Farbanschlag auf Freikirchen-Café
In Leipzig ist das Café einer ortsansässigen christlichen Freikirche Ziel eines linksextremen Farbanschlages geworden. In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurden Fenster und Fassade des Café «Stay» in der Dresdner Strasse im Stadtteil Reudnitz mit Parolnen und Farbe besprüht.
«Dont stay be gay» und «Keine Kohle für Fundis» sprühten die bislang ungekannten Täter auf die Fenster, die teils eingeschlagen wurden. Wegen der Sachbeschädigung hat die Freikirche bei der Polizei Anzeige erstattet. Das Café wird von der charismatisch geprägten Freikirche «Zeal Church» als Begegnungszentrum betrieben und wurde erst vor einem Monat eröffnet.
Auf der als linksextremistisch geltenden Plattform Indymedia bekannten sich am Dienstag bislang anonyme Täter unter dem Titel «Don’t STAY – be QUEER!» zu dem Farbanschlag. «Weil wir Queerfeindlichkeit und Misogynie eklig finden, sprach für uns alles dagegen, uns vom auf hip machenden Café zum ‚bleiben‘ eingeladen zu fühlen», schreiben die Täter, und weiter: «Genüsslich schlugen wir stattdessen die Scheiben ein und hinterliessen voller Hass und Genugtuung unsere Meinung am STAY Café.»
Graffiti-Attacken in der Vergangenheit
René Wagner, einer der Gemeindegründer, beziffert den jüngst entstandenen Schaden auf mehrere Tausend Euro. «Wir sind mit dem Café hier in dem Stadtteil, um als Christen Menschen zu lieben und zu segnen», erklärte der leitende Pastor der Kirche. Deshalb will sich die Gemeinde mit ihrer Arbeit auch nicht verjagen lassen. Wagner ist jedoch «schockiert über den Hass derer, die parallel Toleranz fordern». Auch, weil Gesprächsangebote von Kritikern der Gemeinde in der Vergangenheit stets ausgeschlagen worden seien.
Die «Zeal Church» in Leipzig hat sich eigenen Angaben zufolge 2014 gegründet und war in den vergangenen neun Jahren in dem Gebäude in der Dresdner Strasse im Stadtteil Reudnitz schon mehrfach Ziel von Graffiti-Attacken. Die Eröffnung des Cafés am 24. September war im Vorfeld in den Sozialen Medien auf Kritik gestossen, weil die Gemeinde keine homosexuellen Paare traut und in Fragen der Sexualmoral als konservativ gilt.
Die Vandalen störten sich nach eigenem Bekunden auch an den «konservativen Werten» der Freikirche und deren traditionellem Ehe-Verständnis. «STAY und Zeal Church verpisst euch!», teilten die Täter über das Internet mit, und: «Nieder mit Fundis, Faschos und Queerfeindlichkeit!»
Aktion bringt Vandalen Kritik ein
Die Betreiber des Cafés zeigen sich «zutiefst erschüttert» über die Gewalttat, aber weder verbittert noch von Hass erfüllt. «Unser Herzblut steckt darin, in Reudnitz einen Ort zu schaffen, an dem Menschen zusammenkommen, sich sicher fühlen und Gemeinschaft erleben können», teilten die Café-Betreiber über Instagram mit, und weiter: «Jeder ist bei uns herzlich willkommen, und wir sind stets offen für konstruktive Kritik und persönliche Gespräche. Unsere Türen stehen immer für respektvollen Austausch offen.»
Auf Indymedia ernteten die Gewalttäter überwiegend Kritik. «Was haben Euch die Menschen getan, die selbst nach diesem Angriff euch die Hand reichen wollen und jeder Zeit bereit sind für einen persönlichen Austausch?», schreibt ein Besucher der Plattform.
Ein anderer schreibt: «Schämt euch! Ihr Randalierer gehört nicht zu uns! Ihr seid die untolerantsten Menschen ever.» Der Anschlag sei auf Niveau der Steinzeit, aber «keine moderne queere Szene, die menschliche Werte vertritt und Liebe spreaden» wolle. «Ich schäme mich zutiefst und möchte dem Café hiermit sagen: die allermeisten queeren People nicht so!»
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
Zum Thema:
Wenige Tage vor «Marsch fürs Läbe»: SEA bedauert Anschlag und appelliert an Toleranz
Täter unbekannt: Farbanschlag auf Calvin, Knox und Co.
Ungewöhnliche Werbeaktion: Mit Graffiti besprühte Plakate werben für «The Chosen»