«Wir brauchen alle Gebete, die wir kriegen können»

Mitarbeiter von «Samaritan’s Purse» beten gemeinsam
Die christliche Hilfsorganisation «Samaritan's Purse» ist nach den verheerenden Bränden auf Hawaii im Einsatz. US-Mitarbeiter Stephen Sneed berichtet, wie es den Menschen dort geht und warum trotz aller Zerstörung Platz für Hoffnung ist.

Wie ist die Situation auf Hawaii im Allgemeinen? Sind die Brände mittlerweile unter Kontrolle?
Stephen Sneed: Die Lage auf Hawaii ist düster, aber es gibt Hoffnung. Nachdem die Anzahl der Toten (mindestens 110 Menschen, Anmerkung der Redaktion) nach der Katastrophe stark angestiegen ist, sind die Familien gebrochenen Herzens und erschöpft. Aber die Menschen auf Maui sind robust und die lokalen Kirchengemeinden sind bereit, die Familien der Opfer zu unterstützen – mit Unterstützung von «Samaritan’s Purse». Vergangene Woche besuchten viele Mitglieder von unserer Hilfsorganisation einen Sonntagsgottesdienst in einer der Kirchen vor Ort. Es war der erste Sonntag nach dem Feuer. Die Predigt ging darüber, wie man sich im Leid auf Gott verlassen kann. Alle Lobpreislieder, die gesungen wurden, sprachen vom Jubel zu Gott, auch in harten Zeiten. Tränen erfüllten den Raum, denn viele Gottesdienstbesucher hatten einen lieben Menschen im Feuer verloren oder hatten ihre Häuser oder ihre Lebensgrundlage verloren. Trotzdem waren während des ganzen Gottesdienstes die Hände zum Lob gehoben.

Die Mehrheit der Waldbrände ist mittlerweile unter Kontrolle. Die Insel Maui ist aber weiterhin eine Gefahrenzone, weil es immer wieder kleine «Hotspots» von Bränden gibt. Ausserdem stellen die Winde, die vom Pazifik über die Insel wehen, ein Risiko dar. Der örtliche Katastrophenschutz und andere Hilfsorganisationen überwachen die Lage aufmerksam.

Wie viele Mitarbeiter von «Samaritan’s Purse» sind derzeit vor Ort?
Unsere Organisation hat mehr als 25 freiwillige Helfer und einige fest angestellte Mitarbeiter in Maui. Wenn die Lage sicherer ist, können noch mehr Freiwillige eingesetzt werden.

Was sind derzeit die wichtigsten Aufgaben für Ihre Mitarbeiter auf Maui?
«Samaritan’s Purse» hat am 15. August mit ihrem Frachtflugzeug 17 Tonnen an Soforthilfe-Materialien geliefert, an Ausrüstung und hat die Freiwilligen eingeflogen. Seit dem 10. August sind Spezialisten für Katastrophenhilfe von «Samaritan’s Purse» in New York vor Ort. Sie kümmern sich um die Koordinierung, zusammen mit den lokalen Behörden und unseren Partner-Kirchen. In den kommenden Tagen werden unsere Freiwilligen die Asche und die Überreste der Häuser durchsuchen nach Dingen, die vielleicht die Flammen überlebt haben und nach unbezahlbaren Andenken der Einwohner – bevor dann das Aufräumen beginnt. Die Hilfe der Freiwilligen ist für die Opfer der Waldbrände ein Zeichen, dass Gott da ist, auch im Leid.

Sie arbeiten mit Kirchen und Gemeinden vor Ort zusammen. Sind die Anlaufstellen für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben?
Viele Kirchen, gemeinnützige Organisationen und auch einzelne Familien haben Gott sei Dank ihre Türen für die Menschen in Not geöffnet. Sie finden dort übergangsweise Zuflucht. Die Feuer haben fast 3'000 Gebäude, Wohnorte und Häuser zerstört. Ausserdem sind viele grosse Kirchen auf Maui zu Verteilzentren geworden. Viele Einwohner, die nicht alles verloren haben, und Organisationen spenden wesentliche Versorgungsmaterialien dorthin wie Lebensmittel, Hygieneprodukte und anderes.

Wie kümmern sich die Kirchen – und auch die Pastoren – noch um die Menschen?
Gott möchte, dass die Kirchen in Zeiten wie diesen seine Hände und Füsse sind. Die lokalen Gemeinden spenden den Menschen, die zu ihnen kommen und alles verloren haben, zuhauf Trost und sie kümmern sich um sie. Zudem erinnern sie die Menschen daran, dass Gott sie nicht verlassen hat. Während so viel in den Feuern verloren gegangen ist, sind die Kirchen am Leben und aktiv auf der ganzen Insel Maui.

Damit die einzelnen Kirchen besser zusammenarbeiten können, hat «Samaritan’s Purse» ein Treffen für alle Pastoren auf Maui arrangiert. Sie konnten sich austauschen, was wo am nötigsten gebraucht wird, wie sie die Hilfsangebote von «Samaritan’s Purse» auf der Insel bekannt machen können und sie beteten zusammen.

Wie geht es den Hawaiianern selbst? Haben sie etwas, was ihnen Hoffnung gibt?
Die Menschen hier leiden verständlicherweise sehr und trauern um Angehörige, den Verlust ihrer Häuser und ihr Eigentum. Die Lage scheint zwar trostlos, aber es gibt auch viel Hoffnung auf Maui. Zusammen mit «Samaritan’s Purse» versuchen die Kirchen den Familien zu zeigen, dass sie Hoffnung in Jesus Christus finden können. Die Menschen auf Maui brauchen auch weiterhin viele Gebete. Einige freiwillige Helfer konnten aus den Überresten eines Hauses von einem Paar viele Dinge finden, die die Flammen überstanden haben. Das hat das Paar sehr ermutigt. Die Frau sagte: «Wir brauchen gerade alle Gebete, die wir kriegen können. Unser Gebet ist unsere Gemeinschaft. Mein Mann und ich haben wirklich Glück gehabt, denn es ist nur ein Haus. Wir brauchen Liebe, Unterstützung und Gebete für jeden, der gerade das Gleiche durchmacht.»

Wie lange wird der Wiederaufbau dauern? Ist das überhaupt möglich?
Der Weg zum Wiederaufbau wird Jahre dauern. Die betroffenen Gebiete auf Maui werden nie wieder dieselben sein. Aber es gibt Hoffnung für die Zukunft. Franklin Graham, der Vorsitzende von «Samaritan’s Purse», sagte: «Mit jedem Tag, der vergeht, realisieren wir mehr von dem unvorstellbaren Schmerz und dem Verlust, den die Menschen in Lahaina und auf Maui erlebt haben. Wir haben unsere Mitarbeiter von 'Samaritan’s Purse' und Freiwillige vor Ort. Ausserdem unser Notfallteam der 'Billy Graham Evangelical Association', deren Seelsorger sich um die geistlichen Nöte der Menschen kümmern. Unsere Teams stehen den Menschen zur Seite, die ihre Häuser verloren haben und suchen in der Asche nach persönlichen Gegenständen, die das Feuer vielleicht verschont hat. Das bedeutet den Familien so viel. Wir arbeiten ausserdem mit den lokalen Behörden zusammen und helfen den Unverletzten beim Wiederaufbau ihrer Häuser.»

Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin

Zum Thema:
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Autor: Swanhild Brenneke
Quelle: PRO Medienmagazin

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