Seelsorger aus Leidenschaft

Werner Ninck ist Seelsorger aus Leidenschaft.
Heute, am 19. März, feiert Werner Ninck seinen 90. Geburtstag. Der Seelsorger, der bis heute selbstlernend geblieben ist, erlebt immer wieder, wie Menschen komplette Befreiung von ihren Problemen erfahren dürfen.

In seinen Berufsjahren amtete Werner Ninck viele Jahre als Pfarrer und entdeckte eine tiefe Liebe zur Beratung und Seelsorge. Es wurde ihm zur Leidenschaft zu erleben, wie Menschen von ihren Problemen befreit werden.

Werner Ninck wurde 1934 in Därstetten in Niedersimmental als zweitältestes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war Sekundarschul-Lehrer, der zusammen mit seiner Frau ein Heim für gefangene Mädchen gründete. «Das waren Teenies, die Versorgung brauchten.»

Gott spielte beim Aufwachsen ein grosse Rolle. «In Blankenburg führten meine Eltern ein Kinderheim. Vater hielt am Abend eine Andacht. Wir sangen aus dem Kirchengesangbuch und er las einen Bibeltext vor und legte diesen aus. Auch ermutigte er uns, zu beten.» Auch heute hält Werner Ninck mit seiner Frau eine Andacht am Morgen und er fragt, was Gott mit ihm an diesem Tag vorhat. «Er ist die Grundlage meines Lebens.»

«In der Seelsorge ich selbst geworden»

Werner Ninck studierte Theologie und wurde Pfarrer. In den letzten zehn Jahren seiner Berufstätigkeit stieg er aus. «Ich löste mich davon und ich liess es hinter mir.» Doch er sei Seelsorger geblieben.

Zunächst durchlief er ein Vikariat in Worb. «Ich besuchte damals die Leute in den Blöcken in Worb. Da wurde ich mich selbst in der Seelsorge.» Anschliessend folgten Pfarrstationen in Oberdiessbach, dann Trub und zuletzt in Wabern. Nachwuchsmässig zählte die Familie mit der Zeit ein Pflegekind, fünf eigene Kinder und später kam ein weiteres Pflegekind dazu.

Vom Ländlichen zog die Familie in einen Vorort von Bern. Ein interessanter Wechsel. «Ich hatte einen Pfarrkollegen und zwei Gemeindehelferinnen. Rasch merkten wir, dass wir eine Team-Beratung brauchten.»

Als erfahrener Pfarrer sollte er einem jungen Pfarrer, der direkt von der Uni kam, zur Seite stehen. «Er kam aus einem frommen Hintergrund und begab sich aus meiner Sicht in einen esoterischen Bereich mit einer Offenheit für fernöstliche Meditation.» Das Ganze kam an die Öffentlichkeit, inklusive Zeitungsartikel. Beide wurden bei den nächsten Pfarrwahlen nicht wiedergewählt.

Dem dreieinigen Gott zuspielen

Bald darauf arbeitete er in einem Therapiezentrum, wo er auch in Gruppen arbeitete. «Entscheidend war für mich, dass alle zu Wort kommen, dass sie sich aussprechen können und sie eine Offenheit füreinander haben.»

Menschen brauchen in der Seelsorge, «dass sie sich völlig angenommen fühlen. Dass sie in einem geschützten Raum sind und dass die Probleme, die sie mitbringen, gelöst werden – also völlige Befreiung. Ich kann mich dabei ganz auf den dreieinigen Gott verlassen. Er macht die Arbeit und nicht ich. Das zeigte mir ein Erlebnis im Spital ganz neu. Der Chirurg ist ja der Spezialist und die Pflegefachfrau dient ihm zu. So ist es bei uns, wir dienen ihm zu und der Spezialist ist Jesus, Gott, der Heilige Geist.»

Frei vom Schutzmechanismus

Beispielsweise stelle er die Frage, dass der Ratsuchende seinen himmlischen Vater fragen kann, was er seinem irdischen Vater vergeben könnte. «Ich gehe davon aus, dass der erste Impuls, ein Bild, eine Erinnerung oder ein Gefühl, kommt, bei dem ich davon ausgehe, dass es von Gott kommt.»

Kürzlich erlebte er, dass er mit einer Frau eine dritte Sitzung hatte. «Es ging um einen Schutzmechanismus; jeder Mensch entwickelt solche schon als Kleinkind – das hatte ich auch getan. Das ist aber nicht ein wirklicher Schutz.»

Jesus gebe echten Schutz und das Ablegen des Mechanismus sei befreiend. «Man kann damit an einen schönen Ort gehen und ihm sagen: ‘Du hast mir lange gedient, Schutzmechanismus. Nun brauche ich dich nicht mehr. Nun habe ich meinen Schutz bei Jesus.’ Die erwähnte Frau sagte mir dann: ‘Ich wurde von etwas frei, das mich mein Leben lang begleitet hat und das dazu führte, dass ich mit der Zeit nicht mehr mochte.’»

Selbst von Jähzorn befreit

Werner Ninck wurde selbst von Jähzorn befreit. Sein Vater erzog ihn – gutmeinend – sehr streng. Später merkte Werner Ninck, dass dies in ihm eine Kränkung und eine Beeinträchtigung des Selbstwertes sowie eine Ängstlichkeit und eine Unsicherheit, sich zu exponieren, auslöste.

«Für mich ist Jesus der Problemlöser. Wir sind stark von Problemen umgeben. Er ist der Erlöser, und es ist wichtig, dass die Menschen erkennen, dass er am Kreuz gestorben und auferstanden ist; das ist für mich die Grundlage. Er ist der, der rettet aus den unlösbaren Problemen, in denen wir stecken. Dies durch seine Gegenwart. Mehr braucht es nicht. Er wirkt.»

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Life Channel / Livenet

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