Mission ohne Anspruch auf Glaubensprägung. Im Vordergrund steht die Stärkung der benachteiligten, ärmsten, behinderten und verwaisten Kinder. Die Stärkung und Dankbarkeit der Kinder führt immer wieder dazu, dass sie sich später für benachteiligte Kinder in ihren Ländern einsetzen.

Können Sie uns ein oder zwei Lebensgeschichten erzählen, in denen sich Menschen durch Ihre Arbeit verändert haben?
Aus Thailand: Bei einem Besuch vor 24 Jahren traf ich einen ehemaligen Strassenjungen, der von BNK aufgenommen worden war. Gestern habe ich ihn wieder getroffen. Heute ist er ein erfolgreicher Gründer und Unternehmer in Bangkok im Bereich Recycling. Das Unternehmen ist so erfolgreich, dass es als eines der wenigen staatlich anerkannten Sozialunternehmen seine Gewinne steuerfrei für seine ehemalige Organisation (BNK) und andere Sozialunternehmen einsetzt. Ein verbleibender Teil des Gewinns wird für die weitere Expansion des Recyclinggeschäfts in thailändischen Städten verwendet. Eine Bilderbuchkarriere, wie sie nur das Leben schreiben kann.

Aus Myanmar: Ein wichtiges Ziel der Ausbildung ist es, Lehrerinnen und Lehrer zu befähigen, kreativ zu lehren und zu lernen. Dazu bilden wir die besten Schulabgänger für jeweils drei Jahre an renommierten Ausbildungsstätten aus, mit der Auflage, an ihre frühere Ausbildungsstätte zurückzukehren. Das Programm hat sich als erfolgreich erwiesen und wird einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes leisten.

Gibt es neue Projekte, die bei Ihnen anstehen?
Nach weiteren drei Jahren werde ich die Leitung an meinen Nachfolger übergeben. Für die kommenden Jahre ist geplant, die Arbeit mit den bestehenden Organisationen fortzusetzen, um für den Nachfolger die Tür für neue Projekte offen zu halten.

Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Unsere Arbeit ist ehrenamtlich, unsere Hilfe ist ein Beitrag für eine bessere Welt. Nach 25 Jahren Engagement werden die Früchte der Arbeit sichtbar. Es ist die Hilfe zur Selbsthilfe, die uns prägt und den Weg ebnet, um aus benachteiligten Kindern vielversprechende Erwachsene zu machen.

Was können wir im deutschsprachigen Europa aus der Arbeit der Stiftung Hirten-Kinder lernen?
Unser Schlüssel zu einer erfolgversprechenden Hilfsarbeit ist die Hilfe zur Selbsthilfe, die die Befähigung benachteiligter Kinder zum Ziel hat. Aus Abhängigkeit wird Unabhängigkeit, aus gelebter Liebe wird Nachfolge.

Zur Website:
Stiftung Hirten-Kinder

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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