DJs und Rapper auf Schultour

JackSayFree im Einsatz
Ein Schulzimmer, wo über Club-Partys und DJing gesprochen wird? Dahinter steckt ein kirchlicher Treffpunkt. Zudem gibt es jeweils persönliche Austauschrunden mit Tiefgang. Die Kids werden offen und bringen ihre Themen selber zur Sprache.

Der hauptberufliche DJ mit Künstlernamen Jack Dylan (29) hat ein Herz für Menschen und als innovativer Typ meist ein paar heisse Eisen im Ofen, beziehungsweise Scheiben auf dem Plattenteller. Sein musikalischer Lebenspuls ist «House», er ist aber flexibel und legt auch mal für einen Day-Dance auf; dies eine neue Form von Disco für alle, die sich nicht als Nachteule sehen.

Nun kehrte das Kollektiv JackSayFree vom deutschen Projekt zurück, in dem sie Schulen besuchen und dort Lebensfreude versprühen. Ihr Herzensanliegen ist, dass die Jungen an ihre Träume und an sich selbst glauben und Mitmenschen und Umfeld sowie sich selbst mit Liebe zu behandeln.

Rumalbern, Diskutieren und Abtanzen

Sieben evangelisch-freikirchliche Gemeinden in der Region Wermelskirchen bilden zusammen das Evangelisch-Freikirchliche Sozialwerk Wermelskirchen. Dieses feuerte damals den Startschuss für die Kooperation mit dem DJ- und Rap-Trio ab.

Livenet traf Jack Dylan, DJ, Musikproduzent und Eventveranstalter in der Uni-Mensa, inmitten von Jungen.

Wie entstand die Idee der Schulbesuche?
Im Jahr 2019 wurden wir, JackSayFree, erstmals vom Juca (Jugendcafé Wermelskirchen) angefragt, ob wir an ihrer Schultour teilnehmen möchten. Damals wussten wir noch nicht genau, was uns erwarten würde – aber wir sahen es als eine neue Herausforderung, die wir gerne annahmen. Dass wir dieses Jahr bereits zum vierten Mal dabei waren, spricht für sich: Die Tour macht uns definitiv Spass und es hat sich gelohnt, diese neue Herausforderung anzunehmen.

Wie sind eure Erfahrungen allgemein und Highlights im Besonderen?
Die Schultour hat sich als Event in der Region Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) mittlerweile einen Namen gemacht. Die Schulen bewerben sich schon sehr früh, um im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können. Ich liebe es zu sehen, wie aufgeregt die Jugendlichen sind, wenn wir morgens in die Schulhäuser kommen. Wir können die Kids aus ihrem gewohnten Schulalltag – der ja nicht immer freiwillig und gerne erlebt wird – herauslocken und ihnen ein unvergessliches Erlebnis bieten.

Wir besuchen auch Förderschulen, auf denen teilweise Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zur Schule gehen. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war sicher, als nach einem Pausenhofkonzert an einer solchen Schule eine Lehrerin zu uns kam. Sie erzählte voller Überraschung, wie eine Schülerin mit Autismus – die man sonst eigentlich nie lachen sieht – während unseres Konzerts völlig fröhlich und mit einem breiten Grinsen mitgetanzt und gefeiert hat. Dies war sogar für die Lehrperson völlig überwältigend und hat uns genauso eine riesige Freude bereitet.

Immer wieder versuchen wir, die Talente der Jugendlichen mit einzubeziehen. So haben wir beispielsweise auf einer Schule während des Pausenhofkonzerts mit einer Schülerband zusammen ein paar Songs performt – und die Schülerband wurde von der ganzen Schule richtig gefeiert. Später luden wir dann einen Teil der Band zum Jugendfestival ein, das am Ende der Tour stattfindet, um mit uns gemeinsam einen Song auf der grossen Festivalbühne zu performen. Wir konnten ihnen so einen Traum erfüllen – wie sie uns nach dem Auftritt beschrieben –, was uns natürlich auch mit Freude erfüllt.

Erzähl unseren Lesern doch noch mehr über diese «Gesprächsrunden»...
Am Morgen besuchen wir jeweils zwischen drei und sechs Klassen und gestalten rund eine Lektion mit jeder einzelnen Klasse. In dieser Stunde haben die Jugendlichen die Möglichkeit, uns mit Fragen zu löchern und sich selbst vorzustellen. Jede Stunde ist einzigartig und kann von gemeinsamen Tanzlektionen über eine entspannte Stunde zum Chillen mit den Kids bis hin zu tiefen Diskussionen über alles Mögliche führen.

Was wollt Ihr genau weitergeben?
Das Ziel dieser Klassenbesuche ist es, die Kinder zu ermutigen, an ihre Träume und an sich selbst zu glauben, mutig zu sein, ihre Mitmenschen zu lieben und ihr Umfeld sowie sich selbst mit Liebe zu behandeln. Sehr oft werden wir auch nach unseren persönlichen Geschichten und Leben gefragt, und wir erzählen gerne offen und ehrlich darüber. Wir möchten den Schülerinnen und Schülern nicht als «Superstars» begegnen, sondern zeigen, dass wir ganz normale Menschen wie sie sind. Deswegen versuchen wir in dieser kurzen Zeit, die Kids möglichst gut kennenzulernen und auch ihre Gaben und Talente zu sehen und wertzuschätzen.

Also gehts auch um einen tieferen Sinn, oder wie wichtig ist einfach das Partymachen?
Wir wollen keine künstliche Tiefe erzeugen. Das heisst, wenn wir merken, dass eine Klasse zum Beispiel am Morgen um 07:30 Uhr einfach nur ein bisschen rumalbern will, dann machen wir sofort mit. Wenn jedoch aus der Klasse sinnvolle und tiefe Fragen kommen, nehmen wir uns die Zeit, um tiefe Themen zu diskutieren und nachhaltige Gespräche zu führen.

Wie bezieht ihr euren Glauben da mit ein?
Wir als JackSayFree sind alle drei Christen, doch es ist uns wichtig, nicht missionarisch aufzutreten. Unser Glaube ist ein bedeutender Teil unseres Lebens und wir sprechen gerne darüber, wenn wir danach gefragt werden. Gleichzeitig respektieren wir die Überzeugungen und den Glauben anderer und möchten unseren eigenen Glauben niemandem aufzwingen. Unser Ziel ist es, durch unser Handeln und unsere Offenheit eine Atmosphäre des Respekts und des Vertrauens zu schaffen, in der jeder sich wohlfühlen und entfalten kann.

Zur Webseite:
JackSayFree

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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