Der Fastenbegleiter löst etwas aus

Lukas Gerber und Matthias Wenk
StopArmut hat einen Fastenbegleiter mit Schwerpunkt Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit lanciert. Er löst eine positive Resonanz aus. Die persönliche Reflektion der Themen stosse Prozesse an, berichten Gemeindeleiter.

«Wir haben jedes Jahr zu Gebetsabenden während der Passionszeit eingeladen, etwa fünf bis zehn Personen haben jeweils daran teilgenommen. Dieses Jahr sind es bis zu 30!» Matthias Wenk, Leiter der Bewegung Plus in Burgdorf, ist begeistert. Die Themen weltweite Gerechtigkeit und Ökologie sind der Gemeinde seit längerem sehr wichtig. «Wir sind nicht fixiert darauf, aber wir integrieren entsprechende Überlegungen», erklärt Wenk.

«Jesus und ich – uns geht es gut!», diese Kombination reiche nicht. Die Welt sei allen gegeben: «Wir sind verantwortlich, wie wir damit umgehen, was unser Handeln in Ländern des Südens auslöst», findet er. Deshalb wurde der Fastenbegleiter von StopArmut an alle seine Gemeindeglieder abgegeben. Dazu wurden sie eingeladen, sich wöchentlich zu treffen, um über das Gelesene und Erlebte auszutauschen. Neben einem Text für die Woche bieten Broschüre oder die Online-Ausgabe täglich einen Bibeltext, ein Gebet und eine Frage an, welche das Thema vertieft. «Das fordert ganz praktisch heraus, sein Verhalten zu überdenken», so Wenk.

Theologie für Krisenzeiten

StopArmut sensibilisiert und ruft zu einem barmherzigen Umgang mit der Welt auf. In der Fastenzeit gehe es darum, sich neu auszurichten. Der Fastenbegleiter soll begleiten auf dem Weg, die Beziehung zu sich selbst, der Schöpfung, den Mitmenschen und Gott zu erneuern. Ziel sei, Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit zu thematisieren, ohne ins Appellieren abzugleiten.

«Er soll eine Theologie vermitteln, die in Krisenzeiten trägt», erklärt Lukas Gerber, einer der Autoren und Mitarbeiter bei StopArmut. Die 1'270 gedruckten Exemplare seien schnell vergriffen gewesen – rund 200 Personen hätten dann noch die digitale Version angefordert. So kann davon ausgegangen werden, dass sich etwa 1'500 Interessierte nach seinen Vorgaben mit der Passionszeit beschäftigen.

Ablauf

Um zur Ruhe zu kommen, empfehle sich, sich an einen Ort ohne Ablenkung zurückzuziehen und sich eine gewisse Zeitspanne dafür zu reservieren. Ein kurzer Text anfangs der Woche führt jeweils in ein Thema ein, darauf folgt täglich das immer gleiche Gebet. In der ersten Woche sind es Abschnitte des «Sonnengesangs» von Franz von Assisi. Danach werden die Lesenden aufgefordert, die Bibel aufzuschlagen und einige Verse zu lesen über die Erschaffung der Welt. Konkrete Fragen folgen: «Gott sah, dass die von ihm geschaffene Schöpfung gut war. Wie geht es mir mit dem Gedanken, dass die Welt, in der ich lebe, von ihrem Ursprung her gut ist?» und weiter: «Was löst es in mir aus, dass der Mensch – und ich selbst – nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde?»

Gedanken dazu könnten aufgeschrieben werden, um sie zu festigen. «Beten und Kontemplation geben dem Glauben Struktur und Inhalt», führt Lukas Gerber aus. Er selbst profitiere von der persönlichen Vertiefung der Texte, obwohl er zuvor viel mit ihnen gearbeitet habe. «Auch von anderen habe ich gehört, dass der Fastenbegleiter ihnen den Ärmel hineingenommen hat», schmunzelt er. Die Struktur spreche an, helfe, Gedanken zu ordnen und lasse doch viel Freiheit in der Anwendung.

Neue Impulse

Auch Matthias Wenk bekam schon Rückmeldungen. Eine Frau habe erkannt, dass nicht nur auf Materielles verzichtet werden könne. Sie unterzog Bereiche, in denen sie sich privilegiert fühlt, einer Prüfung. «Bewusst auf gewisse Privilegien zu verzichten, ist mein Beitrag an eine gerechtere Welt», berichtete sie. Auch Wenk zieht hier mit: «Bei mir kann das zum Beispiel bedeuten, nicht auf den Feierabend zu beharren.» Wenn jemand nach der Arbeitszeit mit einem Anliegen anrufe und er sich nun bewusst dafür Zeit nehme. Oder seine Ferien nach ökologischen Gesichtspunkten plane. Er habe sich neu mit Personen der Bibel identifiziert und bei jeder Sitzung die Andacht wieder gelesen, das vorgegebene Gebet erneut gesprochen. «Das löst etwas aus», findet er.

Persönlich oder gemeinsam wird das Erlebte reflektiert, abgeschlossen, zurück- und vorausgeschaut.  Der Austausch mit seinen Gemeindegliedern motiviert Wenk, den Fastenbegleiter allenfalls im übernächsten Jahr nochmals als Gemeinschaft anzuwenden. «Weil er über diese spezielle Zeit hinausgeht und an die ganze Schöpfung erinnert.»

Zur Webseite:
StopArmut

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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