Offene Toiletten - offene Herzen

Christen öffnen Toiletten um das Evangelium weiterzugeben (Symbolbild)
Durch die Olympiade kommen bis zu 16 Millionen Menschen nach Paris. Christen suchen nach Wegen, ihnen das Evangelium weiterzugeben – und finden verblüffende Lösungen.

Matthew Glock ist ein US-amerikanischer Gemeindegründer, der seit 30 Jahren in Paris lebt. Während der Olympischen Spiele hoffen viele französische Geschäftsleute auf grossen Umsatz mit den vielen Gästen. Der Pastor sucht dagegen zusammen mit anderen christlichen Gemeinden nach Wegen, den Menschen Gottes Liebe zu zeigen. Dafür schlossen sich viele im Vorfeld des Sportereignisses bereits zu «Ensemble 2024» zusammen und planten rund fünfhundert Aktionen rund um die Olympiade: von Musik und Kunst über gemeinnützige Dienste, Sportveranstaltungen und Glaubensgespräche.

Ensemble 2024

Als Vorbereitung trafen sich am 25. Mai 20'000 Gläubige für einen Gebetsmarsch in Paris – für das säkulare Frankreich war dies ein starkes Zeichen. Sie besprachen dabei auch, wie sie mit den französischen Richtlinien umgehen könnten, die eine strikte Trennung von Staat und Religion fordern. Im Fall der Olympiade bedeutet dies, dass bei öffentlichen Veranstaltungen nicht zum Glauben eingeladen werden darf. Glock und seine Partner bieten stattdessen freundschaftliche Sportwettkämpfe in den Gemeinden an, Lobpreismusik in der Nähe der Sportanlagen, aber auch seelsorgerliche Betreuung der Athleten.

Neben diesen typisch christlichen Angeboten entwickelte das Team von Ensemble 2024 auch ungewöhnliche Formate. «Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt», unterstreicht Glock die gemeinsamen Bemühungen mit einem Bibelvers aus Johannes, Kapitel 13, Vers 34. Diese Liebe wollen die Christinnen und Christen allen zeigen. Seit Juli ist Paris nicht voll, sondern überfüllt, kostet ein Metro-Ticket das Doppelte wie vorher und begegnen viele Einheimische den Gästen zunehmend genervt. Wie lässt sich hier Gottes Liebe weitergeben? Mit überraschenden Angeboten.

Überraschende Angebote

Die Gemeinden aktivieren Mitglieder, die Fremdsprachen beherrschen. Diese stellen sich an die Hauptwege der Touristen. Ihre Namensschilder zeigen mit dem Hinweis «Je parle… (Ich spreche)» die Sprachen, die sie beherrschen. Gern helfen sie ihren Gästen. Dazu bieten sie ihnen auch Restaurantführer und Karten an. Besonders gut kommt es an, dass Gemeindehäuser öffnen, ihre Toiletten ausschildern und diese sauber und kostenlos zur Verfügung stellen. «Wir setzen uns für einen wohltätigen Ansatz ein, der die Bedürfnisse der Menschen erfüllt», heisst es auf der Website von Ensemble 2024.

Diese Art der Hilfe kommt an. Und sie unterstreicht deutlich, dass die Christen ihren Besuchern dienen möchten. Sie können Toiletten benutzen, erhalten gratis Hygieneprodukte und dürfen ihre Trinkflaschen auffüllen. Eher an ihre Nachbarn richten sich Initiativen zur Unterstützung von Obdachlosen, zum Umweltschutz durch Müll- und Recyclingkampagnen und auch durch das Angebot einer französischsprachigen Sportlerbibel mit Lebensberichten gläubiger Athleten. Das Ziel von Ensemble 2024 ist nämlich keine kurzfristige Aktion, sondern echte Gemeinschaft unter französischen Gläubigen, die noch lange nach den Abschlussfeiern andauern soll. «Die Olympischen Spiele sind ein katalytisches Ereignis, das diese Zusammenarbeit beschleunigt», hält der Koordinator Matthew Glock fest. «Sie wird langfristig sein, weil die Kirche zusammengearbeitet hat, zusammenarbeiten gelernt hat und weiterhin dienen wird.»

Die Toiletten-Idee

Die Idee mit den geöffneten Toiletten ist nicht neu. Tatsächlich lässt sich ähnliches nicht nur im olympischen Massstab umsetzen, sondern auch im normalen Gemeindeleben. Der Pastor und Gründer des Oasis-Netzwerks Steve Chalke erzählt, dass sie früher als Kirchengemeinde Wege zu den Menschen in ihrer Nachbarschaft suchten. Die Mitglieder waren älter, viele kamen nicht aus der direkten Umgebung, und sie taten sich schwer, in Kontakt zu kommen und Freundschaften aufzubauen. Die Gemeinderäume befanden sich allerdings genau an einer Bushaltestelle gegenüber Waterloo Station. Und was die wartenden Menschen immer wieder benötigten, war eine Toilette… Nach einigen Diskussionen («Ist das unser Auftrag?», «Und wer putzt anschliessend?») öffnete die Gemeinde nicht nur ihre Türen, sondern auch ihre Toiletten – es wurde ein Wendepunkt in der Gemeindegeschichte.

Ähnliches erlebt auch die Christusgemeinde im mittelhessischen Lich. Die kleine Gemeinde engagiert sich schon länger auch kulturell im Ort. Bei einem regelmässigen Kunst-Event in der gesamten Stadt stehen ihre Räume als Ausstellungsfläche zur Verfügung. Und wieder ist es der Hinweis darauf, dass man hier auch eine Toilette findet, der manche Menschen herführt. «Ich nenne das bedürfnisorientierte Evangelisation», meint der Pastor augenzwinkernd.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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