Weihnachten als Zwischenlösung

Frieden erreicht uns in den ungewöhnlichsten Formen
«Zwischen den Jahren» ist nicht mehr Weihnachten und noch nicht Alltag. Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie wir mit all den unerfüllten Hoffnungen auf Frieden und Heil umgehen können.

Im Gottesdienst haben Sie «Stille Nacht» auf Deutsch gesungen. Später, als es zu Hause ruhiger wurde, spielte die gestreamte Playlist das Weihnachtslied noch auf Englisch ab. Doch als «sleep in heavenly peace» langsam ausklang, dachten Sie so bei sich: «…und wo ist er nun, dieser himmlische Friede?» Erwischt? Viele Menschen packt während oder kurz nach Weihnachten der Feiertagsblues. Eben noch haben die Engel den Hirten «Frieden auf Erden» verkündet, da berichten die Nachrichten bereits von neuen kriegerischen Auseinandersetzungen. Eigentlich sollte es dieses Mal ein harmonisches Familienfest geben, doch wieder einmal waren da auch Spannungen. Diese Diskrepanz ist das ganze Jahr über vorhanden, aber nie tritt sie so deutlich ins Bewusstsein wie kurz nach Weihnachten. Das ist übrigens gut so, denn sonst wäre dieses Fest nur ein wenig fromme Sosse über dem alltäglichen Menü unseres Lebens.

Weihnachten war immer Durchgangsstation

Dass Menschen die Weihnachtszeit als spannungsreich empfinden, weil viele der christlichen Zusicherungen, die damit zusammenhängen, noch offen erscheinen, ist normal. Zu keiner Zeit waren Frieden, Freiheit, Heil, Gerechtigkeit und Freude vollkommen vorhanden, aber an den Feiertagen stehen Gottes Versprechen, sie zu realisieren, besonders im Raum.

Das Unwohlsein entsteht in erster Linie dadurch, dass Weihnachten zum Idealbild stilisiert wird: Jetzt soll es so weit sein! Dabei war es nie mehr als eine Durchgangsstation. Bereits beim allerersten Weihnachten sassen Maria und Joseph auf ihren gepackten Koffern, der Stall war keine Wohnung und bald darauf flohen sie sogar für eine Weile ausser Landes. Jesus blieb kein «holder Knabe im lockigen Haar», sondern er wuchs heran, wurde weiser, kam aber auch in die Pubertät, trat in die Öffentlichkeit und starb schliesslich am Kreuz. Doch selbst das war nur Durchgangsstation…

Wer diese Schlüsselereignisse zu Standpunkten machen und zementieren will, der tackert vergeblich einen Windstoss auf ein Blatt Papier. In Bezug auf die Weihnachtskrippe gibt es einen schönen Brauch: Im Laufe der Adventszeit füllt sich die Umgebung des Stalls immer mehr mit den dazugehörigen Figuren, bis schliesslich Jesus in der Krippe liegt. Wie wäre es, das Ganze noch fortzusetzen? Weise, Hirten und letztlich Jesus mit seinen Eltern auch wieder abziehen zu lassen – es würde unterstreichen, dass wir mit Weihnachten noch nicht am Ziel sind.

Friede breitet sich erst aus …

Gottes Friedensprozess mit seinen Menschen hat nicht erst an Weihnachten begonnen, aber er hat hier einen neuen Höchststand erreicht. Und seine ganzen Versprechen nehmen seitdem Gestalt an – mal offensichtlicher, mal im Verborgenen. Die Ziele Gottes sind klar: Rettung der Menschen, Frieden und Gerechtigkeit. Immer wieder kommt es hier zu Rückschlägen und Versagen (bei uns, nicht bei Gott). Aber immer wieder kommt es auch zu besonderen Momenten, wo sich Gottes Gegenwart inmitten von Chaos und Unfrieden Bahn bricht. Ein besonderes Ereignis in der Geschichte war der sogenannte «Weihnachtsfrieden» von 1914 (Livenet berichtete). Nachdem irgendein Soldat damals im Schützengraben «Stille Nacht» angestimmt hatte, legten die Kriegsgegner für eine Weile die Waffen nieder und feierten gemeinsam Weihnachten. Das war nicht das Ende des Ersten Weltkriegs oder kriegerischer Auseinandersetzungen überhaupt, aber es war viel mehr als eine kurze Gefühlswallung: Es war ein Zeichen für Gottes Frieden, der sich ausbreitet.

… ist aber unaufhaltsam

Das Beste daran ist, dass dieser Friede Gottes unaufhaltsam ist. Er ist noch nicht «da», aber über alle Hindernisse, Streitigkeiten und Kriege hinweg kommt er näher. Teureres Heizöl hält ihn so wenig auf wie eine Radikalisierung in der Politik. Das kann kein Aufruf zur Passivität sein: Beim «Weihnachtswunder» in Ypern waren Soldaten nötig, die diesen Frieden gegen alle Widerstände lebten. Letztlich aber bleibt es Gott, der seine Herrschaft als «Friedefürst» einmal sichtbar antreten wird. Bis dahin beten Christen auf aller Welt: «Dein Reich komme!» und sie feiern bei allen Spannungen Weihnachten als eine der grossen Durchgangsstationen auf dem Weg dorthin.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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