Wenn Darth Vader auf Jesus Christus trifft
Die Kirche ist aufwendig dekoriert. Sie ist mit verschiedenen Licht- und Soundeffekten ausgestattet und in buntes Licht und Nebel getaucht. So können die Gäste die fiktive Science-Fiction-Welt erleben und die Darbietungen des «United Force Squads» bestaunen. Sie stellen in Kostümen gehüllt die für die «Star Wars»-Welt berühmten «Sturmtruppler» dar. Einzelne Filmepisoden werden vorgeführt, der Soundtrack kommt von der Orgel. Gottesdienstbesucher mit Lichtschwert und Stormtrooper-Helm können Kinokarten gewinnen. Lektor Maximilian Witt der Jugendkirche Paulus in Bad Lauterberg ist als Filmheld «Obi-Wan Kenobi» verkleidet. Er leitete die zahlreich erschienenen Gäste durch den Gottesdienst und hält die Predigt.
Gut gegen Böse
Darth Vader – darf das im Gottesdienst sein? Der epische Kampf des Guten gegen das Böse ist im Grunde eine christliche Botschaft, erklärt Maximilian Witt. «Star Wars» heisst «Krieg der Sterne», doch Maximilian Witt ist überzeugt: «Man kann verschiedene Personen aus Star Wars auch in gewissen Punkten mit der Bibel gleichsetzen, dass zum Beispiel gewisse Regeln, Weisheiten weitergegeben werden.» So hat Luke Sykwalker eine Art Erlöser-Rolle inne, «eine Figur, auf die man vertrauen kann, dass sie das Böse besiegt und das Gute zum Sieg führt». Das passe ideal zur Bibelstelle: «Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute» (Römerbrief Kapitel 12, Vers 21).
Einen Star-Wars-Gottesdienst führten auch die reformierte Kirche in Gümligen BE, die Kirche in Hornburg und die Berliner Zionskirche der Evangelischen Gemeinde am Weinberg durch. In Berlin hatten die beiden Vikare Ulrike Garve und Lucas Ludewig die Idee umgesetzt und mehr als 500 Gäste begeistert. An normalen Sonntagen finden nach Angaben der Pfarrerin etwa 150 Gläubige den Weg in das Gotteshaus. In Hornburg (Clip) kommen normalerweise 50 Gläubige in den Sonntagsgottesdienst, bei Star Wars kamen 381.
Jugendliche werden abgeholt
Unter den Kirchgängern der Star-Wars-Gottesdienste gab es viele jüngere Menschen. Die Resonanz fällt insgesamt positiv aus. «Der Kirche wird ja häufig unterstellt, staubig zu sein. Ich finde es gut, dass auf diese Weise viele Leute gekommen sind, die sonst vielleicht nicht gekommen wären», sagt ein 31-jähriger «Star Wars»-Fan zum «Weser Kurier». Manche waren kritisch, was den Star Wars-Gottesdienst der Jugendkirche Paulus anging. Ganz anders der Konfirmand Julius aus Dorste. Als er davon erfuhr, wollte er sich dieses Event unbedingt ansehen. Sonntägliche Gottesdienste sind für den 13-Jährigen sonst eher lästige Pflicht denn wahres Vergnügen. Dafür ist er aber grosser Star Wars-Fan und hat sich alle Filme angesehen. In seinem Zimmer hängen Poster einiger Figuren, im Regal stehen ein paar Modelle aus Klemmbausteinen. Für ihn traf die Ankündigung der Jugendkirche einen Nerv.
Eine neue Hoffnung
1977 hat der Filmproduzent George Lucas den ersten Film «Star Wars» produziert. Eine neue Hoffnung in die Kinos gebracht. Weitere folgten und inzwischen haben sich um den «Krieg der Sterne» eingeschworene Fans zusammengeschlossen, um gemeinsam diesen neuen Kult zu pflegen. Der Filmemacher George Lucas ist davon überzeugt, dass es neue Erzählungen braucht, um Werte wie den Widerstand gegen die Macht des Bösen einer nächsten Generation weiterzugeben.
Während das gesamte Universum durch die Entscheidungen eines Vaters und seines Sohnes gesteuert werden kann, gibt es in Star Wars immer die Hoffnung, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden. In Star Wars spielt die Hoffnung eine grosse Rolle. Da die gegnerischen Seiten der Macht in der Star-Wars-Reihe aufeinander losgehen, ist die Hoffnung darin verankert, dass die helle Seite den Sieg davonträgt. Abgesehen davon, dass Jedis die Siths besiegen, beruht der hoffnungsvolle Sieg des Lichts über die Dunkelheit in der Regel auch auf einem Zusammenschluss des «Guten» gegen die bösen Mächte.
Yoda sagte, Hass führt zu unsäglichem Leid. Die Bibel gibt eine Antwort, indem sie die Liebe dem Hass entgegensetzt. Jesus sagte: Liebt eure Feinde. «Das ist es, was die Welt braucht, das ist das, was diese Gesellschaft braucht.» Für die Konfirmanden jedenfalls blieb am Ende nur eine Frage offen: Warum kann Kirche eigentlich nicht immer so sein?
Dieser Artikel erschien zuerst bei Dienstagsmail.
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