Christentum wächst in Saudi-Arabien
In Mekka, der heiligsten Stadt des Islam, geschah das Unvorstellbare: Während des Fastenmonats Ramadan erschien Ahmed Joktan, dem Sohn eines Grossmuftis, nach Koranlesung und Gebet zu Allah im Traum Jesus Christus.
«In meinem Traum öffnete sich der Balkon, da war ein Licht, und ich hörte eine Stimme sagen: ‚Komm zu mir‘», erzählt Ahmed Joktan laut «God Reports». Etwas später, im Ausland, konvertierte er zum Christentum; heute lebt er in einem westlichen Land.
Hunderttausende andere saudische Konvertiten bleiben dem Bericht zufolge jedoch in Saudi-Arabien – trotz der Gefahr, ermordet zu werden.
Christenverfolgung in Saudi-Arabien
Saudi-Arabien ist dem Evangelium gegenüber weitgehend verschlossen: Evangelisation ist illegal, auf Abfall vom Islam steht die Todesstrafe. Nichtmuslime dürfen Mekka nicht betreten.
Trotz dieser strengen Restriktionen wächst das Christentum rasant. Laut «Joshua Project» beträgt der Anteil der Christen in Saudi-Arabien 4,02 Prozent, der Anteil der Evangelikalen 0,53 Prozent. Die jährliche Wachstumsrate der Evangelikalen liegt bei 4,3 Prozent und damit deutlich über dem globalen Durchschnitt von 2,6 Prozent. Oswaldo Magdangal, ehemaliger Pastor einer Untergrundkirche in Saudi-Arabien, sagt aber sogar, dass die Christen bereits fast zehn Prozent der Bevölkerung ausmachten.
Magdangal, der elf Jahre lang eine Gemeinde leitete, bevor er vor einiger Zeit fast ermordet wurde, erklärt: «Saudi-Arabien hat die grösste Untergrundgemeinde der Welt, und die meisten Mitglieder sind saudische Staatsbürger.» Vor allem die junge Generation sei offen für das Evangelium. «Das Christentum breitet sich überall aus – in Mekka, in Riad, aber das grösste Wachstum sehen wir in Jeddah.»
Aufbruch im Untergrund?
Laut Bruce Allen von «Forgotten Missionaries International» wächst das Christentum in Saudi-Arabien um 65 Prozent schneller als im weltweiten Durchschnitt, so die Daten des «Joshua Project». «Nur weil eine Regierung das Evangelium ablehnt, heisst das nicht, dass die Herzen der Menschen verschlossen sind», beobachtet Allen.
Tatsächlich hat die Liberalisierung unter Kronprinz Mohammed bin Salma, der 2017 an die Macht kam, einige Veränderungen gebracht. Frauen dürfen Auto fahren, Schulbücher wurden überarbeitet, um gemässigtere Ansichten zu fördern, und die gefürchtete Religionspolizei wurde entmachtet.
Neue Chancen, aber weiterhin Risiken
Zwar dürfen nach wie vor keine Kirchen gebaut werden, doch gibt es inzwischen Druckereien, die Bibeln in der philippinischen Sprache Tagalog und in Englisch herstellen. Dennoch bleibt es schwierig, öffentliche Gebäude oder Hotels für Gottesdienste zu nutzen.
«Die Zahl der Kirchenbesucher steigt, vor allem unter der jüngeren Generation», berichtet Magdangal. «Und es gibt inzwischen sogar saudische Pfarrer.» Oswaldo Magdangal, der ursprünglich von den Philippinen stammt, arbeitete als Zivilangestellter bei den saudischen Streitkräften, während seine Frau im Militärkrankenhaus tätig war. Doch dann wurden ihre christlichen Aktivitäten von der Religionspolizei entdeckt.
Um die Kaaba wie in Jericho
Er wurde in Riad verhaftet, gefoltert und der Blasphemie angeklagt. «Ich wurde verhört und überall am Körper geschlagen, sogar auf die Fusssohlen», erinnert sich Oswaldo. Die Beamten verlangten die Namen seiner Konvertiten und Unterstützer.
In einem besonders verzweifelten Moment schrieb er absichtlich die Namen berühmter Christen wie Billy Graham und Charles Spurgeon auf. «Nach ein paar Tagen waren sie so wütend, weil sie überall in Saudi-Arabien vergeblich nach ihnen suchten», erzählt Oswaldo.
Sein Hinrichtungstermin wurde auf den Weihnachtstag gelegt – eine bewusste Provokation. Nicht nur die Philippinen appellierten an König Fahd, sondern auch die USA, die Vereinten Nationen, Amnesty International, Königin Elisabeth, Prinzessin Diana und der Papst.
Seine saudischen Konvertiten führten einen symbolischen Marsch um die Kaaba nach dem Vorbild der biblischen Jericho-Prozession durch. Die Kaaba, das heiligste Heiligtum des Islam, wird traditionell von Muslimen umrundet. Indem die saudischen Christen dies heimlich taten, wollten sie zeigen, dass der Gott der Bibel stärker ist als der Islam.
Öffnung für Touristen – und für Christen
Es funktionierte: Nur wenige Stunden vor der geplanten Hinrichtung ordnete König Fahd die Freilassung an. Innerhalb von 24 Stunden mussten er und seine Frau das Land verlassen. Heute glaubt Oswaldo, dass er ein Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman arrangieren kann, bei dem er das Evangelium vorstellen möchte.
Saudi-Arabien hat in den letzten Jahren seine Grenzen für den Tourismus geöffnet. Überraschenderweise gehörten Christen zu den ersten, die das Land bereisten. Einige dieser Christen sind Arbeiter, sogenannte «Zeltmacher» – inspiriert von der Arbeit des Apostels Paulus. Sie nutzen ihre beruflichen Fähigkeiten, um das Evangelium in einem Land zu verbreiten, in das traditionelle Missionare keinen Zugang haben.
Es kommen aber auch Christen, die Tourismus betreiben. Viele von ihnen besuchen den Jebel al-Lawz im Nordwesten Saudi-Arabiens nahe dem Golf von Aqaba. Einige glauben, dass dies der Ort ist, an dem Moses die Zehn Gebote erhielt – und sie beten dort.
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