Umbruch im grössten muslimischen Land der Welt?

Das Christentum wächst in Indonesien.
Eine muslimische Gruppe schlägt Alarm: Bis 2035 sei das Inselreich Indonesien überwiegend christlich. Auch wenn diese Behauptung kaum einen Berührungspunkt mit der Realität hat: Das Christentum wächst im grössten islamischen Land der Welt.

Zunächst die nüchternen, graumäusigen und doch faszinierenden Fakten aus dem Reich der Zahlen: In der südostasiatischen Mega-Nation leben offiziell rund 20,4 Millionen Protestanten und 8,42 Millionen Katholiken, die zusammen 10,58 Prozent der 272,23 Millionen Einwohner des gigantischen Inselreiches ausmachen.

Die scheinbar unverrückbar überwiegende Mehrheit des Landes ist muslimisch – Indonesien ist das Land, in welchem am meisten Muslime leben, nämlich mittlerweile rund 231 Millionen. Dann folgt Pakistan mit 200,3 Millionen Muslimen und (hätten Sie es gewusst?) Indien mit 200 Millionen Muslimen. Auf Rang vier liegt Bangladesch (150 Millionen), gefolgt von Nigeria (96 Millionen) und Ägypten (90 Millionen) sowie auf Rang sieben die Türkei (82 Millionen). Das Mutterland des Islam, Saudi-Arabien (31 Millionen), liegt «nur» auf Rang 16.

Überraschender Alarm

Christliche Kirchen haben nun offenbar in Indonesien einen schnellen Zuwachs. Die muslimische Organisation «Save Maryam» behauptete unlängst, dass jedes Jahr zwei Millionen indonesische Muslime zum Christentum konvertieren.

Azim Kidwai, Kampagnenmanager von «Save Maryam» sagt, dass Indonesien bis zum Jahr 2035 keine muslimische Nation mehr sein werde, basierend auf Grundlagenforschung und Papieren der Regierung – hierbei dürfte es sich allerdings eher um Propaganda handeln als um belastbare Fakten (wer rechnen kann, wird rasch herausfinden, dass das Jahr 2035 ab hier und jetzt elf Jahre entfernt liegt, bei jährlich zwei Millionen Konvertiten würde dies 22 Millionen neue Christen ergeben, manche werden altershalber die Ewigkeit erreichen; dies ergäbe nicht einmal eine Verdoppelung der gegenwärtigen Christenheit – selbst bei einer gewissen Progression käme nicht einmal ansatzweise eine christliche Mehrheit ins Blickfeld).

Was ist dran an den Statistiken?

Kritiker von «Save Maryam» sprechen aus naheliegenden Gründen von Alarmismus. Die Organisation scheint Geld sammeln zu wollen, um einen islamischen Fernsehsender zu finanzieren und einen Telefondienst zu unterstützen. Inzwischen ist die Website offline (anders als der YouTube-Kanal und die Facebook-Seite).

Also nichts weiter als ein Sturm im Wasserglas? Nicht ganz: Tatsächlich wächst die christliche Bevölkerung der malerischen Inselnation. Laut einer Forschungsarbeit der «Cornell University» war im Jahr 1900 nur ein Prozent der Einwohner der Nation Christen, während es heute 10,58 Prozent sind.

Namentlich in Nordsumatra (ohne Tapanuli und Nias-Mentawai) wuchs das Christentum besonders bemerkenswert; nämlich von 1933 bis 1971 um das 100-fache – von rund 8'200 auf 891'800 Personen, so die «Cornell University» weiter. Gleichzeitig darf nicht vergessen werden, dass im gleichen Zeitraum auch die Bevölkerung erheblich gewachsen ist.

(Einst das) Land des «Lächelnden Islam»

Indonesien bezeichnet sich selbst gerne als die Nation des «lächelnden Islam», die Toleranz gegenüber anderen Religionen geltend macht. Die Gründerväter der viert-bevölkerungsreichsten Nation der Welt lehnten 1945 den streng-radikalen Islam Pakistans ab und entwarfen eine Verfassung, die Religionsfreiheit im Land garantierte.

79 Jahre Jahre danach ist davon nicht mehr viel zu spüren: Der militante Islam hat sein grimmiges Haupt erhoben, islamistische Mobs brennen ab und an Kirchen nieder oder verwüsten sie. Beamte verzögern Bau-Genehmigungen für Kirchen und wenn Christen bedroht werden, reagieren die Ordnungskräfte gleichgültig. Dennoch: Die christliche Bevölkerung wächst trotz Widrigkeiten.

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / God Reports

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