«Wir fragen uns, wie wir Europa erreichen können»
Im Südwesten der kenianischen Hauptstadt Nairobi steht ein riesiges weisses Zelt. Hier, im Stadtteil Karen, lädt der einheimische Pastor Stephen Mutua zu den Gottesdiensten seiner Gemeinde «Eagles Christian Church» ein. Raffiniert angeordnete Stoffschichten sorgen dafür, dass die Temperaturen auch in der Hitze des Tages angenehm bleiben. Hier auf dem weitläufigen Compound empfängt der Afrika-Verantwortliche der «GO Movement» Livenet zum Hintergrundgespräch.
Afrika ist der Kontinent, auf dem der christliche Glaube neben Israel seinen Ursprung hat: Von hier stammt der erste dokumentierte Konvertit, hier wird die Bundeslade vermutet, Simon von Cyrene (der das Kreuz Jesu trug) stammte aus Afrika, ebenso Augustinus von Hippo, um nur einige zu nennen – und hier breitet sich der christliche Glaube derzeit in einer Geschwindigkeit aus wie nie zuvor.
Mitmenschen erreichen
Wo früher die Trennlinien zwischen verschiedenen Denominationen die Zusammenarbeit erschwerten, werden Differenzen nun beiseitegelegt, man konzentriert sich gemeinsam auf das Ziel.
Bemerkenswert ist die unerschütterliche Freude der Christen, Menschen für Jesus zu gewinnen. An einem Tag im Jahr, dem «Go Day», gehen, mobilisiert durch die Gemeinden, tausende Christen auf die Strassen. «Sie fragen einfach nach Traktaten und T-Shirts, um das Evangelium zu verbreiten», beobachtet Stephen Mutua. Dadurch werden mit einem geringen Budget Tausende erreicht.
Menschen werden berührt
In den ländlichen Gebieten Afrikas führen einheimische Christen unzählige Menschen zu Jesus. Stephen Mutua weiss: «Afrikaner sind sehr familiäre Menschen, und es ist selten, dass jemand ein Gebet für sich und seine Familie ablehnt.»
Durch diese offenen Herzen konnten viele Kranke geheilt und zu Christus geführt werden. «Eine der grössten Herausforderungen bleibt jedoch die Nacharbeit – die Betreuung der Neubekehrten. Oft fehlt es an Material und Büchern.»
Kontinentaler Tauftag
«Am ‘GO Day’ finden jedes Jahr tausende Menschen zu Jesus und es entstehen neue Gemeinden, die diese Menschen aufnehmen und weiter begleiten.» Ein wichtiges, öffentlich sichtbares Zeichen sind auch die Wassertaufen.
Auf einem anderen Kontinent, in der Dominikanischen Republik in der Karibik, findet jährlich ein nationaler Tauftag statt. Etwas Vergleichbares wird ab diesem Jahr auf dem afrikanischen Kontinent folgen: Erstmals in Afrika wird dieses Jahr ein kontinentweiter Tauftag veranstaltet. «Das wird ein grosses Ereignis, bei dem Tausende von Menschen nach dem Gottesdienst zusammenkommen und öffentlich ihren Glauben bekennen.»
Einfache Strukturen, tiefer Glaube
Die Einfachheit des Lebens in Afrika fördert den Glauben auf besondere Weise. Neue Kirchen beginnen oft unter einem Baum. «Es geht darum, sich zu versammeln.» Der Ort ist weniger wichtig. «Afrikaner sind gerne unter einem Baum, um Götzen anzubeten. Jetzt können sie unter einem Baum dem wahren Gott begegnen.»
Die Menschen kommen mit offenem Herzen zusammen, um Gott zu loben. «Auch technische Hilfsmittel wie Hörbibeln spielen eine wichtige Rolle, vor allem in abgelegenen Gebieten. Diese Bibeln ermöglichen es den Menschen, das Wort Gottes in ihrer eigenen Sprache zu hören und zu verstehen, was besonders für Neubekehrte von unschätzbarem Wert ist.»
Herausforderungen in Nordafrika
Das Ziel der afrikanischen Christen ist es, ihren Kontinent für Jesus zu gewinnen. In Nordafrika, vor allem im sogenannten 10/40-Fenster, sind die Herausforderungen ungleich grösser als in Afrika südlich der Sahara.
«Viele Gemeinden dort sind noch stark vom Westen abhängig, und es fehlt an Einheit zwischen den verschiedenen Denominationen.» Mit Tagungen und Konferenzen versuche man aber, neue Methoden zu entwickeln, um auch diesen Teil des Kontinents zu erreichen. «In Nordafrika dauert das sehr lange. Jesus bittet um Erntehelfer.»
Afrika will Europa erreichen
«In Afrika sagen wir, dass wir nicht warten, bis wir reich sind, sondern dass wir mit dem, was wir haben, handeln wollen», erklärt Stephen Mutua. Mit den vorhandenen Ressourcen und dem tiefen Glauben ist der Kontinent bereits ein Vorbild. «Es ist an der Zeit, ein Segen für diejenigen zu sein, die Afrika gesegnet haben – Europa und die USA. Wir wollen agieren statt reagieren, mit einem Herzen voller Glauben und einer Hand, die bereit ist, zu arbeiten.»
Stephen Mutua fügt hinzu: «Als Pastoren denken wir darüber nach, wie wir Europa erreichen können. Und wir beten bei unseren Treffen für Europa.» Denn der Westen ist längst zum Missionsfeld geworden – auch und gerade die Schweiz, Deutschland und Österreich.
Europa, Kanada, die USA sollen erreicht werden durch die afrikanische Diaspora und durch Menschen, die gezielt in den Westen ziehen, um dort zu arbeiten und ihr Umfeld zu erreichen.
Das Livenet-Gespräch mit Stephen Mutua in Nairobi zeigt: Auch für die Schweiz gibt es geistliche Hilfe und Hoffnung aus Afrika.
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