Myanmar: 6 Jahre Gefängnis für christlichen Leiter
Die ersten beiden Anklagen gehen auf Hkalams Reise im Jahr 2022 nach Laiza im Kachin-Staat zurück, wo er sich mit prominenten Kachin-Leitern getroffen hatte. Die dritte Anklage ist das Ergebnis eines Zoom-Gebetstreffens mit christlichen Kachin, bei dem er die jungen Leute dazu aufrief, «die Nation in Christus aufzubauen», so die New York Times. Dr. Samson war am 5. Dezember 2022 auf dem internationalen Flughafen von Mandalay verhaftet worden, als er versuchte, nach Bangkok zu reisen, um dort medizinische Behandlung zu erhalten. Seit seiner Verhaftung ist er im Gefängnis von Myitkyina inhaftiert.
«Er ist ein Mann, der Gott kennt und liebt», sagte Hkalams Frau, Zung Nyaw, gegenüber der Times. «Er ist ein Prediger, also hat er keine Feinde. Er ist ein Mensch, der sich aufopfert und anderen hilft.»
Drei US-Präsidenten getroffen
Im Juli 2019 war Hkalam Samson mit Präsident Donald Trump im Oval Office zusammengetroffen. Gemeinsam mit einer Gruppe von Opfern religiöser Verfolgung aus aller Welt erzählte er, wie das Volk der Kachin «von der Militärregierung Myanmars unterdrückt und gefoltert wird» und dankte der Trump-Regierung für die Verhängung von Sanktionen gegen vier hochrangige Generäle.
Als langjähriger Vertreter der Kachin hat sich Hkalam nicht nur mit Trump, sondern vor ihm auch mit Ex-Präsident Barack Obama, der damaligen Aussenministerin Hillary Clinton und dem ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter (2013) getroffen, als diese Myanmar besuchten, wie die New York Times berichtet.
Benedict Rogers, leitender Analyst der Menschenrechtsorganisation CSW für Ostasien, Autor von drei Büchern über Myanmar und ein Freund von Samson, sagte: «Dieses Urteil ist ein ungeheuerlicher Missbrauch der Justiz. Reverend Dr. Samson (…) wurde nur deshalb inhaftiert, weil er sich mutig gegen die barbarischen Gräueltaten des Militärs in Myanmar an der Bevölkerung ausgesprochen hat.» Die internationale Gemeinschaft müsse mit Nachdruck seine sofortige Freilassung aus dem Gefängnis fordern.
Symbolfigur für die Kachin
«Dr. Hkalam ist das Aushängeschild der baptistischen Kachin-Kirchen und des Kachin-Volkes», sagte Labya La Seng, Pastor der Kachin Baptist Church in Dallas-Fort Worth und Präsident der Kachin American Baptist Association.
Als Labya, der 1999 in die Vereinigten Staaten eingewandert war, die Nachricht von Hkalams Verhaftung hörte, war er schockiert, dass die Junta «es wagt, Dr. Hkalam ohne jedes Zögern anzugreifen». Gleichzeitig war er aber auch nicht überrascht über das brutale Vorgehen der Junta seit dem Putsch.
«Ich bin noch nicht bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass ein Mann wie Dr. Hkalam inhaftiert wurde. Er ist kein gewöhnlicher Mensch, er ist ein Mann, der verschiedene US-Präsidenten getroffen hat», sagte Labya. «Das zeigt einfach den Trotz des Militärrats und [seine Herausforderung an] die freie Welt.»
Auch Gum San Nsang, Präsident der Kachin Allianz in den USA und Freund von Hkalam, setzt sich für ihn ein. Seit der Inhaftierung seines Freundes hat Nsang die Vereinten Nationen und die US-Regierung aufgefordert, sich mit diplomatischen Mitteln für die Freilassung von Hkalam einzusetzen. «Wir haben uns nicht direkt an das Putschregime gewandt, weil sie die Inhaftierung von Pastor Samson als politisches Instrument benutzen», sagte Nsang.
Angefeindetes Christenvolk
Die Region Kachin im Norden Myanmars ist ein Zentrum des Bergbaus – und des Widerstands gegen die Militärjunta. Seit deren Machtergreifung im Jahr 2021 sind Tausende von Menschen vor Angriffen von Luft- und Bodentruppen geflohen, Hunderte von Häusern wurden niedergebrannt.
Die Kachin sind überwiegend Baptisten, was auf die Arbeit amerikanischer Baptistenmissionare im 19. Jahrhundert zurückzuführen ist. Adoniram Judson war der erste protestantische Missionar, der 1813 in Myanmar eintraf, doch die Missionsarbeit unter den Kachin begann erst 1877. William Henry Roberts taufte 1882 die ersten sieben Kachin-Christen, die später im selben Jahr die erste Kachin-Kirche gründeten. Die Baptistenvereinigung KBC wurde 1910 gegründet und umfasst heute mehr als 300 Kirchen.
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