«Lasst endlich Leah Sharibu frei!»
Leah Sharibu war eine von 110 Schülerinnen, die im Februar 2018 von Boko Haram aus der Government Girls Science and Technical School in Dapchi im Bundesstaat Yobe im Nordosten Nigerias entführt wurden. 104 Schülerinnen wurden wieder freigelassen, weil sie Musliminnen waren; fünf starben bei der Entführung. Als Boko Haram fragte: «Ist unter euch eine Christin?», hob Leah Sharibu als einzige die Hand. Aufgefordert, das islamische Glaubensbekenntnis zu sprechen, erklärte die 14-Jährige: «Ich werde Jesus nicht verleugnen» (Livenet berichtete).
Widersprüchliche Informationen
Über Leahs Situation in der Gefangenschaft gibt es widersprüchliche Informationen. Unbestätigten Berichten zufolge, die sich auf «lokale Sicherheitsquellen» berufen, soll sie sich von ihrem ersten Ehemann getrennt haben. Anderen Berichten zufolge soll er bei Zusammenstössen getötet worden sein. Es gibt auch Informationen, dass sie einen anderen ISWAP-Kommandeur «heiraten» musste. Nach anderen Quellen hat sie inzwischen zwei Kinder.
Ihre Eltern, Nathan und Rebecca Sharibu, zweifeln diese Informationen an und haben die nigerianische Regierung erneut aufgefordert, ihre Tochter zu retten. «Warum sollten wir diesen lokalen Sicherheitsquellen glauben?», sagten sie in einer Erklärung, die in ihrem Namen über die Leah Foundation veröffentlicht wurde. «Wenn sie Informationen über Leahs Aufenthaltsort haben, wo sind dann die nigerianischen Streitkräfte? Warum kümmert sich die Regierung nicht um ihre Freilassung?»
In der Erklärung heisst es weiter: «Unsere Familie ist nach wie vor traurig über die Gefangennahme und die andauernde Inhaftierung unserer Tochter. Wir fordern die Freilassung von Leah Sharibu und allen anderen, die sich in den Händen von Terroristen befinden.»
Von den 110 entführten Schülerinnen im Jahr 2018 ist Leah die einzige, die nie freigelassen wurde. Ihre Entführer kündigten an, Leah ihr Leben lang als Sklavin zu halten, weil sie sich weigere, zum Islam zu konvertieren. Am 20. Mai wurde sie 20 Jahre alt und ist heute das Gesicht der Tausenden von Christen, die in Nigeria jedes Jahr durch gezielte Angriffe ums Leben kommen.
Was tut der neue Präsident?
Ein nigerianischer christlicher Anwalt, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden will, sagte, die Familie wolle von der neuen Regierung unter Präsident Bola Tinubu die Zusicherung, dass sich die Regierung weiterhin für ihre Freilassung einsetzen werde.
«Leahs Eltern wollen wissen, was die nigerianische Regierung unternimmt, um sie zu retten», sagte der Anwalt. «Die Berichte über ihre Ehe sind äusserst demoralisierend. Wir wissen nicht, ob sie glaubwürdig sind – sie könnten auch Propaganda der Dschihadisten sein, um die nigerianischen Christen zu entmutigen. Aber wenn sie wahr sind, dann hätte die nigerianische Regierung den Moment nutzen sollen, bevor Leah wieder verheiratet wurde, um sie aus der Gefangenschaft zu befreien. Jetzt glauben die nigerianischen Christen, dass die Regierung diesen Moment verpasst haben könnte.»
Die Vorgängerregierung unter Buhari hatte versprochen, Leah zu befreien. Die Hoffnungen wurden enttäuscht, die Versprechen wurden nicht eingehalten. Die jetzige Regierung unter Tinubu hat sich noch nicht zu Leahs Situation geäussert – und auch nicht zur allgemeinen Sicherheitslage in Nigeria.
Henrietta Blyth, Direktorin von Open Doors, sagte: «Leah wurde nicht freigelassen, als alle ihre Klassenkameraden entlassen wurden, weil sie an ihrem Glauben festhielt und sich weigerte, zum Islam zu konvertieren. Sie ist ein Symbol dafür, wie treu nigerianische Christen sein können, wenn sie extremer Gewalt und Widrigkeiten ausgesetzt sind.»
Berichte, sie habe ihrem christlichen Glauben abgeschworen oder sich von einem Mann, mit dem sie zwangsverheiratet wurde, «scheiden» lassen, sollen ihrer Ansicht nach dazu dienen, die nigerianischen Christen zu entmutigen. «Wir fordern Nigerias neuen Präsidenten Bola Tinubu auf, die Geiseln von Boko Haram zu befreien, darunter junge christliche Mädchen wie Leah Sharibu und die 112 Chibok-Mädchen, die immer noch gefangen gehalten werden», erklärte sie.
Nigeria ist die Nummer sechs auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors, der die 50 Länder auflistet, in denen das Leben für Christen am gefährlichsten ist. Leider wurde das Land von den USA von der Liste der «besonders besorgniserregenden Länder» gestrichen.
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