Vanessa Nakate – eine Christin kämpft gegen den Klimawandel

Vanessa Nakate kämpft fürs Klima
Alle kennen Greta Thunberg, doch nur wenige wissen von Vanessa Nakate. Die Uganderin setzt sich als Christin für Klimaschutz ein und will sich dabei von Gott leiten lassen. Eine «afrikanische Greta» möchte sie aber nicht sein.

Sie ist eine der Delegierten der COP28, der Weltklimakonferenz in Dubai: Vanessa Nakate (27). Zusammen mit 80'000 anderen aus aller Welt engagiert sich die Uganderin dort für das Einhalten der bereits 2015 verabschiedeten Klimaziele. Manche sind voll und ganz auf ihrer Seite, andere finden ihre Argumente überzogen, doch Schwierigkeiten bekommt sie für ihr Engagement nicht.

Das war 2019 in Kampala noch anders. Dort stand sie am 6. Januar mit ihren Brüdern und zwei Cousinen erstmals auf einem Marktplatz und trug ein Schild mit der Aufschrift «Klimastreik jetzt!» Ein Jahr zuvor hatte Greta Thunberg in Stockholm Ähnliches getan, aber Uganda ist nicht Schweden. Nakate wusste nicht, ob man auf sie hören, sie festnehmen oder verprügeln würde. Die ugandische Polizei ist nicht zimperlich im Umgang mit «Aufständischen» und «Unruhestiftern». Auch kulturell gesehen war ihr Auftritt unmöglich: Eine junge Frau stellt sich nicht mit einem Transparent in der Hand auf die Strasse. Nakate beschreibt sich selbst als extrem schüchtern, doch in diesem Fall konnte sie nicht anders.

Da stimmt was nicht

Schon als Kind war ihr die Umwelt wichtig: Wenn ihr Vater als Vorsitzender des Rotary-Clubs eine Baumpflanzaktion startete, war sie mit von der Partie. Doch im Laufe der Zeit realisierte Nakate, dass die Klimakrise kein Problem des reichen Nordens war. Ihre Lehrer an der Schule hatten von einem «Problem der Zukunft» gesprochen, das Afrika nicht betreffen würde, doch nun sah sie immer mehr Dürrekatastrophen auf der einen und Überflutungen auf der anderen Seite. In ihrem Buch «Unser Haus steht längst in Flammen» erzählt sie, dass im Fernsehen zwar von Extremwetter, aber nie vom Klimawandel die Rede war. «Ein Onkel sagte mir: Die meisten Farmer wissen, dass mit dem Wetter etwas ganz Grundlegendes nicht stimmt, aber sie wissen nicht was.»

Vanessa Nakate studierte Betriebswirtschaft und wollte ins Marketing gehen, doch das Thema liess sie nicht mehr los. Bald wurde ihr klar, dass Afrika zwar nicht zu den Verursachern gehörte, aber die Hauptlast tragen würde, deshalb begann sie zu streiken, um die Menschen in ihrem Land aufzuklären – «denn nur wer Bescheid weiss, kann Regierungen wählen, die etwas verändern». Sie wurde zur Umweltaktivistin und gründete die Organisationen «Youth for Future Africa» und das «Rise Up Movement».

Herausgeschnitten

Als Greta Thunberg auf ihre Aktionen aufmerksam wurde und sie im Internet teilte, erlangte sie weltweite Aufmerksamkeit. Ein Jahr später wurde Vanessa Nakate zum Weltwirtschaftsforum nach Davos eingeladen. Am Rande kam es zum Eklat: Nach einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Greta Thunberg wurde sie mit anderen Umweltaktivistinnen zusammen fotografiert und «des Bildaufbaus wegen», wie die Agentur später erklärte, aus dem Bild herausgeschnitten. Nakate war fassungslos. Sie sah weniger ihr fehlendes Gesicht, sondern «dass die Bevölkerung Afrikas generell nicht von Bedeutung ist», wie sie anschliessend erklärte. «Ihr habt nicht nur ein Foto gelöscht. Ihr habt einen Kontinent gelöscht.» Das Entfernen der einzigen nichtweissen Aktivistin sorgte tatsächlich für einen Sturm der Entrüstung und Vanessa Nakate und ihr Anliegen wurden bekannter als je zuvor. Dass es seitdem für viele nur noch um sie als Person geht, stört die ugandische Christin: «Ich bin nicht die Greta Afrikas, ich bin Vanessa aus Uganda.»

Glaube als Motor

Wenn Vanessa Nakate zu Klimafragen interviewt wird, findet sie klare Worte. Dann unterstreicht sie: «Es gibt nichts abzuwägen, wenn Menschen ausgebeutet werden, damit man im globalen Norden E-Autos fahren kann.» Und im nächsten Satz kommt sie darauf zu sprechen, dass sie sich als «christliche Umweltschützerin» versteht. Der ZEIT erklärt sie in einem ausführlichen Gespräch über die Anfänge ihrer Proteste: «Damals wusste ich nicht, was mich antrieb, auf die Strasse zu gehen. Heute denke ich, dass ich von Gott den Auftrag habe, diese Arbeit zu tun. Das gibt mir die Kraft für den Klimaaktivismus. Wir haben die Aufgabe, Gottes Schöpfung zu bewahren.» Und dann ergänzt sie ihre Berufung, spricht von ihrer Schüchternheit und davon, wie es ist, trotzdem vor Tausenden von Menschen zu sprechen. «Also ja, ich denke, dass Gott mich leitet», schliesst sie.

Vanessa Nakate irritiert manche Christen durch ihren Einsatz für die Umwelt und sie irritiert andere Aktivisten durch ihr selbstverständliches Zitieren von Bibelversen. Für sie selbst ist beides normal: «Ich habe kein Problem damit, über meinen Glauben zu sprechen. Fühlen Menschen sich damit unwohl, ist es in Ordnung, wenn sie meine Arbeit nicht verfolgen oder mir fernbleiben. Ich werde meine Identität nicht ändern, damit sich andere wohlfühlen.»

Zum Thema:
Ökumenische Klimatagung: Christsein in der Klimakrise
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Ein Appell zum Handeln: Als Christen Sorge tragen zu Gottes Schöpfung

Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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